Attendorn. Als sie in den Orden eintrat, umfasste der Konvent in der Hansestadt noch 37 Frauen. Seit vergangenem Jahr ist sie allein.

Sie ist die letzte Vertreterin der Ursulinen in der Hansestadt: Schwester Josefa Schütze ist jetzt seit 65 Jahren im Orden. Sie vertritt den Konvent der Attendorner Ursulinen als mittlerweile einzige Ordensschwester. Nachdem Schwester Elisabeth Nies im vergangenen Februar und die langjährige Oberin, Schwester Angela Becker, im Januar 2023 verstarben, ist Schwester Josefa die nunmehr letzte Vertreterin der Attendorner Ursulinen, die in der Hansestadt seit weit über 100 Jahre segensreich wirken.

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Für Schwester Josefa gehört der Besuch einer Heiligen Messe zum Tagesablauf. Da die 86-Jährige Schwierigkeiten mit dem Laufen hat – seit gut einem Jahr benutzt sie deshalb einen Rollator – ist sie auf die Mitfahrgelegenheit im Auto angewiesen. Sie besucht die Messe in der Attendorner Pfarrkirche, nimmt aber auch die Gelegenheiten zum Besuch der Eucharistiefeier in anderen Orten des Pastoralverbunds Attendorn wahr. Ab und an wird auch eine Messe im Franziskaner-Hof, ihrem Wohnort, angeboten. Das ist dann für die Ordensschwester optimal.

Schwester Josefa Schütze im Außenbereich des Franziskaner-Hofs, in dem sie seit 2008 wohnt.  
Schwester Josefa Schütze im Außenbereich des Franziskaner-Hofs, in dem sie seit 2008 wohnt.   © Meinolf Lüttecke | Meinolf Lüttecke

Schwester Josefa ist gelernte Schneiderin. Ihre Nähmaschine begleitet sie seit der Lehre. „Du bist die Einzige, die hier im Franziskaner-Hof eine Nähmaschine hat“, sagte man Schwester Josefa einmal, und so war es selbstverständlich, wenn etwas schnell für Hausbewohner zu reparieren beziehungsweise zu nähen war, dass sie half. „Das färbt meinen Alltag ein bisschen“, stellte dazu die Ordensfrau fest. Falls gewünscht, hat sie Kranke im Senioren- und Pflegeheim an der Hansastraße auf ihrem Glaubensweg begleitet. Über die täglichen Nachrichten in der Heimat und Welt informiert sie sich über die WESTFALENPOST und über ihren Orden durch die Ursulinen Nachrichten.

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Die Präsidentin der Föderation deutschsprachiger Ursulinen, Schwester Judith Reis aus Straubing, ruft sie regelmäßig an und erkundigt sich nach ihrem Befinden. Auch gibt es schon mal Anrufe von ehemaligen Internatsschülerinnen. So zum Beispiel von der Journalistin Jutta Stamm aus Saarbrücken. Sie verfasste in dem Buch „Bewahren und ordnen – aufbrechen und ankommen“ (Redaktion Otto Höffer), welches zum 100-jährigen Wirken der Ursulinen in Attendorn herausgegeben wurde, den Beitrag „Im Wechselbad der Gefühle“. Die damalige Schülerin schreibt unter anderem, dass sie sich im Krankenzimmer von einer Gehirnerschütterung erholte und deshalb von Schwester Josefa versorgt wurde. Jutta Stamm: „Habe es genossen, von der (1961) jungen, stehts fröhlichen Schwester Josefa liebevoll versorgt zu werden, unter anderem mit rohen geschlagenen Eiern, die Stärkung versprachen.“ Die Verwandtschaft hält ebenfalls telefonisch Kontakt oder besucht die 86-Jährige.

Über viele Jahre wohnten Schwester Josefa Schütze und ihre Mitschwestern im Schwesternhaus, das an das St.-Ursula-Gymnasium grenzte (unser Archivbild) und später abgerissen wurde.
Über viele Jahre wohnten Schwester Josefa Schütze und ihre Mitschwestern im Schwesternhaus, das an das St.-Ursula-Gymnasium grenzte (unser Archivbild) und später abgerissen wurde. © Meinolf Lüttecke | Meinolf Lüttecke

Aus der Vita von Josefa Schütze geht hervor, dass sie 1938 in Oberhausen-Sterkrade geboren wurde. Ihr Vater verstarb 1941 im Krieg, und so verschlug es die Familie in den Kriegswirren nach Haltern am See. Sie erlernte den Beruf der Schneiderin und ging bereits mit 20 Jahren nach Attendorn, obwohl sie das Sauerland nicht kannte. Pfingsten 1958 zog sie bei den Ursulinen ein, wohnte jedoch im ersten halben Jahr im sogenannten Torhaus. 1959 war ihre Einkleidung und am 4. April 1964 folgte die feierliche Profess. Zunächst war ihr Leben im Orden geprägt von strengen Regeln und Strukturen. Insgesamt 37 Ordensschwestern umfasste der Attendorner Ursulinen-Konvent, als Josefa Schütze eintrat. An ihrem Habit hatten die Schwestern in dieser Zeit einen Vierkantschlüssel, mit dem sie in die Klausur, in die kein Außenstehender durfte, hinengelangten. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) gab es Lockerungen. Im Jahre 1965 wurde nach dem Kapitel der Beschluss gefasst, die Ordenstracht zu ändern beziehungsweise zu vereinfachen. Schwester Josefa half als Schneiderin im Nähzimmer mit, die neue Schwesternkleidung zu schneidern.

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1980 wurde das Internat geschlossen und eine neue Aufgabe wartete alsbald. Die Pfarrgemeinde Attendorn war an Näh- und Kochkursen und lebenskundlichem Unterricht durch die Ordensschwestern interessiert. Schwester Josefa brachte in ihren Kursen vielen Attendornerinnen das Nähen bei. 25 Jahre hat sie die Kurse voll Freude und mit großem Einsatz durchgeführt.

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Im Jahre 1987 übergaben die Ursulinen ihr Lebenswerk, die beiden Schulen, an das Erzbistum, das seitdem Schulträger ist. Die Last war für den kleiner werdenden Konvent zu groß geworden. Und im Jahre 2003 gab es einen weiteren Einschnitt. Die zu diesem Zeitpunkt acht Ordensschwestern zogen in den neu errichteten Franziskaner-Hof in der Hansastraße – zunächst in die oberste Etage. Heute verbringt Schwester Josefa Schütze in der Etage „Franziskanergarten“ ihren Lebensabend.