Herdecke. Nachfolge für Dr. Katja Strauss-Köster: Parteivorstand winkt Vorschlag der Findungskommission nicht durch. So geht es jetzt weiter.

Neun Bewerbungen insgesamt lagen auf dem Schreibtisch von Herdeckes CDU-Vorsitzender Doris Voeste, nachdem die amtierende Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster erklärt hatte, im September nächsten Jahres für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung zu stehen. Drei Vorschläge schließlich blieben übrig, als die Findungskommission ihre Arbeit erledigt hatte. Auch eine Empfehlung für Platz 1 auf der Vorschlagsliste gab es. Statt ihr zu folgen oder darüber abzustimmen, hat der Parteivorstand nun aber den Sack neu aufgebunden. Das Auswahlverfahren wird noch mal zurück gesetzt.

„Der Parteivorstand möchte sich selbst mit den möglichen Kandidaten unterhalten“, sagt Doris Voeste und spricht von einer „Schleife“, die das Verfahren nun durchlaufe. Das sei das gute Recht eines Vorstandes, fährt sie fort und spricht von dem „Glück“, über gleich mehrere Bewerbungen befinden zu können. „Wir diskutieren noch“, sagt sie am Tag nach der Vorstandssitzung, die sich mit den Ergebnissen der Findungskommission beschäftigt hat. Über einen Personalvorschlag sei dabei nicht abgestimmt worden, auch sei keine Kritik an den einzelnen Bewerbern geäußert worden: „Wir wollen noch mal reden.“

Kein „rotes“ Rathaus mehr

Dieses Reden kostet allerdings Zeit. Hätte der Vorstand die Rangfolge der Findungskommission übernommen, hätte der CDU-Bewerber oder die Bewerberin fürs Bürgermeisteramt noch vor Weihnachten benannt sein können. Nun gibt es einen neuen Zeitplan, der ins nächste Jahr hinein reicht, so die Stadtverbandsvorsitzende, die bei der nächsten Beratung über die Kandidatur gerne alle zwölf Vorstandsmitglieder am Tisch hätte.

Die Vielzahl der Bewerbungen bei der CDU könnte ihren Ursprung darin haben, dass sich Interessenten große Chancen ausrechnen, diesmal tatsächlich als Bürgermeister aus der Wahl im Herbst 2025 hervor zu gehen. Lange war das Rathaus fest in sozialdemokratischer Hand. Damit war erst Schluss, als Dr. Katja Strauss-Köster 2009 als gemeinsame Kandidatin von CDU, Grünen und FDP an Spitze von Rat und Verwaltung gewählt wurde. Zweimal wurde sie wieder gewählt. Dann verkündete Strauss-Köster überraschend, dass sie ein Bundestagsmandat anstrebe und als Bürgermeisterin nicht mehr zur Verfügung stehe.

„Das ist mein Alltagsgeschäft“

Doris Voeste
Herdecker CDU-Vorsitzende, über die Notwendigkeit, veränderte Zeitpläne aufzustellen.

Als Partei lag die Herdecker CDU bei der letzten Kommunalwahl hinter der SPD, innerhalb der Koalition mit Grünen und FDP aber vereinigte sie die meisten Stimmen von Wählerinnen und Wählerinnen auf sich. Katja Strauss-Köster, bis vor wenigen Monaten noch parteilos, fuhr deutliche Siege ein. Nach dem Auseinanderbrechen der Dreier-Koalition im Sommer gab es keine neuerliche Einigung auf einen gemeinsamen Kandidaten oder eine Kandidatin für das Bürgermeisteramt. Aus den anderen Parteien in Herdecke sind noch keine Namen für die Bewerbung ums Spitzenamt genannt worden.

In Wetter ist die CDU auf dem Verfahrensweg schon etwas weiter als in Herdecke. An diesem Donnerstag sollen die Mitglieder darüber entscheiden, wer für die CDU auf dem Wahlzettel stehen wird. Klar ist schon, dass von der SPD Frank Hasenberg als Amtsinhaber wieder antreten soll. Auch einen parteilosen Bewerber gibt es in Wetter bereits: Buchhändler Hans-Günter Draht hat seine Kandidatur vor knapp drei Wochen öffentlich gemacht. Mittlerweile haben sich die Grünen offiziell hinter ihn gestellt und erklärt, dass sie ihn unterstützen werden.

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Herdeckes CDU könnte dann im neuen Jahr mit einem Vorschlag rauskommen. Selbst wenn Doris Voeste gehofft haben sollte, dass die von der Findungskommission vorgeschlagene Rangfolge im Parteivorstand durchgeht, bastelt sie nach der Rolle rückwärts jetzt am neuen Timing für die Kandidatenkür. „Das ist mein Alltagsgeschäft“, sagt sie. Eine mögliche Bundestagswahl im Februar hole auch die lokale Wahlkampfunterstützung nach vorn – und zeige, dass auch andernorts in der Politik Zeitpläne umgeschmissen würden.