Attendorn. Attendorn: Zwei Bergsteiger retten nach einer wahren Kletterpartie an der Burg Schnellenberg einen hilflosen Turmfalken – ein Happy End bleibt aus
Packende Szenen spielten sich am Freitagnachmittag an der Burg Schnellenberg ab. Ein Turmfalke hatte sich in 25 bis 30 Metern Höhe an einer schmiedeeisernen Stütze eines Wasserspeiers an der Dachrinne des Turms verfangen und musste vor dem sicheren Tod gerettet werden. Einem niederländischen Ehepaar war das hilflose Tier zuvor aufgefallen. Thomas Bilsing, der Chef des Hotel- und Gastronomiebetriebs, reagierte sofort, sodass der Turmfalke schließlich nach einer waghalsigen Kletterpartie vom Attendorner Kulturamtsleiter Frank Burghaus und vom Lüdenscheider René Brehm in größter Not gerettet werden konnte. Nach der spektakulären Rettung gab es jedoch kein Happy End für den tapferen Turmfalken.
Keine Hoffnung nach spektakulärer Rettung
Der Lüdenscheider René Brehm, der wie Frank Burghaus Mitglied im örtlichen Alpenverein ist, kletterte aus einem Turmfenster der Burg Schnellenberg und schwang sich mit einem Seil in Richtung des Vogels, befreite das Tier und packte den Falken in eine Tragetasche. Nach der Übergabe an den Greifvogelbeauftragten Alexander Fischer war die Hoffnung groß, dass das Tier nach seinem langen Kampf tatsächlich überleben könnte, doch schon die erste Untersuchung machte diese zunichte: „Ich bin direkt zum Tierarzt gefahren und da mussten wir der Sache direkt ins Auge blicken“, so Fischer. Der Greifvogelbeauftragte weiter: „Der Falke musste nach der Untersuchung direkt eingeschläfert werden. Das Beinchen hing nur noch an einzelnen Hautfetzen. Der Turmfalke hat sich quasi das ganze Bein aus dem Körper gedreht.“ Unter diesen Umständen hätte es überhaupt keinen Sinn gemacht, das Tier zumindest kurzfristig in die eigene Auffangstation im Garten nach Hünsborn zu bringen.
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Der Falkenexperte warnt: In den letzten Jahren sei es immer häufiger zu vergleichbaren Situationen gekommen, bei denen sich Vögel, auch insbesondere Falken, verfangen. Vor allem Photovoltaik-Module seien dabei sehr häufig die Ursache. Auch hier habe das Verheddern letztlich zum Tod geführt. „Der Turmfalke hat sich irgendwie in einer Verschnörkelung verfangen“, geht er davon aus, dass das Tier sich während des Überlebenskampfs die Knochen ruiniert hat.
Der waghalsige Klettereinsatz ist nicht die erste Rettungsaktion an der Burg Schnellenberg. Thomas Bilsing hatte schon zuvor zweimal den Greifvogelbeauftragten kontaktiert, um den Tod von Vögeln zu verhindern – und das mit Erfolg. „Oft werden die Tiere aus dem Nest geschmissen. Wir versuchen dann, Hilfe zu leisten“, betont Bilsing. Der Inhaber des Hotel- und Gastronomiebetriebs ist trotz der schlechten Nachrichten dankbar, dass alles ordnungsgemäß abgelaufen ist und das Tier von seinen Leiden befreit werden konnte. „Wenn diese Rettungsaktion nicht funktioniert hätte, wäre es meine Aufgabe gewesen, den Vogel zu erlösen.“ Nach weiteren Stunden des Wartens hätte es ohnehin keine Hoffnung auf eine Rettung des Turmfalken gegeben, sodass das Leid zumindest für einige Stunden gemildert werden konnte. Ähnlich sieht das auch der Greifvogelbeauftragte Alexander Fischer: „Dem Tier hat man letztlich doch geholfen.“