Wetter. Wenn das Veterinäramt in Wetter vorfährt vor, ist die Polizei zum Schutz oft mit dabei. Der Grund: Für manchen steht viel auf dem Spiel.

Ein erster Besuch war schon. Jetzt schaut das Veterinäramt des Kreises nach, ob die gemachten Auflagen erfüllt worden sind. Mit dem Veterinäramt unterwegs zu einem Hof in Wetter: zwei Streifenwagen der Polizei. Diese Art der Amtshilfe ist keine Seltenheit. „Zum Selbstschutz sind wir ja nicht ausgebildet“, sagt Dr. Bettina Buck, seit knapp vier Jahren Leiterin des Amtes. Die Polizeibeamten zum Schützen schon.

Für die Bürger, die Zeuge einer Amtsvisite werden, mag das nach mehr aussehen. Für Veterinäramt und Polizei dagegen ist das Alltag. Nicht immer hat die Polizei Kapazitäten frei. Aber spätestens bei Verdacht auf mögliche Konflikte wird ein gemeinsamer Auftrag erstellt, beispielsweise bei einer Nachschau. Bei der Lebensmittelüberwachung, für die Bettina Buck ebenfalls verantwortlich ist, läuft das nicht anders.

Manchmal geht‘s um Existenzen

Bettina Buck zeigt zunächst einmal Verständnis, dass Situationen schnell aufgeladen sind. „Wir sind eine Eingriffsbehörde“, sagt sie, „das heißt: Wir gehen rein ins Private, in Wohnbereiche. Wir greifen ein in Existenzen.“ Die Haltung von Tieren kann schließlich Geschäftsgrundlage sein oder Obsession. Bettina Buck weiß: „Der Betroffene hat manchmal das Gefühl, dass wir ihm seine Lebensgrundlage wegnehmen sollen.“

In Wetter war das jetzt nicht so aufregend. Kein Widerstand, keine Aggressionen, heißt es beim Veterinäramt wie auch bei der Polizei. Bettina Buck kennt das auch anders. Sie weiß noch gut, wie ein Landwirt einmal mit einer Art Gabelstapler auf sie zugerast ist. Die Silage war verdorben. „Es geht um viel Geld“, weiß sie von einer Triebfeder für einen gewaltigen Auftritt. „Dann sind wir auf Amtshilfe angewiesen.“ In einem Fall ist sie sogar vor der Haustüre abgefangen worden. „Das ist dann eine Bedrohung für die ganze Familie“, sagt sie.

Die Menschen müssen Auflagen schaffen können

Mehrfach war das Veterinäramt jetzt an gleicher Stelle in Wetter. Bettina Buck spricht von einem „gestreckten Verfahren“. Oftmals wird nach einer Anzeige oder einer Beschwerde zunächst die Situation erfasst. Anordnungen können folgen: Der Tierhalter muss aufräumen, den Tierarzt bestellen, die Zahl der Tiere senken oder den Stall erweitern. Gerade wenn es um bauliche Änderungen geht, kann es auch einen dritten oder vierten Anlauf geben. Bettina Buck: „Die Anzahl sagt nichts über die Schwere der Mängel aus.“

Auch auf dem Hof in Wetter wird es einen weiteren Besuch des Veterinäramtes und vermutlich der Polizei geben. Zeit geben ist wichtig, damit auch das nötige Geld aufgebracht werden kann für Umbauten oder Anschaffungen. „Die Menschen müssen das schaffen können“, sagt die Amtstierärztin. Nicht zu schnell und nicht zu heftig dürfe sein, was sie den Betroffenen abfordern dürfe. Im Regelfall jedenfalls, wenn es nicht darum geht, Tiere ganz fix aus einer totalen Verwahrlosung zu holen.

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In Wetter ging es um die Haltung von Pferden und Hunden. Mehr will die Pressestelle des Kreises auch auf mehrfache Nachfrage hin nicht sagen. Welche Dimensionen solche Fälle schnell haben können, haben Nachrichten Anfang Juni gezeigt: Die Staatsanwaltschaft Dortmund hatte gemeinsam mit der Polizei und Mitarbeitern des Veterinäramtes Höfe in Wetter und Unna durchsucht. Über 200 Tiere wurden in Unna beschlagnahmt. Der Vorwurf gegen den Tatverdächtigen: Tierhaltung zum Zwecke des illegalen Welpenhandels und des illegalen Veranstaltens von Reitveranstaltungen sowie der Verdacht eines Verstoßes gegen das Tierarzneimittelgesetz.