Wenden. Marcel Schneider aus Möllmicke liebt die Kirmes. Für das Fahrgeschäft „Top-Spin“ kündigt er seinen Job und reist mit dem Schausteller durchs Land.
„Ich bin schon mein Leben lang kirmesverrückt. Wenn ich es jetzt nicht gemacht hätte, dann wäre ich diesen Schritt nie gegangen“, beschreibt Marcel Schneider aus Möllmicke seine große Leidenschaft. Der 38-Jährige kündigt im Frühjahr dieses Jahres seinen sicheren Job als Bauleiter in einem Unternehmen im Siegerland – für seine große Liebe. Kein Teenie-Schwarm aus Jugendzeiten, sondern für eine besondere Liebe zu einem der atemberaubendsten Fahrgeschäfte Deutschlands. Nämlich: den riesengroßen Kirmes-Kollos: „Top-Spin“.
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So verrückt wie Marcel Schneider ist, besucht er im vergangenen Jahr 42 Kirmesplätze in ganz Deutschland und ist nahezu jedes Wochenende on Tour. Fast wie ein Fußballfan, der seinem Lieblingsclub hinterher reist, folgt er dem Fahrgeschäft „Top-Spin“ auf fast jedes Volksfest. „Ich liebe diesen besonderen Rummel-Flair. Die Kirmes ist mein Leben“, beschreibt der 38-Jährige sein Gefühl und dass die Wendsche Kärmetze sicherlich der ausschlaggebende Grund für seine Leidenschaft ist. Aus Lego hat er in seinem Haus in Möllmicke, das er gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester bewohnt, eine riesige Kirmes nachgebaut. Doch die bekommt er zurzeit eher selten zu sehen, denn sein neuer Job auf den Jahrmärkten in ganz Deutschland ist hart und verlangt ihm alles ab.
„42 Kirmesplätze in einem Jahr – irgendwann habe ich gedacht, dass ich auf der Kirmes ja auch arbeiten kann, obwohl ich wusste, was auf mich zukommt.“
Knochenjob Karussellbau
„42 Kirmesplätze in einem Jahr – irgendwann habe ich gedacht, dass ich auf der Kirmes ja auch arbeiten kann, obwohl ich wusste, was auf mich zukommt“, denkt er zurück. Er kennt die Schilder der Schausteller „Mitreisende gesucht“ nur zu gut und weiß, dass viele diesen Knochenjob scheuen. Doch der Möllmicker bietet sich dem Schaustellerbetrieb Decker-Schaak an, kündigt seinen Job und kauft sich einen Wohnwagen, um sich ganz in die Dienste seines Lieblingskarussells „Top-Spin“ zu stellen. Seitdem ist er täglich im Kirmeswahnsinn, war gerade erst beim „Hamburger Dom“ – dem größten Volksfest des Nordens und steht aktuell 17 Tage lang auf dem Ulmer Volksfest.
Doch warum ausgerechnet „Top-Spin“? Das Looping-Karussell beeindruckt den 38-Jährigen schon seit seiner Jugend. Mit seinen zwei Tragarmen, die sich freischwingend drehen, sitzen bis zu vierzig Personen in zwei Reihen nebeneinander und werden in die Höhe katapultiert, während sich die Gondel immer wieder um die eigene Achse dreht. „Wenn die Fahrgäste einmal in der Gondel sitzen, haben sie eh keine Chance mehr“, lacht Marcel Schneider, der im Schaustellerbetrieb nun als Allrounder eingesetzt wird. „Auch wir merken die Personalnot, daher kümmere ich mich um nahezu alles. Nur Lkw fahren kann ich bislang nicht, aber daran kann ich ja noch arbeiten“, erklärt der Möllmicker. Das Fahrgeschäft „Top-Spin“ wird nämlich aufgrund seiner Länge von 20 Metern und seinen 50 Tonnen Gewicht nur nachts als Schwertransport zu den unterschiedlichen Kirmesplätzen bewegt.
Allroundtalent
Der aufwändige Aufbau, das Wechseln defekter Glühbirnen und das Verlegen von Stromkabeln gehören unter anderem zu den Arbeiten, bevor der Fahrspaß erstmal losgeht. Und dann wird Marcel Schneider zum Entertainer, wenn er am DJ-Pult sitzt, die Besucher der Volksfeste zum Mitfahren animiert, die Knöpfe der großen Wasserfontäne drückt und als Erinnerung für eine Abkühlung sorgt. Drei bis vier Minuten dauert eine Fahrt in dem massiven Stahl-Fahrgeschäft, das Baujahr 1993 ist. „Es ist sehr hart verdientes Geld und du musst schon bekloppt sein, dir so etwas anzutun, aber es ist mein Leben“, erzählt der 38-Jährige, der nur ein einziges Hobby hat und das ist die Kirmes.
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Und an einem großen Traum hält er aktuell fest: Er möchte einmal mit „Top-Spin“ auf der Wendener Kirmes stehen. In diesem Jahr hat es leider nicht geklappt, aber für 2025 möchte sich sein Schaustellerbetrieb auf jeden Fall bewerben. „Die Heimkirmes ist immer etwas Besonderes. Da kommt so schnell nichts mit, weil du selber so viele Menschen kennst“, berichtet Marcel Schneider. Für ihn ist es das größte Erlebnis über die Kirmesplätze zu schlendern, in glückliche Gesichter zu schauen und Fahrgeschäfte zu testen. „Außer in den 80 Meter hohen Kettenflieger, da bekommt mich niemand rein.“