Herdecke. 2020 hat die Stadt Herdecke eine erste Kostenschätzung für Arbeiten unter dem Zwiebelturm genannt. Nun braucht es frisches Geld zur Fertigstellung.

Ein Rückblick ins Jahr 2020. Die Stadt Herdecke müsse für die Rathaussanierung 2,1 Millionen Euro bereitstellen. Im Frühjahr 2022 sollten dann die Arbeiten beginnen. Einige Monate zuvor hatte die Verwaltung von einer ersten Kostensteigerung in sechsstelliger Höhe berichtet, weitere sollten folgen. In der jüngsten Ratssitzung hat der Kämmerer nun die wohl endgültige Summe inklusive zusätzlicher Haushaltsmittel sowie einen Fertigstellungstermin genannt.

Die Gründe

„Im Zuge der Sanierung des historischen Rathauses kommt es zu einer Baukostensteigerung, die eine überplanmäßige Mittelbereitstellung erforderlich macht“, heißt es in einer aktuellen Vorlage für die Fraktionen. Im Herbst 2023 hat die Stadtverwaltung noch mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 3,13 Millionen Euro kalkuliert. Das reiche nicht, das liege vor allem an erhöhten Preisen aufgrund der allgemeinen Marktlage. Aber auch Erkenntnisse im Laufe der Maßnahme (Sanieren im Bestand) verteuern demnach das Projekt, sei es durch Mengenmehrungen oder zusätzliche Arbeiten, die sich im Bauverlauf ergeben haben.

Fast eine halbe Million zusätzlich

Die Kosten steigen den Angaben zufolge nochmals um 486.000 auf insgesamt 3,6 Millionen Euro. Um die Sanierung des Rathauses abschließen zu können, hat die Politik der überplanmäßigen Mittelbereitstellung zugestimmt. Im Haushalt für das laufende Jahr lasse sich der zusätzliche Betrag durch 2024 nicht mehr benötigte Mittel für die Sanierung des Stiftsplatzes 1 (Sitz des Ordnungsamtes) sowie durch geringere EDV-Ausgaben ausgleichen. Durch diese beiden Posten stehen 338.000 und 148.000 Euro zusätzlich zur Verfügung.

SPD hakt nach

Die Preissteigerung in Sachen Fenster und Dämmung hat nach eigenen Angaben den SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus Klostermann „stutzig“ gemacht. Hintergrund: Für den Austausch der Fenster hatte die Stadt Herdecke zunächst 300.000 Euro eingeplant, die Kostenschätzung beinhaltete wärmegedämmte Aluminiumfenster. Auf Empfehlung des Energieberaters werde aus der angedachten Zwei- eine Drei-Scheiben-Isolierverglasung, hinzu kommen zusätzliche Sonnenschutzbeläge. Macht summa summarum 429.172 Euro.

Neue Entwicklungen

Die Erklärung der Stadtverwaltung: Die Ausschreibung erfolgte Ende 2023, die Beauftragung erst im Januar 2024, so dass die erhöhten Kosten beim vergangenen Haushaltsbeschluss noch nicht konkret vorlagen. „Energetisch müssen wir bei der Sanierung des alten Gebäudes viele Faktoren berücksichtigen, das betrifft auch Anpassungen bei der Lüftung“, erläutert Dennis Osberg. Allein der Posten Heizung/Sanitär/Lüftung schlage mit insgesamt 618.247 Euro zu Buche. Der 1. Beigeordnete und Kämmerer sollte schließlich erfolgreich um Zustimmung für die Dringlichkeitsentscheidung werben, damit es zu keinem Stillstand bei den Arbeiten kommt.

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Das städtische Gebäudemanagement hat weitere Gewerke mit steigenden Kosten genannt. Die Elektro- und Brandmeldetechnik stellen mit etwas mehr als einer Million insgesamt den größten Posten dar, kalkuliert waren rund 100.000 Euro weniger. Da anstelle einzelner Teilbereiche das komplette Rathaus an die Netzersatzanlage (Notstrom im Falle eines Blackouts) angeschlossen werden soll, komme es unter anderem in dieser Hinsicht zu höheren Kosten.

Dämmungsfragen

Das betreffe auch das Dach, dort sollte es eine Mineraldämmung geben. Doch ein Sachverständiger habe das nach einer energetischen Berechnung bemängelt, es folgte eine Ausschreibung für eine kostspieligere Holzfaserdämmung. Deren Vorteil: effektiver und klimaschonend. Die Stadt müsse obendrein auch mehr Geld für das Baugerüst zahlen, um beispielsweise Notausgänge oder die Ladesäulen der DEW21 freizuhalten. Dieser Posten und die Dachdeckerkosten führen zu einem Preisanstieg von 462.243 Euro.

Weitere Entscheidungen

In der Ratssitzung haben die Fraktionen auch den Änderungen bei den Straßenbaumaßnahmen zugestimmt, in dieser Hinsicht gibt es beim Abarbeiten einer Prioritätsliste (wie berichtet) einige Verzögerungen.

Einig war sich die Politik auch beim Tagesordnungspunkt zum Vorgehen bei der Stiftung und Verleihung von Ehrenauszeichnungen der Stadt Herdecke. Zudem gab der Rat zusätzliche und überplanmäßige Finanzmittel in überschaubarer Höhe für EDV-Kosten der Verwaltung frei.

Für den Tiefbau hatte die Verwaltung nach eigenen Angaben zunächst keine Mittel eingeplant. Doch das habe sich durch notwendige Fundamentierungsarbeiten sowie einen erforderlichen Austausch des Hauswasseranschlusses geändert. Der Zusatzbetrag dafür: 31.000 Euro.

Datum im Blick

Puh, ganz schön viele Zahlen für die Politik und Steuerzahler in Herdecke. Abschließend eine weitere: Die Stadtverwaltung rechne derzeit mit einer Fertigstellung zum Jahresbeginn 2025, so dass die Mitarbeitenden voraussichtlich im ersten Quartal wieder zurück ins Rathaus ziehen können.