Herdecke. 2022 nahm kaum jemand Notiz vom 50-jährigen Bestehen der Gruppe. Danach haben Jürgen Mühl und Co. neue Formate umgesetzt, das soll 2025 weitergehen.
Das 50-jährige Bestehen des Kulturvereins Herdecke interessierte 2022 kaum jemanden. Über eine längere Zeit gingen von der 1972 gegründeten Gruppe keine Impulse aus. Das hat sich in den vergangenen Monaten geändert. Was davor nur noch auf dem Papier bestand, hat sich nach der verspäteten Jubiläumsfeier im Februar 2023 wieder zu einer aktiven Bewegung entwickelt. Wobei das natürlich mit Menschen zusammenhängt. In dem Fall mit Jürgen Mühl, der mit weiteren Akteuren die Initiative wieder etablieren und das Leben in seiner Heimatstadt bereichern möchte.
Vorstandssprecher seit Herbst 2023
„Wiederauferstehung? Den Begriff finde ich nicht passend, denn der Kulturverein war ja nie tot, vieles war aber eingeschlafen“, sagt Jürgen Mühl, der seit fast vier Jahren im Ruhestand ist und in Herdecke durch seine zahlreichen Tätigkeiten (u.a. Drogenberatung, Theater am Stiftsplatz) viele Leute kennt. Als Onikon-Vertreter sollte er eigentlich „nur“ die Belange des heimischen Kinos in dem heimischen Netzwerk für die Künstlerschaft vertreten. Doch seit Herbst 2023 ist er ehrenamtlicher Vorstandssprecher des Kulturvereins. „Ich hatte mich schon länger damit auseinandergesetzt, zumal Kultur mich schon mein Leben lang beschäftigt.“
Vier Frauen an Mühls Seite
Der fünfköpfige Vorstand um ihn, Dagmar Friese, Ulrike Dittmar-Dretzler, Ulla Biermann und Barbara Jopp will das Unterhaltungsprogramm in der Kleinstadt ergänzen oder auch andere Wege beschreiten. „In Sachen Kultur hat Herdecke trotz mancher Leerstellen einiges zu bieten. Wir wollen hier und da den Motor neu anwerfen“, sagt Jürgen Mühl, der ambitioniert malt und auch leidenschaftlich gerne liest. Von daher war der Gedanke zum Start einer Literaturreihe fast schon naheliegend, drei Abende (zur Weihnachtslesung kamen 30 Gäste, weiter geht es am 22. Januar im Heimatpunkt in der Fußgängerzone) haben er und Julia Cordts mittlerweile organisiert. Die städtische Mitarbeiterin unterstützt wie Amtsleiterin Jessica Rausch als Vereins-Geschäftsführerin die Ehrenamtlichen bei den Vorhaben.
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„Wir wollen nun perspektivisch weitere Formate entwickeln und Veranstaltungen organisieren, nachdem wir die ersten Lebenszeichen ausgesendet haben“, erklärt der Vorsitzende. Schritt für Schritt wolle die Gruppe vorgehen, die personellen und finanziellen Ressourcen lassen keine großen Sprünge zu. Daher blicken Mühl und Co. auch auf Fördertöpfe, um Kultur in Herdecke zu stärken. Kooperationen mit örtlichen Gruppen wie etwa der Werbegemeinschaft gehören ebenfalls zu den Gedankenspielen, schließlich soll der Verein laut Satzung auch als organisatorischer Partner und Vermittler für andere bereitstehen. Das sei kürzlich bei der Lesung von Gedichten des heimischen Autors Manfred Grüttgen im Stiftsplatz-Theater gelungen.
Herdecker Kulturtage in Planung
Zugleich reifen eigene Ideen heran. Das Programm für die Herdecker Kulturtage im Herbst 2025 entstehe gerade in Absprache mit der hiesigen Dörken-Stiftung und den Eheleuten Wendland. Der Verein prüfe auch zwei Orte, an denen wieder Ausstellungen für heimische Malerinnen und Maler stattfinden könnten. Eine Fortsetzung in der Ruhrgalerie an der Goethestraße stehe nicht zur Debatte. Weitere Überlegungen: Wie lässt sich die Schreibwerkstatt hier sichtbarer machen? Wie lassen sich, zum Beispiel für Konzerte, Kinder und Jugendliche gewinnen? In dieser Hinsicht leiste die städtische Musikschule einen äußerst wichtigen Beitrag.
Niederschwellige Angebote
Großveranstaltungen wie früher sind für den Kulturverein derzeit in weiter Ferne, dieser wolle vielmehr das Interesse und die Kreativität von Herdeckern wecken. Die können etwa bei den Literaturabenden einfach vorbeischauen und Bücher zur Diskussion stellen, alle sechs Wochen (so das Vorhaben) können Leseratten mittwochs zusammenkommen und den Treff etablieren. Offen zeigt sich der Vorstand, der sich beispielsweise auch Museumsfahrten in andere Städte vorstellen kann, für neue Ideen. Vorschläge nimmt Jürgen Mühl per Mail an muehlj@t-online.de entgegen. Der Sprecher der Gruppe will ohne Druck Ansätze weiterentwickeln. „Der Anfang ist gemacht. Ich bin gespannt, was sich demnächst noch umsetzen lässt.“