Sylt/Dumicke. Charlotte Nebeling aus Dumicke ist 23 Jahre alt und macht ein freiwilliges ökologisches Jahr auf der Nordseeinsel Sylt. Dort erlebt sie so einiges.
Arbeiten da, wo andere Urlaub machen – diesen Traum lebt und liebt Charlotte Nebeling auf der Nordseeinsel Sylt. Eine Insel, die immer wieder in die Schlagzeilen gerät und den Ruf als die Insel der Schönen und Reichen genießt. Ausgerechnet hier absolviert die 23-jährige aus Dumicke ein freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) und kümmert sich um den Naturschutz auf der nördlichsten Insel Deutschland, die schon seit mehreren Jahrzehnten als die Promi-Insel gilt. Doch für die Studentin ist Sylt viel mehr als „Schickimicki“ und so hat sie die Facetten der besonderen Natur lieben- und schätzengelernt.
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Charlotte Nebeling studiert Grundschullehramt in Münster und nutzt das FÖJ für eine einjährige Auszeit an der Universität. „Ich hatte Bock auf Nordsee und wollte etwas weiter weg von zu Hause“, erzählt die naturbegeisterte junge Frau, die sich vor rund einem Jahr für offene Stellen auf den Inseln Amrum, Föhr und Sylt beworben hat. „Dann ist es halt Sylt geworden“, lacht sie und berichtet, dass sie schon von der Fahrt mit dem Zug über den Damm geflasht war: „Das war übel cool und Sylt ist super ländlich.“
Große Verbundenheit mit der Natur
Ihr neues Zuhause: Die Naturschutzgemeinschaft Sylt in Braderup, ein Verein, der mitten im wunderschönen Naturschutzgebiet, der Braderuper Heide beheimatet ist. Und umgeben ist von einer Dünenlandschaft, mit – im Sommer rosa blühender – Heide und Salzwiesen, den kleinen Strandabschnitten mit Übergang zum Wattenmeer und besonderen Tieren und Pflanzen. Hier lebt Charlotte Nebeling in einer Wohngemeinschaft mit vier Personen, gleich neben der im Zentrum liegenden, liebevoll gestalteten Ausstellungsfläche, die Informationen rund um das Leben im und um das Wattenmeer bietet.
Die Studentin hat sich an das Leben auf der Insel gewöhnt und an ihre vielen Tätigkeiten, die sie bei Wind und Wetter zu erledigen hat. Sie ist begeistert, sagt aber auch: „Von den ganzen Naturschutzaspekten, die die Insel eigentlich ausmachen, liest und hört man leider sehr wenig.“ Mit dem Klientel, das beispielsweise am Pfingstwochenende in den teuren Clubs in Kampen verkehrt hat, habe sie im Naturschutzzentrum eher weniger zu tun. „Zu uns kommen die Menschen, die Urlaub wegen der Natur machen“, erzählt Charlotte Nebeling. Ihre Aufgaben im freiwilligen ökologischen Jahr liegen unter anderem darin, Wattwanderungen, Führungen am Morsum Kliff und geführte Spaziergänge durch die Heide anzubieten.
Mit dem Privatjet zur Wattwanderung
„Wattwanderung und Privatjet – das passt nicht zusammen. Und doch hatte ich kürzlich eine Familie, die mir auf dem Watt erzählte, dass sie mit dem Flugzeug aus Hamburg gekommen sei“, zeigt sich die 23-Jährige skeptisch, die kurz vorher das Thema Klimawandel und die Auswirkungen auf die Natur ansprach. Charlotte Nebeling gehört mit ihrer Naturschutzgemeinschaft einer sogenannten „Fahrradstation“ an. Das bedeutet, dass alle Kräfte, die sowohl als FÖJler als auch im Bereich Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) beschäftigt sind, zu ihren Diensten mit dem Fahrrad fahren, und das sind wöchentlich über 100 Kilometer.
Gebietsbetreuung, Müllsammlungen und Vogelzählungen gehören ebenfalls zu den Aufgaben von Charlotte Nebeling. „Ich habe so unfassbar viel gelernt und dieses Wissen nehme ich mit für meine Zukunft. Ich kann das Geschlecht einer Strandkrabbe erkennen, weiß, welche Muscheln im Watt liegen und nehme bewusster wahr, welcher Vogel gerade zwitschert oder über mich fliegt“, berichtet sie. Im Naturschutzzentrum betreut sie außerdem die informative Ausstellungsfläche und kümmert sich um den liebevoll angelegten Kräutergarten.
Und bevor sie zum Wintersemester ihr Studium in Münster wieder aufnimmt, genießt die 23-Jährige noch ihre letzten Wochen auf Sylt und die Freizeit neben ihrer Arbeit. „Ich liebe die Sonnenuntergänge in Wenningstedt und habe sogar schon einige Male Meeresleuchten gesehen“, so die junge Frau aus Dumicke. Als leidenschaftliche Hobbysängerin hat sie sich dem Evangelischen Kirchenchor Keitum angeschlossen, über den sie sagt: „Ich crashe zwar den Altersdurchschnitt, aber die Menschen dort sind so herzlich und lieb, dass ich mich vom ersten Moment an aufgehoben gefühlt habe.“
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Eines ist für Charlotte Nebeling jetzt schon klar: „Ich werde die Insel Sylt, ihre Natur, das FÖJ und das Leben in unserer WG vermissen. Auch, weil ich hier unfassbar viel draußen unterwegs bin.“ Das Jahr im Naturschutzzentrum sieht die 23-Jährige als tolle Vorbereitung für ihre Tätigkeit als Lehrerin, weil sie durch die vielen Führungen gelernt hat, vor Schulklassen und Gruppen zu sprechen. Und wer weiß, vielleicht zieht es Charlotte Nebeling ja irgendwann einmal mit ihren Schülern für eine Klassenfahrt nach Sylt?
Freiwilliges ökologisches Jahr
Das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) und der Ökologische Bundesfreiwilligendienst (ÖBFD) sind Freiwilligendienste, ähnlich wie das Freiwillige Soziale Jahr und der Bundesfreiwilligendienst (FSJ/BFD). Im FÖJ engagieren sich meist 16- bis 26-Jährige ein Jahr lang für Natur- und Umweltschutz, Tiere, Umweltbildung, ökologische Landwirtschaft oder nachhaltige Entwicklung.
Ein FÖJ dauert in der Regel 12 Monate.