Wetter. Im ausverkauften Stadtsaal lobt das Publikum die vorerst letzte Mord- und Totschlagnacht. Es gibt Ansätze, die Reihe mit der Lichtburg fortzusetzen.

Bei der Mord- und Totschlagnacht im ausverkauften Stadtsaal von Wetter stellte Hans-Günter Draht zum Abschied Krimis mit Niveau vor, zudem besprach der Buchhändler die gruseligen Fälle mit einem Rechts – und Medizinexperten. Kann man durch einen Golfball sterben? Wieso haben Henker damals auch als Ärzte gearbeitet? Und wie droht man Leuten eigentlich richtig?

Team auf der Bühne

Wer die Antwort auf diese Fragen wissen will, sollte am besten jemanden fragen, der bei der Mord – und Totschlagnacht war. Gemeinsam mit einem Team aus Experten und einem Sprecher führte Hans-Günter Draht durch vier verschiedene Krimi-Bücher. Während Draht das Buch und dessen Inhalt vorstellte, las Sprecher Kris Köhler die Geschichten in verschiedenen Rollen vor. Außerdem steuerten Anwalt Don Kneller und Arzt Stephan Schleyer Wissen aus ihren Bereichen bei. So erklärte Don Kneller, dass man in der Tat Leuten nicht mit dem Leben drohen kann und Stephan Schleyer erläuterte, dass man eben doch durch einen Golfball sterben kann, wenn dieser exakt in den Mund geschossen werden würde.

Morden mit Niveau

Und auch Hans-Günter Draht ist als Besitzer eines Buchladen eine Expertise im Bereich Krimis zuzusprechen. Dementsprechend kritisch wurde die Auswahl der vier vorgelesenen Geschichten getroffen: Wir lieben ja diese eher hinterhältigen Geschichten, das muss man sagen. Also einfach dieses Abgemetzel ist langweilig”, erklärte Draht. Da kommt also nicht jedes Buch auf die Bühne: „Wir achten schon darauf, dass die Geschichten einen gewissen Stil, ein gewisses Niveau haben und nicht komplett balla balla sind”, ergänzte Draht. Die Expertise im Bereich gruselige Bücher ist auch wichtig, denn unter den Besuchern waren einige echte Fans. So zum Beispiel Ilka Nascher: „Krimis reißen einen einfach aus dem Alltag raus.” Auch Petra Block ist eine großer Anhängerin des Genres: „Krimis bedeuten mir das Leben”, schwärmte sie.

Abgang mit einem mörderischen Knall

Die Mord - und Totschlagnacht in diesem Jahr war zum einen die 14. ihrer Art. Zugleich markierte sie auch ein feierliches Ende der Bücherstube Draht, die bald (wie berichtet) schließt. „Es war nie unser Plan, uns still und heimlich zu verdrücken, sondern wenn schon, dann gehen wir laut, so wie jetzt”, erklärte Hans-Günter Draht. Und laut war es am Donnerstag auf jeden Fall: Die Lacher und der Applaus aus dem Publikum füllten den ausverkauften Stadtsaal.

Ausverkaufter Stadtsaal
Kris Köhler liest die Geschichten durch seine Sprecherausbildung in verschiedenen Rollen. © WP | Mattea Eichhorn

Natürlich ist der Tod an sich kein lustiges Thema. Dennoch warfen sich die Experten und der Sprecher, Kris Köhler, lockere Sprüche zu, ohne dabei unangemessen zu werden. Auch Köhler verbindet eine persönliche Geschichte mit der Bücherstube Draht: durch die Mord – und Totschlagnächte habe er die Idee bekommen, zusätzlich eine Sprecherausbildung zu machen. Nun spricht er regelmäßig Hörbücher auf großen Streaming-Plattformen ein.

Gäste ziehen überwiegend positives Fazit

Obwohl nun die 14. Ausgabe anstand, fanden sich am Donnerstag neben den Wiederholungstätern ein paar neue Gesichter im Stadtsaal ein, so auch Fidan Filiz Kocamon. Die Lehrerin war vor allem von der innovativen Präsentation der Büchervorstellung begeistert: „Ich will dieses Konzept so in meinen Unterricht mitnehmen.” Und auch Besucherin Petra Block zog ein positives Fazit von dem Abend: „Vor allem die gesetzliche Erklärung der Fälle hat mir gefallen.”  

Ausverkaufter Stadtsaal
Stephan Schleyer steuert medizinische Expertise zu den Fällen bei. © WP | Mattea Eichhorn

Ingrid und Ralf Meyer zu Selhausen waren bereits mehrmals bei den Veranstaltungen, sie zogen in der Pause folgendes Fazit: „Die ersten paar Lesungen waren etwas intimer, das hat uns besser gefallen. Aber wir freuen uns trotzdem, dass so viele hier sind, um die Bücherstube zu unterstützen. Die wird uns sehr fehlen.”

„Standing Ovations“ für Draht

Und obwohl die Bücherstube zum Ende des Jahres schließen wird, die Mord- und Totschlagnacht würde Hans-Günter Draht gerne weiterführen: „Wir sind da im Meinungsfindungsprozess mit der Lichtburg”, verrät er. Dieses Vorhaben mag vielleicht auch dadurch motiviert sein, dass sich die Darsteller am Donnerstag etwas Besonderes zum Abschied haben einfallen lassen. Auf der Leinwand der Bühne lief eine Diashow mit Bildern aus den vorigen Lesungen, aber auch von der Bücherstube Draht generell. Zusätzlich stand das Publikum am Ende auf und verabschiedete sich mit Standing Ovations von dem Buchhändler. „Das war schon ein rührender Moment und ein würdevoller Abschied”, meinte Draht.

Ausverkaufter Stadtsaal
Don Kneller erklärt unter anderem, ob sich die Charaktere in den Geschichten strafbar machen. © WP | Mattea Eichhorn