Wetter/Herdecke. Nach dem plötzlichen Tod eines Hundes: Tierärztinnen aus Wetter und Herdecke sagen, wie Halter Vergiftungen erkennen und schnell handeln können.

Der Tod eines Hundes, der vermutlich bei einem Spaziergang in den Volmarsteiner Ruhrwiesen einen Giftköder aufgenommen hatte, beschäftigt und besorgt viele Hundehalter in Wetter und Umgebung. Berichte werden geteilt und kommentiert, Warnungen ausgesprochen. So rät zum Beispiel eine Facebook-Nutzerin „besonders gut“ auf die Hunde aufzupassen, vor allem auf der „ganzen Strecke vom Wasserwerk Lorenz bis zur Bahnschranke und großen Wiese“. Eine andere schreibt, dass auch sie einmal einen Hund aufgrund eines Giftköders verloren hat. Doch wie können Hundebesitzer ihre Tiere schützen? Und wie erkennen sie im Ernstfall, dass der Vierbeiner möglicherweise Gift gefressen hat? Die Lokalredaktion hat bei Tierärzten in Wetter und Herdecke nachgefragt.

Rattengift ist besonders tückisch

„Wir wissen im Vorfeld ja nicht, um was für einen Giftköder es sich handelt“, macht Simone Klebba auf eine erste Schwierigkeit aufmerksam. Denn unterschiedliche Köder führen zu unterschiedlichen Symptomen. Erbrechen oder Durchfall mit Blutmengen seien „meistens“ mögliche Kennzeichen, so die Tierärztin aus Wetter und nennt weitere: „Unwohlsein, Appetitlosigkeit, Apathie.“

„Lieber einmal zu oft kommen, als einmal zu wenig.“

Bärbel Hausmann
Tierärtzin

Auch für Simone Klebba ist das Thema aktuell: Noch diese Woche hatte sie selbst einen Fall mit dem Verdacht einer Vergiftung in ihrer Praxis. Die Hundehalterin sei aufgrund der Giftköder-Warnungen in den Ruhrauen zu ihr gekommen. Zum Glück. Denn es lag eine Vergiftung vor. „Das Tier hatte tatsächlich eine verringerte Blutgerinnung“, erklärt Simone Klebba und nennt damit ein Zeichen, mit dem eine Vergiftung durch Cumarin (Rattengift) nachgewiesen werden kann. „Bei Cumarin ist die Gerinnungszeit verzögert“, erläutert die Expertin, die mithilfe eines Geräts nachweisen kann, ob kleinere oder größere Mengen Gift aufgenommen wurden – und auch wann. „Rattengift funktioniert wirkungsverzögert. Das ist das Tückische“, so die Tierärztin über das Gift, das oftmals in blauen oder pinken Streukörnern daherkommt. Je nach Menge könnten die Folgen des Giftköders bis zu vier Wochen später auftreten.

Dobermann Giftköder Wetter
Der Dobermann-Rüde Alastor (rechts) ist vermutlich aufgrund eines Giftköders verstorben.  © WP | Privat

Warnzeichen für eine Vergiftung mit Rattengift seien zum Beispiel auch kleine, punktuelle Einblutungen im Zahnfleisch. „Es ist darum wichtig, dass die Tierbesitzer die Schleimhäute kontrollieren“, rät Simone Klebba. Ist das Zahnfleisch des Vierbeiners weiß oder porzellanfarben, kann das auf innere Blutungen hindeuten.

Auch wenn die Hunde durch Muskelzittern und Krämpfe auffallen, wenn sie speicheln oder eine starke Untertemperatur aufweisen, können das laut der Wetteraner Tierärztin Symptome einer Vergiftung sein. Einer Vergiftung durch Neurotoxin, das zum Beispiel in so genannten Mäuseködern enthalten ist. „In diesen Fällen bekommen Tiere eine extreme Untertemperatur, die Ohren sind kalt und der Kreislauf ganz schwach“, erklärt Klebba, die allen Hundehaltern empfiehlt, bei einem Verdacht sofort eine Tierarztpraxis aufzusuchen: „Wenn die Besitzer aufmerksam sind und rechtzeitig handeln, sind die Chancen gut.“

„Verdacht zügig abklären lassen“

„Umgehend einen Tierarzt aufsuchen“, sagt auch die Herdecker Tierärztin Bärbel Hausmann und nennt eine mögliche Maßnahme zur Rettung des Vierbeiners: „Wenn die Köderaufnahme kurzfristig erkannt wird, kann man den Hund mit einer Spritze zum Erbrechen bringen.“ Wer am Wochenende mit seinem Tier in eine solche Situation kommt, solle direkt den Tierarzt anrufen, der Notdienst hat. „Oder in die nächste Tierklinik fahren“, so Hausmann. Um Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, sei es entscheidend, einen Verdacht „zügig abklären zu lassen“, macht die Veterinärmedizinerin deutlich und fügt hinzu: „Lieber einmal zu oft kommen, als einmal zu wenig.“