Kreis Olpe. Blick in die Stimmbezirke zeigt spannende Details. In einem einzigen liegt die Rechts-Partei sogar ganz vorne. So reagiert die Kommunalpolitik.
Wie so oft, ist der Kreis Olpe beim Wählen dem Bundestrend wie unter einem Brennglas gefolgt. Auch hier ist die CDU Gewinnerin der Europawahl, auch hier ist die AfD mit einem kräftigen Schub nach vorn geschossen, auch hier haben Grüne, SPD und FDP verloren – nur eben fast alles etwas deutlicher. Die CDU holt im Kreis Olpe mit knapp 49 Prozent deutlich mehr Stimmenanteile als die Union bundesweit, die Grünen landen mit 6,8 Prozent deutlich schwächer als im Bundestrend, die SPD liegt in beiden Tabellen mit fast 13 bzw. 14 Prozent fast gleichauf. Die FDP überschreitet im Kreis Olpe die bei der Europawahl gleichgültige, dennoch emotional wichtige 5-Prozent-Hürde nicht ganz so knapp wie bundesweit (5,5 bzw. 5,2 Prozent).
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Während die AfD lange auch im Kreis Olpe auf Rang 2 lag, holte die SPD in den zuletzt ausgezählten Wahlbezirken noch auf, sodass die Sozialdemokraten am Schluss einen Hauch Vorsprung vor der AfD hatten, die an Bigge und Lenne mit knapp 13 Prozent etwas schwächer unterwegs ist als auf Bundesebene. Das neu angetretene Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW), das außer mit einigen Plakaten im Kreis Olpe bislang überhaupt nicht stattfand, holte fast 4 Prozent, während die Freien Wähler, Sammelbewegung auch der im Kreis in allen Kommunen teils sehr erfolgreichen freien Wählergemeinschaften, nicht mal 1 Prozent geholt haben (bundesweit 2,8).
CDU legt stärker zu als im Bundesschnitt
Bei den Gewinnen und Verlusten zeigt sich: Die CDU, seit Gründung der Bundesrepublik dominierende Partei im Kreis Olpe, hat sich mit über 3 Prozentpunkten dreimal so stark verbessert wie auf Bundesebene. Der Absturz der Grünen ist im Kreis Olpe nur um einen Hauch weniger dramatisch als bundesweit (knapp - 8), während die SPD im Kreis stärker als insgesamt verliert (bundesweit -1,8, OE: -2,7), ebenso die FDP (Bund: -0,2, OE: -1,4). Die AfD liegt im Kreis genau im Bundestrend (+4,9).
Der Erfolg der AfD verteilt sich quer über den Kreis, wobei einige „Hochburgen“ auffallen. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass mittlerweile gut die Hälfte der Wählerinnen und Wähler per Brief abstimmt und die Zahlen der einzelnen Wahl- oder Stimmbezirke nur die Wählerinnen und Wähler wiedergeben, die tatsächlich persönlich am Sonntag zur Wahl gegangen sind. So fällt auf: In Attendorn, Lennestadt, Olpe und Kirchhundem hat die SPD weiterhin, wenn auch knapp, Rang 2 der Wählergunst inne, während die AfD dort jeweils Rang 3 belegt.
