Herdecke. Herdecker Bürger zum Koalitionsbruch: Auf dem Wochenmarkt in der Innenstadt gab es am Donnerstagvormittag fast nur ein beherrschendes Thema.
Donnerstagvormittag in Herdecke. In der Innenstadt ist Wochenmarkt. Wie immer. Die Innenstadt ist gut besucht, die Menschen kaufen ein, bleiben für einen kurzen Plausch mit Bekannten stehen, lassen sich einen Imbiss schmecken. Auch das ist wie immer. Doch zwischen Gemüsestand und Fischbude, zwischen Blumen und Taschensortiment gibt es an diesem Tag ein Thema, das viele bewegt: das Aus der Ampel. Die Lokalredaktion hat bei den Markt-Besuchern nachgefragt, was sie zum Bruch der Koalition und zur Bundesregierung sagen.
Unsichere Zeiten
„Die Zeiten sind doch ohnehin schon unsicher. Das bringt jetzt noch weitere Unsicherheiten mit sich“, sagt eine Frau, die mit ihrer Tragetasche in der Hand vom Wochenmarkt kommt. Überrascht hat sie der politische Paukenschlag jedoch nicht: „Ich habe damit gerechnet“, sagt die 75-Jährige. Ihren Namen möchte sie nicht mitteilen. Zeit für ein kurzes Gespräch nimmt sie sich aber. „So wie es gelaufen ist, ging es ja nicht weiter“, beschreibt die Herdeckerin ihren Eindruck. Sie selbst hätte es begrüßt, wenn sich die drei Parteien SPD, Grüne und FDP „noch ein Jahr zusammengerissen hätten“. Mit etwas gutem Willen sei das wahrscheinlich möglich gewesen. „Aber der war nicht da“, sagt die Wochenmarkt-Besucherin noch, bevor sie weitergeht.
„Ein bisschen überrascht“ waren hingegen Bärbel und Willy Hallek von der Nachricht. „Aber man hat schon gemerkt, dass sie sich nicht mehr verstanden haben“, ist sich das Ehepaar einig, das aus Wetter zum Markt nach Herdecke gekommen ist. „Das konnte so nicht weitergehen“, erklärt Bärbel Hallek noch. Dann setzten beide ihren Weg fort.
„Es ist alles eine Katastrophe“
Wer an den Marktständen vorbeigeht, bekommt immer wieder Gesprächsfetzen mit, die sich um die Entlassung des Finanzministers Lindner und die Folgen drehen. Mit der Lokalredaktion möchten aber nicht viele darüber sprechen. Eine Frau sagt schnell im Vorbeigehen: „Ich finde, alles ist eine Katastrophe. Egal, wer dran ist.“ Ein Ehepaar, das Richtung Viehmarktbrunnen unterwegs ist, hat die Nachricht „natürlich schon gehört.“ Aber: „Gedanken haben wir uns da noch gar nicht zu machen können.“ Daher möchten auch sie aktuell nicht mehr zu den politischen Entwicklungen sagen.
„Es ist ein Drama“, äußert sich hingegen ein Standbetreiber. Seinen Namen möchte auch er nicht in den Medien veröffentlicht sehen. Doch seinen Eindruck teilt er mit: Die Ampel-Koalition sei vor drei Jahren allerdings auch zu einer „sehr ungünstigen Zeit gestartet.“ Man könne nicht immer nur „draufkloppen“. Doch grundsätzlich finde er: „Viele Köche verderben den Brei. Es liegt nicht nur an einem allein“, erklärt er und widmet sich dann wieder seinen Kunden.
Viele Fragen
Ihren Einkauf auf dem Wochenmarkt hat Lea Klöpfel schon erledigt. Die Nachricht aus Berlin habe sie am Mittwochabend „sehr geschockt“, sagt die 22-Jährige. Mit dieser Entwicklung kämen für sie viele Fragen und auch Unsicherheiten auf: „Wie wird der Bundestag aufgestellt sein? Wie wird das mit den einzelnen Parteien weitergehen?“, nennt sie ein paar Beispiele. „Man fragt sich einfach, was das nächste Jahr kommen wird“, so die junge Herdeckerin, die noch einen weiteren Punkt anspricht: „Man wird ja unsicher, weil die Politik so unsicher zu sein scheint.“