Finnentrop. Gewitter und Starkregen sorgen am Donnerstag für Überflutungen in Fretter. Die Feuerwehr ist bis 2.30 Uhr im Einsatz. Was jetzt passieren soll.

Land unter im Frettertal: Der Ort Fretter ist am Donnerstag - zunächst am Nachmittag, dann am Abend - von einem heftigen Unwetter heimgesucht worden. Die kurzen, aber extrem starken Niederschläge sorgten dafür, dass Straßen überflutet wurden und etliche Keller in kürzester Zeit vollliefen. Für die rund 1400 Einwohner war es ein Déjà-vu-Erlebnis: Schon im Juli 2021 war das Dorf vom Hochwasser betroffen. „Ich habe einen Bekannten, dessen Keller damals wie heute voll war. Wir haben mit erheblichen Schäden zu kämpfen“, berichtet Anwohner Burkhard Hömberg, der für die CDU im Gemeinderat sitzt. Fretterbach und Giebelscheider Bach traten über die Ufer, die Giebelscheidstraße stand unter Wasser, genauso wie die Straßen rund um die Kirche, berichtet Hömberg über das Ausmaß der Schäden.

Nach dem Starkregen hat sich der Fretterbach in einen See verwandelt. 
Nach dem Starkregen hat sich der Fretterbach in einen See verwandelt.  © privat | Privat

Die Feuerwehr war bis in die Nacht im Einsatz. Erst gegen 2.30 Uhr waren die Kamderaden der Einheit Fretter wieder im Bett. Zuvor hatten die mehr als 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, DLRG und THW eine Menge Arbeit. Schon nach dem ersten Starkregen gegen 17 Uhr, als sich eine Gewitterzelle über dem Tal entlud, hatten sich große Wasseransammlungen in und um Fretter und den Nachbarorten gebildet, die Bäche stiegen sehr schnell über die Ufer und die Regenmassen schossen durch den Ort. Die Bewohner in den betroffenen Gebieten wurden über die sozialen Medien davor gewarnt, ihre vollgelaufenen Keller zu betreten. Sie sollten in höhere Bereiche ausweichen.

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Die Pumpen der Feuerwehr liefen im Dauereinsatz. Insgesamt arbeitete die Feuerwehr 45 Einsatzstellen ab, erklärte Feuerwehr-Pressesprecher Tobias Hilgering am frühen Freitagmorgen: Man habe nicht nur Keller leergepumpt, sondern auch einige Kanalabläufe vom Unrat befreit, „weil das Regenwasser dort gar nicht mehr ablaufen konnte.“ Die L 737 zwischen Fretter und Schöndelt war bis zwischenzeitlich gesperrt, weil sie in einer Senke komplett überflutet war. Die Sperrung wurde noch in der Nacht wieder aufgehoben.

Arbeiten am Fretterbach

„Wer am Donnerstag durch unser Dorf gegangen ist, der konnte es kaum fassen. Innerhalb von drei Jahren stehen unsere Keller zum zweiten Mal unter Wasser, da hört der Spaß einfach auf“, fordert Hömberg nun Konsequenzen. Der Ruhrverband, der seit dem Jahr 2022 für die Gewässerunterhaltung von Fretterbach, Glingebach und Co. zuständig ist, müsse handeln. Kernforderung Hömbergs: Man müsse dafür sorgen, dass die ausgewiesenen Überflutungsflächen schneller vom Regenwasser erreicht werden können, das Wasser also schneller in die Wiesen abfließen könne.

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Die Gemeinde hat bereits Gespräche mit dem Ruhrverband, der bekanntlich für alle Kommunen des Kreises die Gewässerunterhaltung übernehmen wird, geführt und sie wird in Kürze zunächst nochmal selbst aktiv. Noch aus Bundesmitteln des Wiederaufbau-Programms nach dem Hochwasser-Drama 2021 will die Gemeinde punktuell beschädigte Ufermauern im Fretterbach ausbessern und an einigen Stellen die Sohlen ausbaggern lassen, damit sich keine Sandbänke mehr bilden können. Finnentrops Tiefbauamtsleiter Ralf Venema will aber keine falschen Hoffnungen schüren. Diese Unterhaltungsmaßnahmen würden Starkregen-Ereignisse wie vom Donnerstag nicht „abfangen“, dafür brauche es einen aktiven Hochwasserschutz und vor allem Renaturierungsflächen. Häufig in Privatbesitz, ist es kein Leichtes, an solche Wiesen zu kommen. Kurzfristig wird sowas kaum machbar sein. Zum Leidwesen der betroffenen Hauseigentümer. „Ich kann die Leute schon verstehen, die in ihrem Haus stehen und mit ansehen müssen, wie das Wasser im Keller steigt. Das ist eine bescheidene Situation“, fühlt Venema mit.

Immerhin: Die Befürchtungen der Feuerwehr am Donnerstagabend, dass es in der Nacht zu einer einer kritischen Lage in Lenhausen kommen könnte, nämlich dort, wo der Fretterbach in die Lenne mündet, bewahrheiteten sich nicht. Die Feuerwehr hatten hier vorsorglich Sandsäcke ausgelegt. Hilgering: „Dieses Mal hatten wir Glück, dass die Lenne kein Hochwasser führte und der Fretterbach mehr oder weniger ungehindert abfließen konnte.“ Das war beim Hochwasser im Juli 2021 noch komplett anders. Dieser glückliche Zustand ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Ortschaft Fretter am Donnerstag „abgesoffen ist“, wie Ralf Venema betonte. Und das nicht zum ersten Mal.