Wetter/Herdecke. Generationswechsel in der Sucht- und Drogenberatung: Auf Jürgen Mühl folgt nach über 30 Jahren Jens Trappmann als Leiter der Beratungsstelle VIA.

Da kann man schon von einem Generationswechsel sprechen: Nach fast 35 Jahren hat der AWO-Unterbezirk Ennepe-Ruhr seinen langjährigen Mitarbeiter und Leiter des VIA Beratungszentrums, Jürgen Mühl, in den Ruhestand verabschiedet. Neuer Leiter der Beratungsstelle für Sucht- und Drogenfragen wird zum 1. April Jens Trappmann. Der künftige Leiter sagt über seinen ehemaligen Chef: „Er war ein großartiger Vorgesetzter, der meinen vollen Respekt verdient.“ Trappmann habe sehr viel von ihm für die Zukunft lernen können und sei ihm entsprechend dankbar.

Ära geht zu Ende

Mit dem Ausscheiden von Jürgen Mühl geht eine Ära zu Ende. 1986 begann er in der damaligen „Anonymen Jugend- und Drogenberatung“ als Prophylaxe-Fachkraft. Bald darauf erfolgte die Umbenennung zum „Krisenladen“, und Mühl übernahm die Leitung. Seitdem habe er mit großem fachlichem Wissen und Weitsicht zahlreiche Beratungsangebote etabliert, Kooperationen geschlossen und das Angebot ständig erweitert und verbessert, heißt es bei der AWO zu seinem Abschied.

Mühl gründete beispielsweise den Arbeitskreis „Drogen und Sucht“ und nahm aktiv an der „Ordnungspartnerschaft“ der Stadt Wetter teil. In Herdecke und Wetter installierte Jürgen Mühl Schulsprechstunden. Ziel: Den Schülerinnen und Schülern ein niederschwelliges Angebot zu unterbreiten. Dieses Projekt wird bis heute erfolgreich fortgesetzt.

Gefragter Experte

Über die Jahre war Jürgen Mühl auch ein immer wieder gefragter Experte für die Lokalredaktion. Stets sprach aus seinen Antworten das Bemühen um das Wohl der Klienten. Die Sucht- und Drogenberatung erwies sich dabei als ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen. Neue „Süchte“ wie der zwanghafte Griff zum Handy oder die Magie der Computerspiele kamen hinzu. Im jüngst veröffentlichten Interview mit Mühl ging es um die Suchtgefährdungen in Zeiten von Corona. Hier, so seine Erwartung, werden die Folgen für die Beratungsarbeit erst später heftig zu spüren sein.

Mit Strukturen bestens vertraut

Dann wird Jens Trappmann an der Spitze des VIA-Beratungszentrums stehen. Er hat an der evangelischen Fachhochschule in Bochum „Soziale Arbeit“ studiert. Erste berufliche Erfahrungen im Suchtbereich hat er in Wuppertal gesammelt. Seit 2017 ist er als Berater im VIA Beratungszentrum für Wetter und Herdecke tätig. Im selben Jahr hat er beim IPP in Bochum die Weiterbildung zum Sozialtherapeuten „Sucht“ erfolgreich abgeschlossen. Er sei damit fachlich sehr gut aufgestellt und aufgrund seiner Berufserfahrung mit den Strukturen in Wetter beziehungsweise Herdecke bestens vertraut, so eine Mitteilung.

Mehr Online-Beratung

In Zukunft möchte der neue Leiter unter anderem die eigenen Angebote stärken und weiterentwickeln. So will er in Zukunft die präventive Arbeit der Suchtberatung weiter in den Blick nehmen. „Auch eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Akteuren aus Gesundheit, Politik, Gesellschaft und Verwaltung ist mir wichtig.“ Er nennt das Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke, Haus- und Fachärzte, den sozialpsychiatrischen Dienst, das Jobcenter und denkt an weitere soziale Einrichtungen in Wetter und Herdecke.

Ein Schwerpunkt der Arbeit werde aber auch in Zukunft die Beratung sein, so Trappmann weiter. „Wir informieren und beraten Menschen und deren Angehörige bei Suchtproblemen zu den Themen Alkohol, illegale Suchtmittel, Essstörungen, Medikamente und Glücksspiel und in Zukunft auch verstärkt bei problematischem Medienkonsum“, erläutert Trappmann. Sämtliche Gespräche unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht und sind auf Wunsch anonym.

Vorfreude auf Zeit mit der Familie

„Auch das Thema Digitalisierung wird uns in Zukunft weiterhin beschäftigen“, so Jens Trappmann. Beispielsweise soll der Internet Auftritt des VIA AWO Beratungszentrums optimiert werden, um gerade junge Menschen besser zu erreichen und anzusprechen. Außerdem soll die Online-Beratung weiter ausgebaut werden, um so das Beratungsangebot zu erweitern und zu verbessern.

Der Ruheständler Jürgen Mühl freut sich nun auf viel gemeinsame Zeit mit seiner Familie und vor allem seinen Enkelkindern. Außerdem will er sich verstärkt seinem Hobby widmen: Ebenfalls seit vielen Jahren hat sich der Herdecker der Malerei verschrieben.

Unterstützung bei Verhaltensänderung

Menschen mit problematischem oder abhängigem Rauschmittelkonsum, einer Essstörung oder problematischer Mediennutzung benötigen in der Regel Unterstützung bei der Verhaltensänderung.

Das bietet ihnen das VIA-Beratungszentrum für Suchtfragen und Suchtprävention der AWO mit Sitz an der Bismarckstraße in Wetter.

Zu den Dienstleistungen zählen Informationen zu Risiken des Rauschmittelkonsums, die Beratung bei Rauschmittelproblemen und Essstörungen oder die langfristige Begleitung bei Abhängigkeit (Psychosoziale Begleitung).