Herdecke. „Aktives Nichtstun“: Die Grünen haben die Stadt Herdecke scharf angegriffen, da bald Bauarbeiten im Gebäude der Friedrich-Harkort-Schule anstehen.

In der letzten Septemberwoche hat die Stadtverwaltung unter anderem Vereine per E-Mail informiert, dass sie das Hallenbad am Bleichstein noch bis Ende Dezember nutzen können und danach die Sanierung beginnt. Zugleich haben die Herdecker Klubs in diesem Schreiben erfahren, dass mit Beginn der Weihnachtsferien noch eine weitere Sportstätte wegfällt: Die Sporthalle der Friedrich-Harkort-Schule (FHS) lasse sich ab dem 1. Januar 2025 für rund vier Monate nicht mehr nutzen.

Mängel an der Decke

Das städtische Amt für Schule, Kultur und Sport begründet dies mit Mängeln an der Abhangdecke. Die bestehen demnach schon seit längerer Zeit, ein Herabfallen einzelner Platten lasse sich „nicht mit ausreichender Sicherheit“ ausschließen. Bereits befestigte Netze sollen verhindern, dass womöglich Teile auf den Hallenboden stürzen. Die Genehmigung für diese Konstruktion laufe zum Ende des Jahres aus, eine Verlängerung sei nicht möglich. Stattdessen sollen Bauarbeiten an der Decke, Beleuchtung, bei Einbauten und weiteren Elementen erfolgen.

Zwei überdachte Sportstätten gleichzeitig gesperrt

„Mir ist bewusst, dass die Schließung von zwei Sportstätten parallel eine große Herausforderung für alle Vereine darstellt und ich hoffe, dass wir gemeinsam zu guten Lösungen kommen“, teilt Amtsleiterin Jessica Rausch mit und bittet die Betroffenen, Bedarfe hinsichtlich der Hallennutzung mitzuteilen.

Grünen fordern Reaktionen

Die Herdecker Grünen haben darauf reagiert und fordern eine Sichtung der hiesigen Sportstätten durch die Verwaltung sowie den zuständigen Ausschuss. Insbesondere in den Hallen sollten sich die Verantwortlichen bestehende Mängel anschauen und diese so schnell wie möglich beseitigen. Das sei in der FHS-Halle über Jahre nicht geschehen, daher bezeichnen sie die anstehende Sperrung als „besonders krassen Fall“.

Kritik: „Aktives Nichtstun“

Dies wäre durch aktives Handeln zu vermeiden gewesen, meint Fraktionssprecher Andreas Disselnkötter. „Aktives Nichtstun hat jetzt offenkundig dazu geführt, dass zahlreiche sportliche Aktivitäten nicht mehr stattfinden können.“ Er wundere sich, dass die Stadtverwaltung kürzlich im Bauausschuss auf Anfrage der Grünen nur über Vandalismus in Hallen berichtet, aber nichts zur Situation am Gymnasium mitgeteilt hat. Es dränge sich „der Eindruck einer großen Gleichgültigkeit gegenüber den Belangen des Sports auf, obwohl auch die Kosten für Sanierungen für nicht beseitigte Mängel steigen und dies nicht im Interesse der Stadt sein darf.“

Probleme seit Jahren

In der Bleichsteinhalle bestehen solche laut Disselnkötter bereits seit zwei Jahren und reichen von kaputten Toilettenspülungen in vier Kabinen über verstopfte und stinkende Abflussrohre bis hin zu Gestrüpp und kleinen Bäumen auf dem Kabinendach, was sich zurzeit durch die ausgefallenen Lampen nur tagsüber von außen erkennen lasse.  Aus der Ender Sportstätte am Berge werden regelmäßig Verletzungen bei Ballsportarten gemeldet, weil der Boden keine Rutschfestigkeit mehr habe, was zu Stürzen führe. Auch die Halle am Gymnasium weise leichte Schäden auf und dies sollte aus Sicht der Grünen bei der Reparatur der Decke gleich mitberücksichtigt werden.

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„Es ist in mehrfacher Hinsicht fahrlässig und verantwortungslos, unsere Sportstätten verwahrlosen zu lassen, indem offensichtliche und lange bekannte Mängel nicht beseitigt werden. Es führt vor allem zu höheren Folgekosten, wenn Schäden nicht behoben werden“, so Jassin El Atmani, Mitglied im Jugendhilfeausschuss. Aktive wie etwa Kinder und Jugendliche würden so benachteiligt. „Auch deshalb sollten wir alles daransetzen, die Sportstätten zu erhalten und die notwendigen Mittel dafür bereitzustellen.“

Stadt weist Vorwürfe zurück

Die Verwaltung weist die Vorwürfe der Grünen in aller Deutlichkeit zurück. Die Stadt Herdecke habe nicht zuletzt durch die umfassende Sanierung der Turnhalle Schraberg deutlich gemacht, welch hohen Stellenwert der Schul- und Vereinssport hier habe. Das Vorhalten von zwei großen Dreifachsporthallen sowie drei weiterer Sporthallen seien für eine Stadt in der Größe Herdeckes überdurchschnittlich viel.

Das Archivbild zeigt die Volleyballer des TSV Herdecke bei einem Spiel gegen TV Mengede in der Sporthalle der Friedrich-Harkort-Schule.
Das Archivbild zeigt die Volleyballer des TSV Herdecke bei einem Spiel gegen TV Mengede in der Sporthalle der Friedrich-Harkort-Schule. © Jürgen Theobald | Jürgen Theobald

„Mehr als 1,5 Millionen Euro wurden allein in den vergangenen drei Jahren in die Sporthallen investiert“, heißt es aus dem Rathaus. Hinzu kommen jährlich erhebliche Kosten für die Bewirtschaftung und die Ausstattung. Das Gebäude an der FHS etwa erhalte 2024 zusätzlich komplett neue Trainingsgeräte und Matten. Auf die Einführung von Hallennutzungsgebühren – wie es in vielen anderen Städten seit Jahren üblich ist – habe die Stadt Herdecke bisher verzichtet. „Da trifft der Vorwurf der Gleichgültigkeit gegenüber den Belangen des Sports absolut ins Leere.“

Sperrung unausweichlich

Um die Decke in der Sporthalle an der FHS zu sichern, sei eine Sperrung unabwendbar – unabhängig davon, ob die Sanierung in der Vergangenheit, in diesem oder dem kommenden Jahr umgesetzt werde bzw. wurde. Die Verwaltung habe ja aus gutem Grund parallel laufende Arbeiten (und damit Sperrungen) in den Hallen am Schraberg und Gymnasium vermeiden wollen. Bis zur notwendigen Sanierung der Decke könne an der FHS Schul- wie auch Vereinssport stattfinden.

Lösungen erarbeiten

Die Verwaltung sei frühzeitig auf alle Nutzergruppen der Gymnasium-Halle und auch den Stadtsportverband zugegangen, um Lösungen zu erarbeiten, die einem größtmöglichen Kreis eine Betätigung auch während der Sperrung ermöglichen. Seitens der FHS liege bereits eine Anforderung zu Sportstunden vor. Zudem denkt die Stadt Herdecke über Busse nach, um Schüler vom Bleichstein zum Beispiel in die Sporthalle Kirchenende zu fahren.

Verwunderung über Grüne

Zur Kritik heißt es weiter: Die angespannte personelle Situation in der Verwaltung sei den Grünen sowohl aus öffentlichen Sitzungen als auch vertraulichen Gesprächen bekannt, so dass eine Erklärung „dieses Tenors mehr als verwundert“. Zur Abarbeitung der Großprojekte brauche es eine Priorisierung. Und: „Sind der Verwaltung Schäden bekannt, werden diese zeitnah bearbeitet.“ Wartezeiten entstehen, da beauftragte Handwerksbetriebe keine ausreichenden Kapazitäten haben oder die Lieferung von Ersatzteilen mehr Zeit in Anspruch nehme. Zudem habe das mutwillige Zerstören oder Verstopfen von Sanitärobjekten, das Eintreten von Türen oder Beschmieren von Wänden „deutlich zugenommen“.