Olpe. Einstiger Gasthof nach jahrelangem Leerstand nun von Besitzer „mit Bauhintergrund“ erworben. Erste Spuren von Bautätigkeit werden sichtbar.

Einst war es ein Vorzeigeobjekt, seit vielen Jahren ist es ein Schandfleck: Jahre der Vernachlässigung und mangelnden Pflege haben aus dem einstigen Gasthof Richard Kemper, für ältere Olper und Ölper schlicht „Tante Käthe“, eine Ruine gemacht. Doch damit dürfte es nun bald vorbei sein, denn ein neuer Eigentümer hat das verfallene Haus gekauft. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass sich nach vielen Jahren weiteren Verfalls nun endlich etwas auf dem Grundstück an der Westfälischen Straße tun wird.

Einst prachtvolle Glasfenster lassen noch ahnen, wie edel die Gastwirtschaft einst ausgestattet war.
Einst prachtvolle Glasfenster lassen noch ahnen, wie edel die Gastwirtschaft einst ausgestattet war. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Zwar heißt dies, dass wieder einmal ein historisches Gebäude in der Kreisstadt fallen wird, in diesem Fall ist dies aber unumgänglich. Zu schlecht ist der Zustand, Teile der Anbauten im hinteren Gebäudeteil sind bereits eingestürzt, Regen dringt an vielen Stellen in das kaputte Dach ein, ein Betreten des Bauwerks ist nicht anzuraten.

Schilder weisen auf die Gefahren der Ruine hin.
Schilder weisen auf die Gefahren der Ruine hin. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Dabei gehörte der Gasthof viele Jahre fest zum Olper Stadtleben. Das genaue Baujahr ist unbekannt. Die Bauakte der Stadtverwaltung macht aber klar, dass das mit einem auffälligen Krüppelwalmdach versehene Haus vor 1831 gebaut worden ist – definitiv aber nach 1795, denn in jenem Jahr trug sich der große Stadtbrand zu, dessen Folge der komplette Neuaufbau der gesamten Innenstadt war mit Ausnahme der St.-Martinus-Kirche, die das Feuer überstanden hatte. Durch die Nähe zur Kreisverwaltung und der damaligen Polizeihauptwache wurde „Tante Käthe“ für viele Jahre zum Treffpunkt der Kreisbeamten und der Polizei. Doch irgendwann verlor die beliebte Speisegaststätte, lange Jahre in jugoslawischer Hand und für Qualität und Gastlichkeit bekannt, an Substanz. Der Niedergang der Besucherzahlen zeigte sich am Zustand, der von Jahr zu Jahr nachließ und schließlich zur Schließung führte.

Der einstige Gasthof Richard Kemper steht seit vielen Jahren leer und verfällt zusehends. Nun hat ein neuer Eigentümer das Objekt erworben; die Stadtverwaltung rechnet mit einem baldigen Abbruch und folgendem Neubau. Im Obergeschoss wurden Fenster ausgebaut, Folien verschließen die Öffnungen. Schilder weisen auf die Gefahren der Ruine hin.
Der einstige Gasthof Richard Kemper steht seit vielen Jahren leer und verfällt zusehends. Nun hat ein neuer Eigentümer das Objekt erworben; die Stadtverwaltung rechnet mit einem baldigen Abbruch und folgendem Neubau. Im Obergeschoss wurden Fenster ausgebaut, Folien verschließen die Öffnungen. Schilder weisen auf die Gefahren der Ruine hin. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Eine Sanierung ist nicht darstellbar und wäre wirtschaftlich nicht zu verantworten. Thomas Meinerzhagen ist zwar seit kurzem neuer Ordnungsamtsleiter der Stadt, war aber bis vor wenigen Wochen für die Denkmalbelange der Stadt zuständig und kennt daher die jüngere Geschichte des Bauwerks bestens. Er betont, dass das Gebäude von seiner Bauweise her an sich absolut erhaltenswert und stadtbildprägend sei. Doch sei die Verwaltung in Übereinstimmung mit dem Landesdenkmalamt zum Ergebnis gekommen, dass ein Abbruch unvermeidbar sei, obwohl der einstige Gasthof im Gebiet der Denkmalbereichssatzung stehe. Ein Abbruch müsse zwar nicht mehr eigens beantragt werden, doch der entsprechende Neubau habe sich entsprechend in die Umgebung einzupassen. Es gebe noch keinen konkreten Bauantrag, aber kürzlich sei das Gebäude an einen neuen Eigentümer veräußert worden, und dies sei jemand „mit Bauhintergrund“. Meinerzhagen: „Daher gehen wir jetzt davon aus, dass sich in naher Zukunft etwas tun wird.“ Eine Kleinigkeit ist schon passiert: Zwei Fenster aus dem Obergeschoss wurden ausgebaut, Folie verschließt nun die Öffnungen. 2021 hatte die Verwaltung im Bauausschuss über die Abbruch- und Neubaupläne des damaligen Besitzers berichtet, die sich aber eben wegen jeder notwendigen Anpassung an die Umgebung zerschlagen hatten.

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Heimatforscher Dr. Manfred Schöne (✝) hat in seinem Buch „Alt Olpe“ die Geschichte des Hauses niedergeschrieben: Demzufolge erbaute das Haus einst der Müller der Untersten Stadtmühle, Wienand Werth. Die Witwe Käthe Althaus gab dem Haus schließlich den Namen, unter dem es die meisten kennen.

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