Oedingen. Lennestädter hat sein Abitur mit einem unvorstellbaren Notendurchschnitt von 0,9 geschafft. Als Überflieger sieht er sich nicht. Seine Pläne.
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu und für die Abiturienten endet nach jahrelangem Pauken nun die Schullaufbahn. Liam Jankowsky (18) aus Oedingen hat bei der großen Zeugnisübergabe Grund für Jubelsprünge. Denn mit einem Abitur-Notendurchschnitt von rechnerisch 0,9, den er auf dem Gymnasium Maria Königin erreichte, ist er einer der besten Schüler im Kreis Olpe. Unsere Zeitung hatte die Möglichkeit noch vor dem großen Abiball mit dem „Überflieger“, der er gar nicht sein will, über sein Erfolgsrezept und seine Zukunftspläne zu sprechen.
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Ein Notendurchschnitt von 0,9? Wie ist das möglich? Ich dachte immer 1,0 sei die beste Note, die man erlangen kann?
Auf dem Zeugnis wird tatsächlich auch 1,0 stehen. Mit 823 Punkten bekommst du eine 1,0. Mein Numerus Clausus von 0,9 ist eher inoffiziell, weil ich im Abitur mehr Punkte erhalten habe, als für eine 1,0 benötigt wurden.
Mehr Punkte als für 1,0 benötigt
Heißt? Wie viele Punkte hattest du?
Ich habe 847 Punkte. In den Abi-Klausuren waren es zweimal eine glatte Eins (14 Punkte), einmal 15 Punkte und einmal 13 Punkte. Das macht als Gesamtnote eine 1,0. Ich hatte aber in der Q-Phase in einigen Fächern 15 Punkte, also eine Eins Plus und somit ist meine Gesamtnote rein rechnerisch betrachtet eine 0,9, auch wegen der hohen Gesamtpunktzahl.
Wahnsinn! Was ist das Maximale, das man an Punkten erreichen kann?
900 Punkte. Das wäre eine 0,67 im rechnerischen Notendurchschnitt.
Aber du bist mit 0,9 doch hochzufrieden, oder?
Ich bin sehr zufrieden, auch wenn es nicht so geplant war, dass unterm Strich nun 1,0 steht. Insgeheim habe ich es aber schon gehofft.
Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung. Bist du hochbegabt?
Auf gar keinen Fall. Ich habe auch keine Klasse übersprungen und bis zur Einführungsphase in die Oberstufe (EF) war ich immer im Zweier-Bereich. Ich habe mich hingesetzt und gelernt. Ich bin in der Schule immer am Ball geblieben. Auch wenn das lehrerhaft klingt, aber es bringt viel, wenn du die Hausaufgaben immer machst, weil das eine gute Vorbereitung auf die Klausuren ist.
Du bist also der büffelnde Streber oder ist dir auch was in den Schoß gefallen?
Ich habe schon recht viel fürs Abi gelernt. Ich verstehe die Aufgaben recht schnell, bin aber sehr perfektionistisch in vielen Dingen und habe nicht aufgehört zulernen, bevor ich nicht alles konnte.
Perfektionistisch klingt anstrengend. Wie ist der Liam, wenn es nicht so gut läuft?
Dann bin ich schnell unzufrieden, wenn es nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe. Das merkt auch mein Umfeld, wenn ich nicht so gute Laune habe und brummig bin.
Wann wurde dir klar, dass du ein richtig gutes Abitur schaffen kannst?
Im zweiten Halbjahr der Q1 wurden die Noten immer besser und ich hatte immer häufiger 15 Punkte. Durch die guten Vornoten habe ich mich dann für die Abi-Klausuren noch mal richtig dahintergeklemmt.
Was sagen deine Eltern zu diesem Mega-Abi?
Die sind natürlich sehr stolz auf die Leistungen, die ich erbracht habe. Aber besonders glücklich sind sie darüber, dass ich so geblieben bin, wie ich bin und neben dem Lernen immer noch Zeit gefunden habe, mein soziales Leben nicht zu vernachlässigen und Freunde und Hobbys noch im Vordergrund stehen konnten.
Was waren deine Lieblingsfächer?
Sport, Sozialwissenschaften und Spanisch.
Gab es auch Lieblingslehrer?
Richtig gut habe ich mich mit Herrn Scherer verstanden. Aber auch mit Herrn Vormweg, der mein SoWi-Lehrer war. Wir haben uns immer gefoppt und uns ironische und sarkastische Sprüche an den Kopf geworfen. Das war sehr lustig. Und meine Französischlehrerin Frau Beul fällt mir noch ein mit ihrer herzlichen Art.
Gute Schüler nehmen oft an Wettbewerben teil? Wofür hast du Auszeichnungen bekommen?
Mein bester Freund Lasse Streit und ich wurden für den Dieter-Mennekes-Preis vorgeschlagen. Die Bewerbung haben unsere Lehrer eingereicht und da geht es auch um inner- und außerschulisches Engagement. Die Preisverleihung ist voraussichtlich im September.
Welches Geheimrezept hast du für die Schüler, die im kommenden Jahr ihr Abitur machen?
Immer dranbleiben, im Unterricht mitdenken und mitmachen. Das ist das A und O als Vorbereitung auf die Klausuren. Auch die mündliche Mitarbeit hebt den Schnitt. Ansonsten hilft nur hinsetzen und lernen.
