Drolshagen. Dunkle Wolken haben sich über dem evangelischen Gotteshaus zusammengezogen. Nicht nur symbolisch fehlt dem Gotteshaus das Fundament.

Es ist eine Gemeindeversammlung, die eine besondere Bedeutung hat. Am Sonntag, 25. August, sind die evangelischen Christen aus der Stadt Drolshagen eingeladen, zunächst an einem Gottesdienst in ihrer Johanneskapelle teilzunehmen, der um 10 Uhr beginnt und gleich im Anschluss ab 11 Uhr die Versammlung zu besuchen, die schlicht und aussagekräftig den Titel „Zur Zukunft der Gemeinde“ trägt.

Die Johanneskapelle in Drolshagen: Dunkle Wolken haben sich über ihrer Zukunft zusammengezogen.
Die Johanneskapelle in Drolshagen: Dunkle Wolken haben sich über ihrer Zukunft zusammengezogen. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Martin Eckey ist Vorsitzender des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Olpe, zu der auch die Pfarrbezirke Drolshagen und Wenden zählen, und erklärt auf Anfrage unserer Redaktion die näheren Hintergründe. „Es gibt zwei Gründe, die uns zu Überlegungen geführt haben, die die Zukunft der Kapelle betreffen. Da ist einmal die bauliche Seite. Die Johanneskapelle wurde Anfang der 1950er-Jahre gebaut. Aber sie hat kein Fundament. Sie wurde seinerzeit einfach auf gestampften Boden gebaut, und das hat zur Folge, dass das Mauerwerk ganzjährig Kontakt zur Feuchtigkeit des Bodens hat und sogar im Sommer geheizt werden muss, um die Feuchtigkeit im Griff zu haben.“

Der Grundstein des Gotteshauses wurde 1951 gelegt. Ein Diaspora-Programm der Landeskirche machte seinerzeit den Bau möglich.
Der Grundstein des Gotteshauses wurde 1951 gelegt. Ein Diaspora-Programm der Landeskirche machte seinerzeit den Bau möglich. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Dies sei einerseits aus Kostengründen auf Dauer nicht zu verantworten, zum anderen habe die Evangelische Kirche von Westfalen den Grundsatzbeschluss gefasst, bis zum Jahr 2035 CO2-neutral zu arbeiten, was den mittelfristigen Abschied von allen Gasheizungen bedeute. „Wir haben jetzt schon jährliche Kosten von 30.000 Euro zu tragen, und das wird in naher Zukunft deutlich mehr, weil Gas im Preis weiter steigen wird.“ Und auch mit einer Wärmepumpe werde das nicht wesentlich besser werden, von den Investitionskosten ganz zu schweigen. Hinzu komme, dass die Kapelle auf einem Grundstück stehe, das kaum Möglichkeiten eröffne. „Das Gebäude steht praktisch im Hang, wenn man an der oberen Seite arbeiten will, muss man auf das Nachbargrundstück.“ Doch all das seien nicht die wesentlichen Gründe, viel schwerer wiege die gemeindliche Situation: „Seit Wolfgang Weiss Ende 2023 verabschiedet wurde, sind wir noch zwei Pfarrer. Und nächstes Jahr gehe ich in den Ruhestand, dann ist Pfarrer Andreas Chaikowski allein, und auch der geht in vier Jahren. Auf Dauer wird hier nur eine Stelle besetzt sein. Man muss es ganz ehrlich sagen: Für Drolshagen wird es nie wieder einen evangelischen Geistlichen geben.“ Von der Landeskirche sei für solche Bezirke eine Gläubigenzahl von 3000 vorgegeben; in Drolshagen und den zugehörigen Dörfern zählt die evangelische Kirche gerade 1200 Mitglieder.

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Die Empfehlung des Presbyteriums laute daher, sich schon bald von der Johanneskapelle zu verabschieden, sie zu verkaufen oder sogar abzubrechen und dann nur das Grundstück zu veräußern. „Ich sehe keine andere Möglichkeit für die Zukunft als uns auf Olpe zu konzentrieren. Dort steht unsere älteste und würdigste Kirche, zudem ist sie zentral. Hier werden wir bleiben. Wir müssen im Presbyterium entscheiden, wo wir Gottesdienste feiern, und das wird in der Regel in Olpe sein, einmal im Monat in Wenden.“ Rothemühle bleibe eine Ausnahme, denn die dortige Kirche, die schon vor vielen Jahren geschlossen werden sollte, wird seitdem vom dortigen Kapellenbauverein unterhalten, der sich auch um Geistliche kümmert, die auf Einladung des Vereins dort Gottesdienste feiern.

„Ich fürchte, es bleibt kein anderer Ausweg.“

Martin Eckey
Pfarrer und Vorsitzender des Presbyteriums

Als die Pläne für die Johanneskapelle bekannt wurden, habe sich in Drolshagen eine Initiative von evangelischen Christen gebildet, die nun ehrenamtlich ins Rad greifen wollten. „Dabei hat sich ein viele Jahre tätiger Helferkreis gerade aufgelöst“, bedauert Eckey. Er ist höchst gespannt auf die Versammlung am Sonntag und das Echo auf den Aufruf. „Ich würde mich sehr freuen, wenn sich da eine Initiative bilden würde. Eine Kirche zu schließen, das mache ich ja nicht gern. Aber ich fürchte, es bleibt kein anderer Ausweg.“ Denn es habe keinen Sinn, in Drolshagen eine – zudem kostenintensive – Kirche aufrechtzuerhalten, wenn das geistliche Personal fehle, um dort Gottesdienste zu feiern.

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Gebaut wurde die Kirche ab dem Jahr 1951 durch ein Diaspora-Programm der Landeskirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren im Raum Drolshagen zahlreiche Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten heimisch geworden, von denen viele die evangelische Konfession hatten. Bis dahin hatte der evangelische Pfarrer von Olpe Gottesdienste in einer Fabrikhalle der damaligen Firma Meyer & Teubner gehalten, und als das Förderprogramm einen Kapellenbau in Aussicht stellte, schenkte Fabrikant Meyer der Gemeinde das Grundstück, auf dem bis heute die kleine Kirche steht.