Volmarstein. Während neue Gebäude an der Schwelmer Straße in Volmarstein entstehen, haben drei Firmen der Stadt Wetter abgesagt. Aus unterschiedlichen Gründen.
Die Hiobsbotschaften von Volkswagen haben auch notorischen Optimisten oder gutgläubigen Ignoranten vor Augen geführt: Der deutschen Wirtschaft geht es nicht gut. Was sich auf der großen Bühne im Land abspielt, lässt sich auch auf kommunaler Ebene beobachten. Zum Beispiel im Gewerbepark Schwelmer Straße in Wetter. Wobei es dort auch Hoffnungsschimmer gibt, ebenfalls ein Abbild für nationale Entwicklungen.
Bagger im Mittelteil
Wer in das Volmarsteiner Gebiet hineinfährt, spürt erst einmal nichts von einer Wirtschaftskrise. Zwischen der Autobahn und der Straße Am Stork dominieren einige Baustellen die Szenerie. Während zwei Betriebe (AOS Stahl, Markom) ihr neues Domizil im wachsenden Gewerbepark bereits bezogen haben, schaffen Bagger im Mittelteil des Areals Erde zur Seite. Doch im Gespräch mit Wetters Stadtverwaltung ergibt sich ein differenziertes Bild von der Lage.
Fortschritte erkennbar
Zunächst zu den erfreulichen Entwicklungen. Das Gebäude von KoRo Riw ist quasi fertig, in Kürze können es die Krankomponenten-Experten aus Wengern in Betrieb nehmen. Direkt darunter verkünden Schilder, dass dass Wacker Neuson (Baugeräte und Kompaktmaschinen) als künftiger Nachbar eine Niederlassung errichten will. „Die Fläche dafür ist hergestellt“, erklärt Peter Uphoff. Der Projektverantwortliche der städtischen Wirtschaftsförderung kann ebenfalls berichten, dass die Firma Schake einen Bauantrag für ihr Grundstück eingereicht hat. Dabei handelt es sich um die zweitgrößte Fläche im Gewerbepark, die Fachleute für Absperrtechnik und Produkte für die Bauindustrie wollen neben der A1 bald konkret ihre Volmarsteiner Wurzeln wiederaufleben lassen.
Eine Art Nachbarschaftshilfe leistet die Firma Haas (Hoch-, Tief- und Ingenieurbau). Als Tochtergesellschaft der Unternehmensgruppe Gieseke wollen die Gevelsberger demnächst für sich selbst eine Fläche auf dem Gebiet an der Schwelmer Straße gestalten, derzeit errichtet der Betrieb hier ein Gebäude für das Vater-Sohn-Gespann Honczek. Das Duo mit dem Schwerpunkt Zerspanungs- und Solartechnik kann bereits Umrisse der neuen Heimat erkennen. Der Baubeginn rückt auch für die zwei Elektrotechnikermeister Roy näher, Junior und Senior haben ebenfalls im Mittelteil unterhalb von der Markom Werbeagentur ein Grundstück gekauft.
Nun zu den Schattenseiten. Eine Firma hat sich trotz längerer Vorbereitung nun doch dagegen entschlossen, eine zugesagte Fläche im Gewerbegebiet zu übernehmen. Die wirtschaftliche Entwicklung habe zu diesem Rückzug geführt, erläutern Peter Uphoff und Constanze Hölzenbein aus der städtischen Wirtschaftsförderung. Die Beiden verkünden außerdem, dass ebenfalls eine ungünstige Marktentwicklung zu einer zweiten Absage eines eingeplanten Betriebs geführt habe. In dem Zusammenhang soll demnächst eine Rückabwicklung erfolgen.
Schwierige Rahmenbedingungen
„Es ist aktuell nicht leicht. Verantwortliche überlegen sich gründlich, ob und wie sie investieren sollen“, meint Bürgermeister Frank Hasenberg. „Wellenbewegungen in der Wirtschaft gibt es ja immer wieder, wobei Deutschland in mehrfacher Hinsicht momentan das Schlusslicht in Europa ist. Die derzeit schwierigen Rahmenbedingungen machen sich auch hier bemerkbar, das bereitet einem schon Sorgen.“
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Für den Gewerbepark hat die Stadt Wetter als Grundstückseigentümerin kürzlich noch eine weitere Absage entgegengenommen. Doch bei der Firma Wehberg (Holz- und Bauelemente) haben andere Faktoren dazu geführt: „Sie hat in einer anderen Stadt eine verfügbare Halle entdeckt, die sie übernehmen und somit die Baukosten an der Schwelmer Straße sparen will“, heißt es zu dieser Vertragsauflösung. Unterdessen laufen mit einem anderen Betrieb konkrete Verhandlungen zum Kauf einer Fläche, die der Rat womöglich noch in diesem Jahr absegnen kann.
Flexibel reagieren
Somit ergeben sich neue Konstellationen im Gewerbepark. „Es zahlt sich aus, dass wir keine festen Parzellen vorgesehen haben, so dass wir weiterhin recht flexibel reagieren und Grundstücksgrößen anpassen können“, sagt Uphoff. In der Mitte des Areals soll es weiter kleinteilig zugehen, hier und da ergebe sich etwas Spielraum. Zudem führt die Wirtschaftsförderung weiter eine längere Liste mit interessierten Unternehmen, die nach den Absagen womöglich zum Zug kommen. „Dabei wenden wir wie gehabt den mit der Politik vereinbarten Kriterienkatalog an“, so Constanze Hölzenbein. Uphoff: „Da ist weiter Bewegung drin, wir bekommen kreisweit Anfragen. Eine Spedition oder ein Logistikunternehmen erhalten aber keinen Zuschlag.“
Hasenberg meint abschließend: „Es ist vielleicht gar nicht schlecht, dass an der Schwelmer Straße noch nicht alles vergeben ist. Schließlich gehört die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen zur Daseinsvorsorge einer Kommune.“