Drolshagen-Husten. Die Entseelung der heimischen Dörfer störte Manfred Sawatzki. Also restaurierte er ein 300 Jahre alte Fachwerkhaus von Grund auf.

Herrscht draußen noch sommerliche Hitze, empfängt das fast 300 Jahre alte Fachwerkhaus von Manfred Sawatzki seine Besucher mit angenehmer Kühle. Durch die prunkvolle Tür geht es in den Eingangsbereich. Niedrige Decken, Wände, die von dunklen Holzbalken durchzogen sind und alte Holzdielen – das Haus in Husten im Drolshagener Land strahlt Gemütlichkeit aus. Und es erzählt die Geschichten von Familien, die es seit 1747 bewohnt haben. Manfred Sawatzki hat das Fachwerkhaus, in dem seine Frau geboren und aufgewachsen ist, in jahrelanger Arbeit von Grund auf renoviert. Warum er das Haus nicht einfach abgerissen hat, verrät er bei einer Führung durch das alte Gebäude.

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Entseelte Dörfer

„Mir tat es leid zu sehen, wie in der Vergangenheit ein altes Haus nach dem anderen in der Region abgerissen wurde“, erzählt der 67-Jährige, der gebürtig aus Wenden kommt. „Die Dörfer wurden regelrecht entseelt.“ Als gelernter Fliesen- und Ofenbauer entschied er sich in den 80er Jahren, das Geburtshaus seiner Frau zu restaurieren. Ökonomisch hätte sich der Abriss mehr gelohnt, doch es ging dem Bauherren darum, das Ursprüngliche zu bewahren. „Es ist mein Hobby zu renovieren, das Haus ist mein Lebenswerk“, sagt Manfred Sawatzki, der aus einer Handwerkerfamilie stammt.

Das Fachwerkhaus von Manfred Sawatzki in Husten ist fast 300 Jahre alt.
Das Fachwerkhaus von Manfred Sawatzki in Husten ist fast 300 Jahre alt. © WP | Sarah Breunig

Gemeinsam mit seiner Frau war er für die Ausbildung nach Köln gezogen. Doch als das erste Kind kam, sei für das Paar klar gewesen, dass es zurück in die Heimat gehen sollte. Das alte Fachwerkhaus in Husten, das um die zehn Jahre leer gestanden hatte, sollte ihr neues Zuhause werden. Er begann, das Gebäude komplett zu entkernen und zu renovieren. „Ich bin Handwerker und habe fast alles am Haus selbst gemacht, von den Maurer- und Elektroinstallationsarbeiten, die Fliesen, die Heizung bis hin zum Sanitär. Manche Arbeitsgänge musste ich fünf- bis sechsmal wiederholen“, erinnert er sich zurück. 1987 konnte die kleine Familie einziehen, bald erblickte das zweite Kind das Licht der Welt.

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Haus, das Geschichte geschrieben hat

Es lag Manfred Sawatzki sehr am Herzen, die alte Bausubstanz des Hauses wieder aufzuwerten. Wenige Holzbalken, die von Wurmstich befallen waren, musste er austauschen. Mit ökologischen Materialien wie Lehm, Stroh und Kalk renovierte er das Haus aufwändig, mit Naturbaustoffen, die früher schon verwendet wurden. Damit machte er das Gebäude atmungsaktiv. Die niedrigen Decken behielt er bei, im Winter müsse er so weniger heizen. An der Fassade entfernte er die Holzverkleidung und legte den Giebel frei, um das Fachwerk darunter mitsamt seinen alten Inschriften zum Vorschein zu bringen. Anno 1747 steht auf einem der alten Holzbalken. Mithilfe eines Stammbaums konnte der 67-Jährige nachvollziehen, wann welche Familie in dem Haus lebte. In Gedenken an sie beschriftete er die Holzbalken an der Vorderseite des Hauses zusätzlich mit ihren Namen.

Früher war der linke Teil des Gebäudes das Haupthaus, im rechten Teil waren die Stallungen für Kühe, Schweine und Hühner untergebracht. Heute umfasst das Haus 260 Quadratmeter reine Wohnfläche. Im oberen Stock wohnen Manfred Sawatzki und seine Frau, das untere Stockwerk hat er als Ferienwohnung hergerichtet. Gäste aus aller Welt übernachten in dem alten Fachwerkhaus in Husten.

Tiny House im Garten

Tiny House im Garten: Manfred Sawatzki hat nicht nur das Haupthaus von Grund auf renoviert, sondern als Corona-Projekt auch noch ein Mini-Fachwerkhaus gebaut.
Tiny House im Garten: Manfred Sawatzki hat nicht nur das Haupthaus von Grund auf renoviert, sondern als Corona-Projekt auch noch ein Mini-Fachwerkhaus gebaut. © WP | Sarah Breunig

Doch der Handwerker steckte nicht nur viel Herzblut in das Haupthaus. Im Garten warten weitere seiner Baukünste: ein selbstgebautes Klettergerüst für die Enkelkinder sowie ein Tiny House, das wie ein Mini-Fachwerkhaus aussieht. „Die Gartenhütte war mein Corona-Projekt, ich habe dafür das Altholz vom Hauptgebäude genutzt“, erzählt Manfred Sawatzki bescheiden. Was eines Tages aus seinen Lebenswerken werden soll, sei noch ungewiss. „Was ich machen wollte, hab ich gemacht. Was danach damit passiert, müssen die Nachkommen entscheiden.“ 

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