Halberbracht. Zahlreiche Schaulustige beobachten den Transport des ersten Rotorblattes zum Windpark „Stöppel“ bei Halberbracht. Auf Millimeterarbeit kam es an.
Abgesperrt ist das rund 1000-Einwohner kleine Örtchen Halberbracht. Überall auf den Straßen haben sich die ersten Schaulustigen versammelt. Längst hat es sich herumgesprochen, dass sich das erste Rotorblatt für den riesigen Windpark „Stöppel“ mit der Selbstfahrmaschine den Weg durch den Ort bahnt. Ob das so einfach funktioniert, wie es sich anhört? Und welche Hürden beim Transport des 55 Meter langen Windradflügels auf einer Strecke von etwa fünfeinhalb Kilometern warten? Das haben wir uns vor Ort angeschaut.
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Nahezu senkrecht steht das riesige Rotorblatt auf Höhe des Kindergartens St. Barbara in der Ortsmitte von Halberbracht. „Wow! Ist das riesig“, ruft ein kleiner Junge aus der Menge der zahlreichen Zuschauer. Eine kniffelige Stelle, auch aufgrund der zahlreichen Bäume, die am Straßenrand stehen und über die der Schwertransport den Windradflügel bringen muss. Die Selbstfahrmaschine ist seit rund einer Stunde unterwegs. In gemütlicher Schrittgeschwindigkeit liefert sie das erste Rotorblatt, das seit der Anlieferung (wir berichteten) im Bereich des Kreisverkehrs bei Elspe zwischengelagert wurde. Steil bergauf geht es durch Bermke hinauf nach Halberbracht.
Selbstfahrmaschine wird händisch gesteuert
Nicht nur Ortsansässige interessieren sich für dieses gigantische Spektakel. Auch ein Ehepaar, das extra aus Meinerzhagen angereist ist, möchte den Transport hautnah miterleben: „Wir wohnen dort, wo die Schwertransporte kürzlich die Autobahn verlassen hatten und in unmittelbarer Nähe unseres Wohnhauses soll ebenfalls ein Windrad gebaut werden. Deshalb wollten wir uns das mal ansehen.“ Währenddessen wird die Selbstfahrmaschine weiterhin per Fernbedienung gesteuert. Per Funk sind die Mitarbeiter verbunden. „Hier sind Profis am Werk. Die machen nichts anderes, als solche Transporte“, erklärt Timo Dümpelmann, Projektentwickler vom Planungsbüro Düser.
„Es ist eine mega spannende Erfahrung und auch mein erstes Mal, bei einem solchen Transport vor Ort zu sein. Jetzt kommt der Tag der Wahrheit, ob alles so funktioniert, wie wir es seit Monaten planen.“
„Es ist eine mega spannende Erfahrung und auch mein erstes Mal, bei einem solchen Transport vor Ort zu sein. Jetzt kommt der Tag der Wahrheit, ob alles so funktioniert, wie wir es seit Monaten planen“, beschreibt Dümpelmann. Rund 120 Tonnen beträgt das Gewicht des Gefährts, an dem das Rotorblatt angeschraubt ist. So hängt der Flügel am Flansch befestigt, mit zahlreichen Bolzen im hinteren Teil der Selbstfahrmaschine. Genau so, wie das Windradblatt am Ende auch an der Windkraftanlage befestigt wird.
Gartenhütte musste abgerissen werden
„Wir sind jetzt bei 45 Grad“, sagt einer der Operatoren der Selbstfahrmaschine. Zwei von ihnen laufen vor und hinter der Maschine her. Während der eine Steuermann mit seinem Joystick nur die Maschine an sich bewegt, hat der Operator im vorderen Bereich der Maschine die Möglichkeit eine Neigung von bis zu 60 Grad einzustellen und den Drehwinkel des Rotorblattes entsprechend zu verändern. Und das ist auch vonnöten, denn überall auf dem Weg gibt es Hindernisse, die bewältigt werden müssen. Straßenlaternen, Hausdächer oder Stromleitungen werden sozusagen umfahren, per Handsteuerung.
„Im Vorfeld gab es eine Simulation von der gesamten Strecke und die Hindernisse geben uns den Neigungswinkel der Rotorblätter vor. Bislang läuft alles nach Plan“, erklärt Felix Stratmann, Mitbetreiber des Windparks „Stöppel“, der den Transport ebenfalls zu Fuß begleitet. Und wenn im Vorfeld doch irgendwo ein Hindernis im Weg stand, wusste man sich zu helfen. „Wir haben unsere Gartenhütte für den Transport abreißen müssen“, berichtet Michael Becker, ein Anwohner der Straße „Am Kickenberg“. Er ist heute mit seinen beiden Kindern Nele und Fynn vor Ort. „Papa hat uns extra früher geweckt, damit wir den Transport nicht verpassen“, berichten die beiden, die Dank der Schulferien zuschauen können. Und die Gartenhütte? Die wird, sobald alle Komponenten am Haus der Beckers vorbei sind, wieder aufgebaut.
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„Alle wollen günstigen Strom haben, warum sollen wir etwas gegen Windanlagen haben? Das ist eine gute Sache“, sagt ein Rentner aus Halberbracht. Er steht mit weiteren Anwohnern und Besuchern am Straßenrand und schaut sich den Mega-Transport an. Es erinnert ein wenig an Schützenfest, wenn der Festzug mit Musik würde vorbeikommt. „Heute ist mehr los, als Schützenfest“, lacht ein Anwohner und selbst Marco Bouwhius, Bauleiter von Enercon und gebürtig aus den Niederlanden, ist sprachlos: „Mit so vielen Menschen hätte ich nicht gerechnet. Die Stimmung ist toll.“