Dafür hat sie Vorsprung vor den Sozialdemokraten in Wenden, Finnentrop und Drolshagen. Bürgermeister Uli Berghof aus Drolshagen sagte dazu: „Das gibt mir zu denken. Es besteht auf Bundesebene die Notwendigkeit, Dinge zu verändern, da werden die Menschen aber nicht ausreichend mitgenommen. Das führt dazu, dass sie sich der AfD zuwenden.“ Das schwächste Ergebnis kreisweit holt die AfD auf kommunaler Ebene in Olpe, wo sie mit SPD und Grünen fast gleichauf liegt (AfD: 10,7, SPD: 10,9, Grüne: 9,2). Mehr als 1000 Wähler und Wählerinnen aus der Gemeinde Finnentrop setzten ihr Häkchen bei der AfD. Dadurch wurde die Alternative für Deutschland in Finnentrop mit 13,3 Prozent zweitstärkste Partei. Bei der Europawahl 2019 lag sie noch bei weit unter acht Prozent. „Das ist schon schlimm und beschämend“, sagt Finnentrops CDU-Fraktionschef Ralf Helmig über dieses Ergebnis. „Allerdings können wir diese AfD-Stimmen mit eigener Politik in Finnentrop auch nicht verhindern. Wir reden hier ein gesamtpolitisches Problem.“ Mit 54 Prozent der Stimmen holte seine Partei übrigens kreisweite beste Ergebnis. In ähnlichen Sphären landete auch die CDU in Wenden – 52 Prozent der Gesamtstimmen gingen laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis an die Partei von Bürgermeister Bernd Clemens. Die Freude über das eigene Abschneiden ist groß: „In erster Linie freue ich mich über das Wahlergebnis der CDU“, so Clemens. Das gute Resultat der AfD gebe jedoch Grund zur Sorge und habe seinen Ursprung im politischen Handeln der Bundesregierung. „Dass auf der anderen Seite so viele Menschen als Protestwähler weit rechts und links gewählt haben, ist ein Ausdruck der Sorgen unserer Bürger und Bürgerinnen. Es ist ein Protest gegen die Ampel gewesen, davon bin ich felsenfest überzeugt“, betont der Bürgermeister der Gemeinde Wenden.
Schwalbenohl/Auf dem Schilde absolute Hochburg der AfD
Ein Blick auf die Stimmbezirke wirft interessante Schlaglichter. Hier die mit auffallend hohem AfD-Ergebnis (aufgezählt: über 22 Pozent): Rothemühle/Rothenborn/Bins (24,2), Olpe VIII, Hatzenberg (23,1), Dumicke (23,9), Bleche/Scheda (28), Attendorn-Auf dem Sacke (24,8), Attendorn-Schwalbenohl (22,8), Schwalbenohl/Auf dem Schilde 31,5 (hier wurde die AfD stärkste Partei vor der CDU, die 22,9 Prozent holte), Lichtringhausen/Neuenhof (29,6), Theten (25,6), Bamenohl I (24,1), Finnentrop II (25,6), Finnentrop III (27,6), Bamenohl (22), Lenhausen (22,1), Heggen II (22,5).
Nirgendwo weniger AfD als in Sporke
Besonders niedrig (unter 12 Prozent) der AfD-Anteil in Brün/Vahlberg/Hoffnung (11,4), Dörnscheid (10,8), Römershagen/Döingen (10,8), Olpe IV (9,4),Oberveischede (11,6), Wegeringhausen (11,6), Drolshagen-Ost (11,5), Drolshagen-Süd (10,3), Neu-Listernohl (11,6), Ennest I (11,4), Helden (11,3), Attendorn I (11,6), Attendorn III (11,4), Windhausen (9,4), Würdinghausen (7,8), Milchenbach (5,7), Altenhundem/Jammertal (10,8), Kickenbach (11,6), Oberelspe (9,2), Saalhausen I (10,3), Saalhausen II (7,8), Altenhundem I (10), und das kreisweit niedrigste AfD-Ergebnis notiert in Sporke (3,6).
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Was sonst noch auffällt: In Wenden überholt die FDP, kommunalpolitisch hier gar nicht präsent, die Grünen knapp. Von den zahlreichen übrigen Parteien, die bei der Europawahl angetreten sind, kommt die Linke im Kreis Olpe noch knapp über 1 Prozent, knapp hinter der satirisch agierenden PARTEI (1,3) und fast gleichauf mit der Tierschutzpartei. Die in Siegen sogar im Stadtrat mitarbeitende Partei Volt kommt auf 1,2 Prozent, mit kreisweit acht Stimmen schwächste aller Parteien ist die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD).