Lennestadt. Jule Trapp aus Altenhundem hat gerade Abitur gemacht. Ein Jahr als Au-pair in den USA soll als Findungsphase für die berufliche Zukunft dienen.

Der Countdown läuft: In zehn Tagen startet Jule Trapp aus Altenhundem in einen neuen Abschnitt ihres noch jungen Lebens. Die 18-Jährige hat gerade das Abitur am Gymnasium der Stadt Lennestadt (GymSL) gemacht. Nach 12 Jahren Schulbankdrücken fiel es ihr schwer, die richtige Wahl für ein Studium zu treffen und sie entschied sich für ein Jahr im Ausland. Ob ihr die Findungsphase als Au-pair-Mädchen in Amerika gelingt und welches ihre größten Sorgen sind?

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18 Stunden Flug, eine neue Kultur und ein völlig anderes Klima als Jule Trapp es hier in Deutschland gewohnt ist. Am 19. Juli startet sie ihre einjährige Reise als Au-pair-Mädchen nach Florida, wo sie von der Gastfamilie schon erwartet wird. Im Frühjahr dieses Jahres hat sich die 18-Jährige entschieden, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen, um etwas ganz anderes zu machen. „Klar hat mich die Frage beschäftigt, was ich nach dem Abitur machen werde, aber ich war mir nie zu 100 Prozent sicher. Eine Freundin hat mich darauf gebracht, mich als Au-pair-Mädchen zu bewerben und ich liebe es zu reisen“, erzählt Jule Trapp.

Betreuung von zwei Kleinkindern

In Jacksonville im Nord-Osten Floridas betreut die 18-Jährige künftig zwei Kleinkinder im Alter von zwei und drei Jahren einer fünfköpfigen Familie, die in einer sogenannten Gated Community, einer geschlossenen Wohnanlage beheimatet ist. Hier löst Jule Trapp das bereits vierte Au-pair-Mädchen ab und ist aufgeregt: „Meine größte Sorge ist, dass die Kinder meine Ankunft damit verbinden, dass ihr jetziges Au-pair abreisen wird. Was mache ich, wenn die Kinder mich nicht mögen?“

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Doch davon ist kaum auszugehen, denn bereits im Vorfeld gab es Kontakt zur Familie, nach einem langen Bewerbungs- und Auswahlprocedere über eine in Berlin ansässige Agentur. Als Au-pair-Mädchen muss man einige Bedingungen erfüllen, wie den Nachweis, bereits 200 Stunden mit Kindern gearbeitet zu haben. Außerdem benötigt man einen amerikanischen Erste-Hilfe-Kurs. Und auch die Familien durchlaufen einen strengen Prozess. „Mein eigenes Zimmer, dass richtig für mich gesorgt wird und ein eigenes Au-pair-Auto wird mir zur Verfügung gestellt“, erzählt Jule Trapp und weiter: „Die Mama meiner Betreuungskinder bereitet meine Ankunft bereits vor und hat sich schon erkundigt, welche Pflegeprodukte ich benutze.“

Humane Arbeitszeiten

In Jacksonville erwartet Jule Trapp ein typisches amerikanisches Haus, in dem sie leben wird. Neben den Eltern und den zwei Kleinkindern, die sie betreuen wird, wohnen außerdem die 14-jährige Tochter und vier kleine Hunde mit im Haushalt. Ihre Arbeitszeiten beschränken sich auf montags bis dienstags, etwa acht Stunden am Tag. Nachdem die 18-Jährige die vielen Bilder und Videos gesehen hat, freut sie sich vor allem auf den großen Garten mit Hüpfburg, die vielen Spielgeräte und die große Küche. „Ich liebe die Arbeit mit Kindern und freue mich, die Erfahrung machen zu können, auf mich alleine gestellt zu sein“, verspricht sich Jule Trapp vor allem mehr Selbstständigkeit durch ihr Auslandsjahr.

Aber auch: „Nach einem Jahr in Amerika sollte ich vertragssicheres Englisch sprechen können, was mich in Verbindung mit Bildungskursen, die ich unter anderem an Universitäten während meines Au-pair-Jahres besuchen darf, ein Stück weiterbringen soll“, erzählt Jule Trapp, die im Abitur Englisch als Leistungskurs hatte. Berufliche Ideen hat die 18-Jährige durchaus. Ob die Tendenz in Richtung Jura gehen könne – ihr Vater ist Rechtsanwalt und Notar, lässt sich Jule Trapp noch offen. „Natürlich würden sich meine Eltern freuen. Aber sie sagen auch, dass ich mit dem, was ich mache, glücklich sein muss.“

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Langsam wird es Zeit, Abschied zu nehmen von der Familie, ihrer besten Freundin Klara und Familienhund Li. „Es ist schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass ich die geliebten Menschen um mich herum so lange nicht sehen werde. Aber ich freue mich, die amerikanischen Traditionen und Feiertage kennenzulernen.“ Und sollte das Heimweh so groß sein, wird Jule Trapp sicherlich niemand böse sein, wenn sie ihr Auslandsjahr verkürzt und auf den 13. Monat, der zum Reisen dienen soll, verzichtet.