Olpe/Attendorn/Altenhundem. Konferenz des Kreises Olpe mit teils harscher Kritik an Plänen für Krankenhausreform. Hausarzt wirft GFO Bevorzugung von Olpe vor.
Die Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen zieht weite Kreise. Im Zuge des umfangreichen Verfahrens werden viele Beteiligte um Stellungnahmen gebeten, und so kamen am Mittwoch die Mitglieder der Kommunalen Konferenz Gesundheit, Alter und Pflege (KK GAP) zu einer Sondersitzung zusammen. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich ein Fachgremium, das bei der Kreisverwaltung angesiedelt ist und dem Vertreterinnen und Vertreter nahezu aller Felder angehören, die mit Themen der Gesundheits- und Pflegeversorgung zu tun haben, dazu je ein Vertreter der Kreistags-Fraktionen. Am Tisch sitzen unter anderem Caritas und Kommunen, Apotheker und Selbsthilfegruppen, niedergelassene Ärzte und DRK sowie die beiden im Kreis vertretenen Krankenhausträger. Es ist kein Ausschuss, das wurde Fachbereichsleiter Michael Färber nicht müde zu betonen, denn in der Diskussion wurde es sehr schnell politisch.
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Die Kreisverwaltung hatte eine Beschlussempfehlung vorbereitet, in der lediglich empfohlen wurde, die Erweiterung des Versorgungsangebotes im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie durch eine von der DRK-Kinderklinik Siegen beantragte Einrichtung einer Tagesklinik in Olpe zu begrüßen. Dies reichte vielen in der Konferenz nicht aus. Helios, Betreiberin des Krankenhauses in Attendorn, hatte eine Erklärung vorbereitet, die Krankenhaus-Geschäftsführerin Dr. Oksana Prajzel in der Konferenz näher ausführte. Helios werde nicht alle vom Land vorgeschlagenen Streichungen hinnehmen, sondern Widerspruch gegen die Streichung bzw. Senkung der beantragten Fallzahlen etwa bei Wirbelsäulenchirurgie, Interventioneller Kardiologie und Geriatrie einreichen. Weiterhin werde überhaupt nicht berücksichtigt, dass das Attendorner Krankenhaus nicht nur für den Versorgungsbereich 16 (Siegen-Wittgenstein, Olpe) eine Bedeutung habe, sondern auch für große Teile des Märkischen Kreises und des Hochsauerlandkreises. Färber räumte ein: „Wir wissen, dass die Bedeutung des Krankenhauses nicht an den Grenzen des Kreises endet und kennen die fließenden Patientenströme, aber wir müssen an unsere Rolle denken.“ Und da sei die Konferenz eben nur und ausschließlich für Belange des Kreises Olpe zu sprechen befugt.
„Wir werden alles dransetzen, Lennestadt zu erhalten.“
Hiltrud Ochel von den Grünen erklärte, so wie der Kreis Siegen-Wittgenstein sich eindeutig für die kleineren Krankenhäuser Freudenberg und Bad Berleburg positioniert habe, „das würde ich mir auch für Lennestadt wünschen, dass wir uns da eindeutig positionieren. Wir werden alles dransetzen, Lennestadt zu erhalten“.
Verständnis für GFO-Pläne erbeten
Der Geschäftsführer der GFO-Kliniken Südwestfalen, Dr. Gereon Blum, führte noch einmal die wirtschaftlichen Gründe für das Unternehmen aus, den Krankenhausstandort Lennestadt zu einem ambulanten Schwerpunkt umzubauen. Dr. Martin Junker forderte namens der niedergelassenen Ärzte, das bislang „sträflich unterlassene Sprechen mit der Basis“ nachzuholen. Sowohl Land als auch Bund setzten sich für eine zunehmende „Ambulantisierung“ ein. Dies sei ein System, das stark von der Zusammenarbeit mit Hausärzten lebe, bis vor wenigen Jahren durch das Belegarztsystem sogar hervorragend funktioniert habe, dann aber von der Politik systematisch zerschlagen worden sei.
Torsten Tillmann vom DRK gab zu bedenken, der Erhalt des Krankenhaus-Standorts Lennestadt sei weniger eine Frage des Krankenhausplans als des Trägers, „ob der es schafft, den Standort wirtschaftlich zu tragen“. Dr. Blum gab zurück, es gebe aus Sicht der GFO keinen anderen Weg als den Standort Lennestadt in Richtung Ambulanz zu etablieren. Dabei müssten auch neue Wege gegangen werden; nicht jeder ambulante Patient könne nach Hause entlassen werden, da sei vorstellbar, eine Kombination aus Versorgung plus Kurzzeitpflege anzubieten.
„Die Diskussion kann heute nicht abgeschlossen sein.“
Dr. Raimund van Helden, Hausarzt aus Meggen, wählte ein griffiges Bild, um seine Meinung zu verdeutlichen: Das Krankenhaus Altenhundem werde „wie ein Vogel auf dem Schützenfest sturmreif geschossen. Erst der rechte, dann der linke Flügel, dann die Krone und dann der Rest“. Schon vor der Übernahme durch die GFO habe die Katholische Hospitalgesellschaft immer mehr nach Olpe verschoben. Der vom Verband der Krankenkassen eigens eingerichtete Schließungs-Simulator zeige, „dass es nirgends so weitreichende Folgen hätte wie in Altenhundem“. Er halte die Ambulantisierung für einen Irrweg, „der dazu führen wird, dass auch die Hausärzte am Ende hinwerfen, und ohne die ist das nicht zu stemmen.“ Christoph Becker vom Caritasverband regte an: „Das Thema ist ein größeres und es wäre fatal, diesen Plan isoliert zu betrachten. Die Diskussion kann heute nicht abgeschlossen sein, auch kann man den Kreis Olpe nicht isoliert betrachten.“
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Am Ende wurde die Beschlussvorlage, also die positive Stellungnahme für eine mögliche Außenstelle einer kinder- und Jugendpsychischen Tagesklinik, bei fünf Enthaltungen angenommen. Die Forderungen von Helios wurden mit vier Enthaltungen einstimmig unterstützt und der von den Grünen formulierte Zusatz aufgenommen, dass die Kommunale Konferenz Gesundheit, Alter und Pflege das Land auffordert, die Grundversorgung an allen drei Krankenhausstandorten aufrechtzuerhalten. Auch dies erfolgte einstimmig bei Enthaltung von Dr. Gereon Blum.