Lernen, lernen, lernen – hattest du überhaupt noch Zeit für Hobbys und Freunde?
Ich gehe viermal in der Woche zum Leichtathletik-Training, was recht zeitintensiv ist. Aber neben dem Lernen war da schon noch Zeit da, mich mit Freunden zu treffen.
Wirst du die Schule vermissen? Oder bist du froh, dass das Kapitel zu ist?
Ich werde den Unterricht mit meinen besten Freunden vermissen. Einfach, dass ich sie jeden Tag sehen konnte.
Gerade erst war Schützenfest in Oedingen. Wann sehen wir dich als Jungschützenkönig?
Ich bin nicht so der Schützenfest-Typ. Du wirst nicht erleben, dass ich König werde. Ich war auch gar nicht da, weil wir auf Abi-Reise mit unserer Freundesgruppe in Nizza waren. Als wir das gebucht haben, hatten wir das nicht auf dem Schirm, dass Schützenfest ist.
Du bist ein netter, hübscher, sympathischer und obendrein noch schlauer junger Mann. Stehen die Mädels bei dir Schlange oder hast du aktuell eine Freundin?
Aktuell habe ich keine Freundin und Schlange stehen die Mädels nicht (lacht), aber ich bin offen für das, was kommt.
Muss deine Freundin auch ein Einser-Abi haben?
Das ist mir total egal. Die Noten interessieren mich gar nicht.
„Medizin wird es tatsächlich nicht, aber ich möchte gerne Psychologie in Münster studieren und dafür kommt mir der gute NC sehr gelegen, um in den Studiengang hereinzukommen.“
Mit einem NC von 0,9 stehen dir alle Wege offen? Lass mich raten: Medizin-Studium an der Elite-Universität in Heidelberg?
(lacht) Medizin wird es tatsächlich nicht, aber ich möchte gerne Psychologie in Münster studieren und dafür kommt mir der gute NC sehr gelegen, um in den Studiengang hereinzukommen.
Also stürzt du dich nach dem Abi zum Wintersemester gleich ins Studium?
Nein, ich gehe für ein Jahr nach Peru. Genauer gesagt, nach Arequipa. Über den Verein VIA e.V, der in Peru acht Projekte – davon vier in Arequipa betreut, werde ich ab September für ein Jahr in einem Kinderheim arbeiten. Das sind Kinder, die nicht in ihrer Familie bleiben konnten, weil sie vernachlässigt wurden, emotional misshandelt wurden oder ihre Eltern Drogen konsumiert haben. Mit den Kindern mache ich dann die Hausaufgaben, spiele und esse mit ihnen. Und habe so auch die Möglichkeit, meine Spanischkenntnisse weiter zu verbessern.
Du bist also trotz deines jungen Alters sehr kinderlieb?
Ich komme mit Kindern sehr gut klar und möchte auch später gerne etwas im sozialen Bereich machen.
Woher kommt die Idee nach Peru zu gehen?
Ich wollte nicht direkt studieren und wollte nach dem Abitur etwas anderes sehen. Peru und ganz Südamerika ist so ein Kontrast zu dem, was wir hier haben. Sei es kulturell oder sozial, aber auch die Standards sind in diesen Ländern komplett anders. Einblicke in ein anderes Leben zu bekommen, finde ich sehr interessant und mit dem sozialen Jahr wollte ich etwas Gutes tun. Die Welt wird das nicht verändern, aber ich finde es wichtig, sich zu engagieren.
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Peru, Psychologie-Studium – wo sehen wir dich in zehn Jahren?
Ich sehe mich im sozialen Bereich und am liebsten im Bereich mit Kindern. Aber wo genau mein Weg mich hinführen wird, das wird die Zeit zeigen.
Heimatnah oder in der Ferne?
Ob ich in Deutschland wohnen bleiben werde, weiß ich heute noch nicht. Das Jahr in Peru wird mir da sicher viel zu sagen. Ich kann mir vorstellen, sehr viel zu reisen und andere Kulturen kennenzulernen.
Wenn du drei persönliche Wünsche hättest, welche wären das?
Dass in Peru alles glattläuft und ich gesund wieder heimkomme. Das mir das Jahr für mein Leben sehr viel bringen wird und ich mit meinem Studium den richtigen Weg einschlage.
Liam Jankowsky macht ein Traum-Abi mit 0,9
Steckbrief: Liam Jankowsky ist 18 und wohnt mit seiner Familie in Oedingen. Zu seiner Familie gehören neben seinen Eltern sein Bruder Luke (19) und ein gemütlicher rumänischer Straßenhund namens Lola. Nach dem Besuch der Grundschule in Oedingen wechselte Liam Jankowsky auf das Gymnasium Maria Königin nach Altenhundem. Sein Hobby, neben seinen Freunden, ist die Leichtathletik. Bei der TSG Lennestadt hat er sich auf Sprints und Langsprints auf der Distanz von 200 und 400 Metern spezialisiert. Die 100 Meter läuft er in 12,18 Sekunden.
Kurz & knapp:
Cocktails oder Bier? Cocktails
Englisches oder deutsches Buch? Gar kein Buch
Sauerland oder Amerika? Amerika
Fußball oder Oper? Leichtathletik