Olpe. Die Lage des Waldes ist besorgniserregend. Schuld sind Monokulturen, Klimawandel und Borkenkäfer. Doch jetzt schöpfen Experten Hoffnung.
Manch einer wird sich über den bisher oft verregneten Frühling und Sommer im Kreis Olpe aufgeregt haben. Doch der Wald hat den vermehrten Niederschlag mehr als gebraucht. „In den letzten Trockenjahren haben nicht nur die Fichte, sondern auch die anderen Baumarten erheblich gelitten“, weiß Marlon Ohms, Leiter des Regionalforstamts Kurkölnisches Sauerland. Es ist eines von 16 Forstämtern Wald und Holz NRW mit Sitz in Olpe, das sich mit dem Zustand des Waldes in den sieben Kommunen des Kreises beschäftigt.
Schädlinge schwächen die Wälder
Innerhalb der letzten vier Jahre seien 30 Prozent der Gesamtwaldfläche im Kreis Olpe dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und stark beschädigt worden. In absoluten Zahlen heißt das: Rund 13.000 der 42.000 Hektar Wald, die es kreisweit gibt, sind abgestorben. Die vergangenen Trockenjahre lieferten dem Schädling Borkenkäfer ideale Bedingungen, um zahlreiche Fichten zu befallen. Dadurch sind nicht nur die Fichten, sondern auch ihre Nachbarbäume, die plötzlich exponiert standen und nicht mehr durch das zuvor verbundene Wurzelwerk gehalten wurden, häufig umgekippt.
Nach wie vor sei die Gefahr durch den Borkenkäfer im Kreis Olpe präsent: Das Regionalforstamt führt ein regelmäßiges Monitoring durch, wonach der Befall besonders den noch stehenden Fichten rund um Kirchhundem droht. Eine gesunde Fichte könne sich gegen den Borkenkäfer ein Stück weit wehren, doch die Trockenheit habe die Bäume zu sehr geschwächt, erklärt Marlon Ohms. Und nicht nur die Fichte ist bedroht: Auch andere Bäume wie die Eiche und die Lärche kämpfen mit trockenheitsbedingten Stresssituationen, die sie anfälliger für Schädlinge machen.
Generell lässt sich die Gesundheit von Bäumen an der Belaubung ihrer Kronen ablesen. Nach dem Waldzustandsbericht NRW aus dem letzten Jahr weisen nur 25 Prozent der untersuchten Bäume keine Kronenverlichtung auf, sprich: Dreiviertel der Bäume im Land NRW sind krank. Marlon Ohms nennt dies einen „erschreckenden Zustand“.
Klimastabile Mischwälder
„Ohne den Wald geht eigentlich nichts“
Doch wie lässt sich den Wäldern helfen? Als Kohlenstoff- und Wasserspeicher, Lebensraum für eine biodiverse Pflanzen- und Tierwelt, Naherholungsort und nicht zuletzt auch als Wirtschaftsfaktor sei der Schutz des Waldes äußerst dringlich. „Ohne den Wald geht eigentlich nichts“, sagt Marlon Ohms. Auf der einen Seite seien die großen Kahlflächen eine Katastrophe, doch auf der anderen Seite würden sie die Möglichkeit bieten, den Wald mit verschiedenen Baumarten klimastabil zu gestalten und damit langfristig den Waldzustand zu verbessern.
Naturschutzverbände wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald fordern mehr klimadynamische Mischwälder, da diese widerstandsfähiger gegen Stürme, Trockenheit und Schädlinge sind als Monokulturen. Marlon Ohms teilt diese Auffassung und ergänzt, dass die Bäume passend zum Standort und zur Nährstoffversorgung gepflanzt werden sollten. Auf vielen Flächen im Kreis Olpe eigneten sich dafür besonders eine Mischung der Baumarten Eiche, Buche, Hainbuche und Kiefer.
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Wälder in Privatbesitz
Im Kreis Olpe befinden sich rund 90 Prozent der Wälder in Privatbesitz, dem Land NRW gehören knapp acht Prozent des Waldes. Das Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland berät und betreut die Waldbesitzer im Kreis. Sie stellen unter anderem Informationen auf der Webseite Waldinfo.NRW bereit, um Waldbesitzer bei der Anpassung der Waldbewirtschaftung im Klimawandel zu unterstützen. Michael Kotula ist Vorsitzender der Waldgenossenschaft Brün in der Gemeinde Wenden, ihm gehört ein Hektar Wald und er verwaltet 85 Hektar rund um Brün. Auf seinen Waldflächen setze er auf Mischwald, die Neupflanzungen von Lärche und Küstentanne seien bereits gut angegangen.
Ein Jahr zum Durchatmen?
Inwieweit die regenreichen Monate dieses Jahr langfristig zur Verbesserung der Wälder beitragen, bleibt abzuwarten. Michael Kotula hierzu: „Durch die vermehrten Niederschläge holt sich die Natur zurück, was der Mensch durch die Monokulturen kaputt gemacht hat. In Brün stehen keine Fichten mehr, dadurch haben wir auch keine Käferprobleme mehr. Wir schauen positiv in die Zukunft.“ Der Leiter des Regionalforstamts stimmt dem zu: „Dieser viele Regen, den wir hatten, war für den Wald ein Glücksgriff. Der Wald konnte in diesem Jahr wirklich mal durchatmen und sich auch ein Stück weit erholen.“ Eine Erholung, die die Wälder im Kreis Olpe auch in den kommenden Jahren dringend brauchen.
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