Herdecke. Der Kahlschlag auf der einen Seite des Bahndamms in Herdecke hat Anwohner aufgeschreckt. Einer von ihnen hat jetzt Mail-Antworten bekommen.
Autofahrer auf dem Weg von Herdecke nach Wetter müssen sich seit einigen Tagen an einen neuen Anblick gewöhnen: Auf der Seite zur Herdecker Innenstadt hin ist der Bahndamm, der zum Viadukt über der Ruhr führt, vollständig von Grün befreit. Der Damm hat noch eine andere Seite hin zu Dörken. Sieht es hier bald genau so aus, fragten sich Anwohner und fürchteten weitreichende Folgen, sollte die Säge auch hier so gründliche Arbeit leisten.
Natürlicher Schatten für Spielplatz
Kräftige Bäume stehen am Hang, der bis an die Gärten und Häuser an der Raabestraße unweit der Dörken-Fläche heranreicht. Vor wenigen Jahren erst hat der Vermieter einen Spielplatz für kleine Kinder anlegen lassen. Sandkasten und Rutsche werden viel genutzt, ist von Eltern aus den umliegenden Häusern zu erfahren. „Hier verbringen wir gefühlt den kompletten Sommer“, sagt beispielsweise Marie Berlinski. Ob das künftig so bleibt? Nicht nur die junge Mutter war das sehr verunsichert.
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Das hoch aufragende Grün an dem Hang bildet so etwas wie einen natürlichen Sonnenschutz. Außerdem bietet es zahlreichen Tieren gelegentlich Schutz, vom Fuchs übers Reh bis hin zu zahlreichen Spechten, wie Marie Berlinski und ihr Nachbar Vasco Gerace berichten. Von der anderen Seite des Hangs haben sie gehört, dass plötzlich mit der Säge Fakten geschaffen wurden und nun der Kahlschlag bis an die Gärten heranreicht. Gegen beides wollten sie sich zur Wehr setzen: gegen einen möglichen Kahlschlag auch auf ihrer Seite, und gegen eine Überrumpelung.
Mit im Haus wohnt Andreas Disselnkötter, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Herdecker Rat. Der Politiker wandte sich an die Bahn und hat nun Antwort bekommen. Entscheidende Auskünfte von der zuständigen Bahn-Gesellschaft in Hagen: Die Arbeiten am Bahndamm zur Stadt hin hatten einen tieferen Grund. Und: „Die andere Seite des Erdkörpers ist derzeit nicht in der Planung und wird vorerst nicht bearbeitet.“ Wie sich bei Untersuchungen herausgestellt habe, müsse der Erdkörper flächig untersucht werden. Auf die Ergebnissen eines geotechnischen Gutachtens gestützt, müsse der Wall dann gesichert werden. Die Rodungsarbeiten waren laut Bahn zwingend für die geotechnische Untersuchung.
Festigkeit des Erdreichs nicht in Gefahr
Der Grüne Ratsherr hatte aber nicht nur wissen wollen, ob und wann der Kahlschlag möglicherweise auf der Dörken zugewandten Seite fortgesetzt wird, er hatte auch die Befürchtung geäußert, ohne das Wurzelwerk von Büschen und Bäumen könnten Starkregen künftig vermehrt Erdreich mit sich reißen. Die Bahn beruhigt. Sie versichert: Es sei nur abgeholzt worden. Die Wurzeln wurden nicht entfernt. So solle eine Entfestigung vermieden werden.
Der Politiker hat dennoch einen Wunsch. Bei geplanten Auslichtungen oder auch Teilrodungen solle die Bahn darauf acht geben lassen, dass gesunde Bäume möglichst erhalten bleiben. Schließlich würden sie so schnell ja nicht nachwachsen. Ansonsten denkt Andreas Disselnkötter für seine Nachbarn sprechen zu dürfen, wenn er für die Auskünfte dankt, „vor allem wegen des natürlichen Sonnenschutzes.“
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Sollte zu einem späteren Zeitpunkt doch einmal die noch nicht zurück geschnittene Seite des Bahndamms drankommen, gilt die Bitte vorab nicht nur einem gemäßigten Umgang mit der Säge. Vasco Gerace jedenfalls, Vater von zwei Kindern, die gerne auf den kleinen Spielplatz im Schatten der Bäume gehen, würde dann gerne rechtzeitig von der Bahn über geplante Maßnahmen in seinem Gesichtsfeld informiert werden.
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