Wetter. Bücherstube Draht schließt Ende des Jahres. Überlegungen, den Fortbestand zu sichern, sind gescheitert. Das sind die Gründe.

Seit 1986 gibt es die Bücherstube Draht in Wetter, seit 2001 ist sie fester Bestandteil des Bismarckquartiers und Anziehungspunkt für viele Lesefreunde. 2025 wird das Geschäft seine Türen nicht mehr öffnen. Inhaber Hans-Günter Draht geht bekanntlich in den Ruhestand. Dann steht die Harkortstadt erstmals nach 38 Jahren ohne Buchhandlung da. Denn auch die Idee, den Fortbestand des Ladens mithilfe einer gemeinnützigen Initiative zu sichern (wir berichteten), hat sich zerschlagen.

Zu hohes Risiko

„Wir hätten es unfassbar gerne gemacht, aber es wird nicht stattfinden“, erklärt Carolin Teresa Debski auf Anfrage der Lokalredaktion. Die Wetteranerin ist eine von mehreren Privatpersonen, die sich über den Verein Gundermann in Wetter kennengelernt und nach der Nachricht vom Ende der Bücherstube Draht mit einer Folgelösung beschäftigt haben – losgelöst vom Verein. „Hinzu kamen zwei Fachfrauen, eine Buchhändlerin und eine Juristin, die später dazugestoßen sind“, so Debski. Ihre Überlegung: Die Buchhandlung als Genossenschaft, Verein oder gemeinnützige GmbH zu übernehmen. „Wir möchten daraus keinen Profit erwirtschaften“, erklärte Carolin Teresa Debski vor einigen Monaten bei der Vorstellung der Idee. Der erwirtschaftete Gewinn sollte bei diesem Modell den Bürgern der Stadt, zum Beispiel Vereinen, zugutekommen.

„Letztendlich wäre das Projekt für uns ein zu hohes Risiko gewesen.“

Carolin Teresa Debski
zu den Überlegungen, eine Buchhandlung in Wetter gemeinnützig zu führen

Dass es nun allein bei der Idee bleibt, hat „verschiedene Gründe“, wie Debski sagt. So habe unter anderem das bisherige Ladenlokal für das Vorhaben nicht zur Verfügung gestanden. „Wir haben uns den Vermietern in einem Brief vorgestellt und auch telefoniert“, so Carolin Teresa Debski. Zu weiteren Gesprächen sei es jedoch nicht gekommen. Auch ein anderes Geschäft im Bismarckquartier, das kurzzeitig für das Vorhaben in Betracht gezogen wurde, wird in Zukunft keine gemeinnützige geführte Buchhandlung beherbergen.

„Letztendlich wäre das Projekt für uns ein zu hohes Risiko gewesen“, nennt Carolin Teresa Debski einen weiteren Grund, warum die Pläne von ihr und ihren Mitstreitenden letztlich nicht weiterverfolgt werden. „Es kaufen nicht genügend Menschen in der Stadt ein, da fällt es schwer, sich über Wasser zu halten. Gerade bei der geringen Gewinnmarge im Buchhandel“, so Debski weiter. „Alle wollen schöne Läden haben, aber kaum jemand kauft, aus unterschiedlichen Gründen.“ Hinzu komme: „Der Einzelhandel stirbt aus. Dadurch kommen weniger Passanten, und Geschäfte wie ein Buchhandel oder die Vinothek können sich dann nicht allein halten.“

Ladenlokal ab Februar wieder vermietet

Fest steht, dass das bisherige Ladenlokal der Bücherstube Draht in der Bismarckstraße 52 ab Februar 2025 nicht mehr leer stehen wird. Das hat Jutta Heidtmann im Gespräch mit der Lokalredaktion bestätigt. Sie ist die Vermieterin der Immobilie und „glücklich, dass wieder ein Geschäft hereinkommt“. Um welchen Betrieb es sich dabei handeln wird, möchte sie auf Wunsch des zukünftigen Mieters noch nicht mitteilen. Eine Buchhandlung sei es aber nicht.

„Uns tut es auch leid, dass die Bücherstube nicht übernommen wird“, so Heidtmann. Wie Inhaber Hans-Günter Draht hätten auch sie und ihr Mann sich bemüht, einen Nachfolger zu finden. „Die Bücherstube ist so ein alteingesessenes Geschäft, Hans-Günter Draht war über Jahre ein fester Ansprechpartner für seine Kunden, der viel Ahnung von Büchern hatte“, macht sie deutlich, dass auch sie es „schade findet, dass es jetzt so ist“ und die Buchhandlung Ende Dezember schließt. Die an sie herangetragene Idee einer genossenschaftlich geführten Buchhandlung war für das Ehepaar allerdings keine Option: „Das wäre für uns nicht infrage gekommen“, erklärt Jutta Heidtmann. Die Rahmenbedingungen hätten nicht gepasst.

Kaufkraft in Wetter erhalten

Wenn der neue Betreiber des Ladenlokals im kommenden Februar seine Türen öffnet, werde er etwas im Angebot haben, „das jeder braucht“, verrät Jutta Heidtmann dann doch noch. Dass Folien die Scheiben ihrer Immobilie bedecken und sich dahinter Büroräume befinden – das wäre nicht in ihrem Sinne gewesen. „Es war uns wichtig, dass es wieder ein Geschäft ist“, so Heidtmann. „Wir wollten, dass in Wetter die Kaufkraft erhalten bleibt.“