Herdecke. Am Herdecker Bach geht es zähflüssig zu. Neue Schilder könnten helfen, Grünphasen effektiver zu nutzen. Zudem macht die Ampel am Mozartweg Probleme.
Der nächste Anlauf zum Dauerthema Dauerstau am Herdecker Bach. Die CDU hat im Ausschuss für Bauen, Planen und Verkehr vorgeschlagen, neue Schilder an der B54 zwischen den Einmündungen Wittbräucker Straße und Ender Talstraße in Fahrrichtung Herdecke zu installieren. Diese sollen die Autofahrer auffordern, größere Abstände zwischen den Fahrzeugen bei grüner Ampelschaltung zu vermeiden.
Lücken und geringer Abfluss
Vor einem Jahr erfuhr die Politik über eine Analyse von einer Fachfirma, dass sich enorme Lücken zwischen den Autos auf der vielbefahrenen Bundesstraße in Herdecke negativ auswirken. Dadurch können nämlich weniger Fahrzeuge als möglich die Ampeln während der Grünphase passieren. Folge: Stau. Oder anders: Geringe Abstände lassen den Verkehr besser abfließen. Hinweistafeln könnten für ein möglichst dichtes Auffahren „werben“.
Straßenverkehrsordnung gibt das nicht her
Laut CDU wurde dieser Ansatz aber verworfen, da es in der Straßenverkehrsordnung keine entsprechende Abbildung gebe. Doch dann entdeckte die Herdecker Fraktion in diesem Lokalteil einen Bericht im September über eine Baustellenampel an der Grundschötteler Straße in Wetter und die dort platzierte Aufforderung „Bei Grün große Abstände vermeiden“. Dabei handele es sich um ein Hinweis- und nicht um ein Gebotsschild. Diese schnell umzusetzende und preiswerte Lösung sei zur Linderung der Probleme auch eine gute Idee für den Herdecker Bach. Motto: Wo ein Wille, da ein Weg. Schließlich dürften sich die Nachbarn in Wetter ja auch „nicht im rechtsfreien Raum bewegen“, so Ratsmitglied Georg Torwesten
Die Reaktionen aus den anderen Fraktionen: Oliver Haarmann von der AfD zeigte sich offen für solch eher „unkonventionelle Anträge“. Er sehe bei diesem guten Ansatz aber nur geringe Erfolgsaussichten, da Autofahrer solche Schilder doch eher ignorieren würden. Auch Jassin El Atmani von den Grünen zweifelte an der Wirksamkeit. „Wie lässt sich sicherstellen, dass das klappt? Sonst können wir uns das Geld dafür sparen.“ Zudem bestehe das Risiko von Auffahrunfällen. Klaus Klostermann von der SPD meinte, dass die vorgeschlagene Maßnahme einen Versuch wert sei. „Das könnte zu einer kleinen und positiven Veränderung führen.“
Ampelschaltung geändert
Als Lars Heismann von der Stadt Herdecke auf das Thema einging, begann er mit einer Klarstellung. Als vor einem Jahr die Verkehrsanalyse für den problematischen Abschnitt der B54 vorlag, ging es auch um eine sogenannte Parameteränderung der Ampeln, um Autofahrende zum schnelleren Anfahren zu bewegen. „Dies hat der Landesbetrieb Straßen NRW im April umgesetzt“, so der Fachbereichsleiter.
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Kürzlich habe sich obendrein herausgestellt, dass auch mit der Ampel am Mozartweg etwas nicht stimme. Heismann: „Dazu haben wir Hinweise aus der Bevölkerung erhalten und das an den Landesbetrieb weitergereicht.“ Gegenüber von der Feuerwehrwache sollen vor allem Busse eine Bedarfsschaltung auslösen können, um von der Stichstraße auf die B54 abbiegen zu können. Doch derzeit häufen sich auch an dieser Kreuzung Staus, wie Uli Schwellenberg von der SPD schilderte.
Autobahn als Problem
Zum grundsätzlichen Problem sagte Heismann, dass auch viele Baustellen auf den umliegenden Autobahnen momentan das Verkehrsaufkommen am Herdecker Bach erhöhen. Beispiel A1 und der bis Ende Mai dauernde Brückenneubau Nöhstraße nahe Hagen-West oder das viel befahrene Westhofener Kreuz, das demnächst umgestaltet wird. Wer ausweichen will oder eine Umleitungsstrecke nimmt, lande in Herdecke.
Bürger-Kritik
Auch ein Leser, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will, beklagt: Die Ampeln am Herdecker Bach seien weiter ein Aufreger, weil es trotz mehrerer Anregungen von aufmerksamen Mitbürgern auch weiterhin keine vernünftige bzw. umwelt- und klimaschonende Ampelsteuerung gibt.
„Seit Jahren wird der Zustand bemängelt – aber es gibt keine erkennbare sinnvolle Lösung. Die Ampel am Mozartweg ist dabei das Element, was mittlerweile am meisten Einfluss auf die Verkehrslähmung nimmt“, so der Herdecker. „Ein ständiges Stoppen des Massenverkehrs – muss das auf lange Sicht so bleiben? Andere Kommunen sind bei diesem Thema schon weiter.“
Auch die Stadtverwaltung habe das Schild „Bei Grün große Abstände vermeiden“ in Wetter zur Kenntnis genommen, mit den Kollegen in der Nachbarstadt habe es diesbezüglich keinen Kontakt gegeben. „Ich vermute, dass die das einfach gemacht haben. Wir haben bei anderen Behörden nachgefragt und erfahren, dass dies nicht mit der Straßenverkehrsordnung konform geht.“ Heismann äußerte Bedenken, dass durch diese Tafel andere Gefahren entstehen könnten. Durch diese Beeinflussung könnte es zu einem zu dichten Auffahren kommen. Womöglich entstehen beim Abbremsen Auffahrunfälle, was dann wiederum zu einer schwierigen Schuldfrage führen könne. Kurzum: „Wir dürfen das nicht anordnen. Ein Ausnahme-Antrag im Ministerium dürfte auch keinen Erfolg haben.“
Kreuzung verstopft
Diese formelle Sicht stieß in den Fraktionen auf Kritik. Daniel Naumann von der CDU forderte, einen Weg zu finden. Am Herdecker Bach gebe es laut Studie Auto-Abstände von bis zu sieben Sekunden, eine Beschilderung könne Staus verringern. Sein Parteikollege Jan Torwesten könne sich auch eine Art Plakat vorstellen, um Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren. Das bejahte auch Nico Fischer (Die Partei), der sich zudem für Hinweistafeln am Abzweig Wittbräucker Straße/Dortmunder Landstraße aussprach. „Da sollte stehen, dass die Kreuzung auch bei Grün freigehalten werden muss. Da staut es sich oft, weil alles vollgefahren wird.“ Christopher Huck von der FDP befürwortete Kontrollen, schließlich können sich verstopfte Straßen auch als sicherheitsrelevant für Feuerwehreinsätze herausstellen. An der Ampel Mozartweg bestehe in der Tat Handlungsbedarf, weitere Schilder zur Abstands-Thematik könnten als Appell das Problem zumindest lindern.
Doch nach einer weiteren Ausführung von Lars Heismann („Wir dürfen nichts aufstellen, was sich negativ auf den Verkehr auswirken kann“) zog die CDU ihren Antrag zurück. Das Dauerthema Dauerstau bleibt Herdecke also erhalten.