Wetter. Verwirrung um Buslinienführung in Wetter: Mutter entdeckt Fehler in App-Routenplanung. Über Wochen wurden die falschen Angaben nicht korrigiert.
Eine Busfahrt von Wengern nach Wetter ist für zwei Kinder fast zur Irrfahrt geworden: Das berichtet eine Mutter aus Wetter, die mit zwei Neunjährigen mit der Linie 592 unterwegs war. Die zwei Freunde sollten Ende November die Fahrtstrecke kennenlernen, die sie demnächst allein mit dem öffentlichen Nahverkehr absolvieren sollten. Einsteigen an der Haltestelle Elbscheweg, aussteigen in der Kaiserstraße. Neun Haltestellen zeigte die VRR-App der Mutter an. In der Kaiserstraße hielt der Bus jedoch nie. Der Grund: Die Linie biegt vorher ab, verkehrt über die neue Ruhrbrücke, fährt direkt zum Wetter Bahnhof und dann wieder zurück nach Witten – doch manche Apps zeigen etwas anderes an.
Verunsichernde Fehlinformationen
„Zum Glück war ich mit im Bus“, sagt die Frau am Telefon und nennt die Stationen, die laut VRR-App von der Linie 592 angefahren werden. Auch Oberwengern Bahnhof, Ruhrstraße und eben Kaiserstraße sind darunter. Stationen, die den Bus geradewegs über die Overwegbrücke führen würden. Die darf von schweren Fahrzeugen nicht mehr überquert werden. Seit mehr als zwei Jahren gilt hier schon: Für Busse verboten.
Bei manchen Apps und Fahrplänen scheint das nicht angekommen zu sein. Ein erster Online-Check bei VRR und VER Ende November zeigt: Hier ist noch die Vergangenheit aktuell, die Linie 592 lässt bei ihrem Weg von Witten Hbf nach Wetter auch auf der angezeigten Karte die neue Ruhrbrücke links liegen. Dasselbe gilt für den Bus mit der Nummer 593. Die rot eingezeichnete Strecke führt geradewegs über die marode Overwegbrücke. Für Ortsunkundige und für Kinder eine Fehlinformation, die zu Unsicherheiten führen kann. „Die Kinder hätten ohne mich Panik bekommen“, ist die Wetteranerin sicher.
Ein Anruf bei der Pressestelle von Bogestra und VER bringt eine erste Erkenntnis: Die Fahrplanauskunft – auch per App – laufe über den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, heißt es da. Und: Beide Buslinien gehören zum Busverkehr Rheinland (BVR), einem Tochterunternehmen der DB Regio. Ein Blick in deren Fahrplan zeigt: Hier hat alles seine Richtigkeit. Haltestellen wie Oberwengerner Bahnhof und Kaiserstraße werden nicht aufgeführt – weder bei der 592, noch bei der 593.
Doch warum leiten andere App-Auskünfte – vermutlich schon seit geraumer Zeit – in die Irre? Eine Mitarbeiterin beim Kundendienst der DB Regio Bus sagt dazu nur: „Wir haben nur Einfluss auf unsere eigenen Internetauftritte, nicht darauf, was Drittanbieter zur Verfügung stellen.“ Ob die für den BVR zuständige Pressestelle weitere Auskünfte erteilen kann? Ein kurzes Telefonat zeigt: vorerst nicht. Es wird versprochen, einen kundigen Ansprechpartner zu informieren, der sich telefonisch melden wird. Das könne aber etwas dauern.
Das stimmt. Es dauert. Auch nach Tagen kein Anruf und keine weiteren Informationen. Also: Nachfrage beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Die Pressestelle gibt Antworten: Der VRR stelle mit einer „zentralen Datendrehscheibe sicher, dass es eine Fahrplanauskunft gibt“, bestätigt eine Mitarbeiterin. Aber: „Für die Inhalte sind wir nicht zuständig und verantwortlich“, erklärt sie weiter. „Die Verkehrsunternehmen pflegen alle Daten – was von dort in die Systeme kommt, wird über die Auskunft ausgegeben.“
Fahrpläne aktualisiert
Und die gibt nach den Anfragen der Lokalredaktion nun auch den richtigen Verlauf an, bei beiden Linien. Das zeigt ein erneuter Fahrplan-Check. Die 593 wird ebenso wie die 592 jetzt auch in der App über die neue Ruhrbrücke geleitet. Die 592 hat demnach Wetter Bhf. als Zielhaltestelle, per Fuß kann es dann zur Kaiserstraße weitergehen. Wer hat die Änderung vorgenommen? Darauf kann keine der kontaktierten Pressestellen der Redaktion eine Antwort geben. Auch die Frage, warum die Fahrpläne für die 592 und 593 monatelang falsche Auskünfte im zentralen VRR-Fahrplan gegeben haben, bleibt offen. „Die Daten der Busse 592 und 593 müssen vom BVR gepflegt werden“, erklärt die VRR-Pressestelle.
Die Mitarbeiterin betont auch, dass die Fahrplanauskunft von VRR und VER „definitiv für Fahrgäste der richtige Kanal“ sei, „um sich über Nahverkehrsverbindungen zu informieren.“ Aber: „Die inhaltliche Qualität – eben auch bezogen auf einen Linienweg – steht und fällt allerdings mit der Qualität der von den Verkehrsunternehmen gelieferten Daten.“ Und die sind augenscheinlich nicht immer aktuell.