Attendorn. Das berühmte Attendorner Ritual erfreut am Wochenende wieder die Abiturienten. Mit dabei ist auch eine Mädels-Gruppe mit einem „Super Mario“-Auto.

Alle Jahre wieder veranstalten die Abiturienten der Hansestadt Attendorn ihr traditionelles Bäumchensetzen. Wenn dann bunt angemalt und laut hupende alte Autos in und um Attendorn gesichtet werden, ist klar: Das Bäumchensetzen hat begonnen. So auch am vergangenen Wochenende. Drei Termine standen auf dem Programm. Neben Attendorn galt es am Freitag auch in Meinerzhagen und Helden der Tradition Genüge zu tun.

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In den 1970er-Jahren wurde das „Bäumchensetzen“ zunächst von den Rivianern ins Leben gerufen, schließlich kamen auch die Ursulinen dazu. Zuerst ging es mit Bollerwagen und ohne Autos auf die Reise, daher wurden die Bäumchen auch nur in Attendorn gepflanzt. Es galt ein Alkoholverbot und das Ganze war eine recht übersichtliche Geschichte. In den folgenden Jahrzehnten kamen immer mehr Schüler dazu und schlossen sich dem Ritual an. Autos kamen zum Einsatz, damit auch Schüler, die nicht direkt in Attendorn wohnen, ein Bäumchen gesetzt bekommen sollten.

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Zunächst wurde die Familienkutsche in Beschlag genommen und so mancher Familienvater schickte ein Stoßgebet zum Himmel und hoffte, dass diese ohne große Schäden wieder den Weg in die heimische Garage finden würde. Schon damals gab es einen „Gauwagen“ für den Gauleiter. Der hieß so, weil er das Lied „Gaudeamus igitur“ anstatt der heutigen Schmäh-Gesänge gegen die jeweils andere Schule beim Setzen noch anstimmt und auch sonst das Sagen hat. Er führt die Kolone mit seinem Gauwagen an.

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Es ist wieder so weit. Das Abi geschafft und nun geht`s auf zum Bäumchen setzen. 
Es ist wieder so weit. Das Abi geschafft und nun geht`s auf zum Bäumchen setzen.  © Barbara Sander-Graetz | Barbara Sander-Graetz

Heute werden alle Autos als Gauwagen bezeichnet. Das sind meistens alte Pkw, die nur noch wenig TÜV haben und nach dem Setzen oft auf den Autofriedhof gehören. In Gruppen werden die Kosten, die für den eigenen Gauwagen entstehen, geteilt. Diese Autos werden dann mit verschiedenen Mottos geschmückt und dementsprechend bemalt. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. So haben Chiara, Marie und Tatjana ein Pink-Mobil. „Eigentlich war das Auto mal silberfarben, aber wir sind Mädchen, da musste Pink her“, erklären die drei Mädels. „Außerdem ist Barbie unsere Kindheit. Da war das Motto kein Thema.“ Das Auto von Julia, Leonie, Julia und Stella ziert Super Mario. „Beim Zocken kam uns die Idee.“ Dabei haben sie nicht selber Hand angelegt. „Wir kennen einen professionellen Sprayer, der hat die Gestaltung für uns übernommen.“

Das Pflanzloch für die Bäumchen wird natürlich mit Showeinlage vorbereitet.
Das Pflanzloch für die Bäumchen wird natürlich mit Showeinlage vorbereitet. © Barbara Sander-Graetz | Barbara Sander-Graetz

Gesponsort ist der Wagen von Timo, Luca, Simon und Clemens. Kettenfett stand hier Pate. „Wir nicht nur Aufkleber von ihnen bekommen, sondern auch eine kleine finanzielle Unterstützung“, erzählt Simon, der am Samstag sein Bäumchen bekommt. „Auf die Motorhaube haben wir auch gleich noch eine Zielscheibe gemalt. Mal sehen, wer hier trifft.“ Fahrer ist übrigens Francesco, der Bruder von Luca, da die anderen noch keinen Führerschein haben. „Das ist Ehrensache“, so der 20-Jährige.

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Viel Arbeit steckt auch im Auto von Marc, Philip, Norman, Luke und Felix. Sie haben 1400 Sticker zur Zierde ihres Autos bekommen. „Wir haben allerdings schnell gemerkt, dass sie nur auf weißem Untergrund sichtbar sind“, erzählen sie. „Daher mussten wir unser Auto an diesen Stellen erst einmal weiß lackieren.“ Rund 400 Sticker sind nun zu sehen. Der Rest wird beim Setzen verteilt.

Kreativ und fantasievoll, so sind die Autos zum Bäumchen setzen gestaltet.
Kreativ und fantasievoll, so sind die Autos zum Bäumchen setzen gestaltet. © Barbara Sander-Graetz | Barbara Sander-Graetz

Gesetzt werden die Bäumchen von den Schülern des Vor-Abi-Jahrgangs, also anfangs der 12er-Jahrgang, heute sind die 11er dafür noch zuständig. Sie organisieren die Bäumchen und stellen die Setzer, die dafür sorgen, dass die Pflanzung ordnungsgemäß durchgeführt wird. Nach dem Setzen bei der jeweiligen Station gibt es die sogenannte „Caritas“, die von der Gruppe Abiturienten gestellt wird, für die das Bäumchen gesetzt wurde. Hier werden Getränke und Speisen bereitgestellt, die meistens innerhalb weniger Minuten vertilgt sind. Danach geht es zur nächsten Station. Zum Abschluss wird beim „Joker“ nochmals richtig gefeiert. Mittlerweile ist es oft nur eine Wiese, wo sich alle nochmals treffen können.