Herdecke. Das Koepchenwerk ist eines der Wahrzeichen von Herdecke. Es hat mehr zu bieten als alte Maschinensätze. Hunderte machen sie ein Bild davon.
Bis 1994 war es noch im regelmäßigen Dienst als Pumpspeicherkraftwerk, und es wird heute noch jedes Jahr genutzt für den „Tag des offenen Denkmals“: das Koepchenwerk am Herdecker Ufer des Hengsteysees. Es gab gleich mehrere Gründe zum Kommen: eine Modellbahnausstellung, das Weinbau-Projekt und die große Maschinenhalle des historischen Koepchenwerks.
Besucherzahl übertrifft Erwartungen
Am „Tag des offenen Denkmals“ wurden von Peter Gerigk, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk, und vielen weiteren der Organisatoren rund 400 Besucher erwartet. Am Ende kamen noch einmal über hundert Gäste mehr. Mit vielen Angeboten konnten Familien und Interessierte verschiedener Altersgruppen über das Gelände geführt werden oder auf eigene Faust die zugänglichen Bereiche auf dem Gelände des historischen Kraftwerks erkunden.
Der seit 1993 existierende bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ wird im Herdecker Koepchenwerk in jedem ungeraden Jahr mit einer Kunstausstellung gefeiert sowie in den geraden Jahren mit der Ausstellung der Modellbahn. Peter Gerigk formulierte es so, dass es inzwischen einen entsprechenden Rhythmus gebe.
Zum alten Koepchenwerk gehören vier lange Rohrleitungen, die die große Halle mit dem Speicherbecken verbinden. An dieser Strecke wird nun seit zwei Jahren ein Weinberg angebaut mit der Idee und intensiven Arbeit von Elias Sturm und seinem ehrenamtlichen Team aus über 20 Helfern. Ab 12 Uhr wurden stündlich Führungen angeboten, bei denen die Besucher einen Einblick in den Weinanbau der Herdecker Hanglage bekamen.
Hoffnung auf den ersten Wein
Nach dem steilen Aufstieg über 324 Treppenstufen konnte die Gruppe den weiten Ausblick über den Hengsteysee genießen. Elias Sturm beantwortete jede Menge Fragen und berichtete stolz von den prächtigen Entwicklungen des „Souvignier Gris“ mit der Hoffnung auf den „ersten Wein, der genießbar ist“ im kommenden Jahr. Zum Schluss durfte, wer wollte, auch eine der Trauben probieren vor dem Abstieg.
Unter den Mitgliedern der ersten Weinbergführung war Klaus Jenni. Ihm gefiel die kleine geführte Tour sehr gut trotz des „anstrengenden Aufstiegs“. Er und seine Frau Edelgard sind auf den „Tag des offenen Denkmals“ bei einem Spaziergang entlang des Hengsteysees aufmerksam geworden und dachten, „da kommen wir am Sonntag doch wieder“. Neben der Führung fanden beide die Turbinen sowie das alte Telefonhäuschen „super“.
Auch Doris aus Herdecke fand die Weinbergführung „sehr spannend“ und „enorm, dass junge Leute sich dafür begeistern“ mit dem Einsatz und der regelmäßigen Pflege. Mit dem Weinanbau kennt sie sich auch schon ein wenig aus. Ihre Eltern sind Besitzer eines eigenen Weinguts, sie selbst ist eine der 700 Patinnen und Paten der Weinreben am Koepchenwerk.
Wein und leckeres Essen
Neben der Weinführung, einem Angebot an Getränken, hausgemachten Brezeln mit Zwiebeldip und Brötchen, dem Maschinenpark und der Modellbahnausstellung gab es Stände der NRW-Stiftung, der Verein Wupperschiene sowie der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Matthias und Michaela Sprenger, ehrenamtliche Regionalbotschafter der NRW-Stiftung, waren 2022 zum ersten mal mit der Stiftung am Koepchenwerk zum „Tag des offenen Denkmals“ und waren auch in diesem Jahr wieder dabei.
„Als Kind habe ich mich immer gefragt, was das für ein Gebäude ist.“
Matthias Sprenger wirbt dafür, Fördermitglied zu werden, um über 500 Projekte landesweit zu unterstützen - und auch selbst durch die Mitgliedschaft von Rabatten und freiem Eintritt in einigen Bereichen zu profitieren. Über seine Arbeit in der Stiftung sagt Sprenger: „Wir sind die Kontakte vor Ort und halten den Kontakt zwischen Förderprojekten und der Geschäftsstelle in Düsseldorf.“ Zu einem der Projekte zählt das Koepchenwerk, in das bereits 150.000 Euro an Geldern „hineingeflossen“ seien.
Extra angereist war auch Ulrich Grotstollen, der erste Vorsitzende des Fördervereins „Wupperschiene“ aus dem bergischen Land. Dieser sogenannte „Bergische Ring“ ist eine Stiftung, die sich aus mehreren Vereinen zusammenschließt und Projekte vereint, bei denen es um das „Bündeln von Tourismus mit dem industriellen Bereich geht“, so Grotstollen. Die Stiftung arbeitet aber auch eng mit der Koepchenwerk-AG zusammen, vor allem beratend, seit eine Lokomotive aus Herdecke der Stiftung geschenkt wurde und nun vom bergischen Ring neu lackiert und im Dezember auf die erste Nikolausfahrt geschickt wird.
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Von der Industriedenkmalstiftung war unter Anderem Michael Geck vor Ort. „Als Kind habe ich mich immer gefragt, was das für ein Gebäude ist“, erzählt Geck über das Koepchenwerk, heute dient er dort als Gästeführer und erzählt über den Maschinenpark, die Nutzung und Aufgabe der Turbinen, die Generatoren und die großen Pumpen. Für manche gibt es also auch einen persönlichen Bezug zum Koepchenwerk als einzigem Denkmal in Herdecke, das sich am „Tag des offenen Denkmals“ beteiligt.