Herdecke. Mit dem Bürgerbüro-Umzug in den Ratssaal hat in Herdecke die aufwendige Rathaus-Sanierung begonnen. Die dauert bis 2023 – mit Folgen für Bürger.

Die hiesige Stadtverwaltung hat ihren Sitz, so heißt es oft, in einem historischen Rathaus. Klingt nach Nostalgie. Nachteil: Das Gebäude, das Bürgermeister Bonnermann 1913 einweihte und das der Architekt Wiehl aus zwei Teilen zusammenfügte, ist in die Jahre gekommen. Höchste Zeit für eine Sanierung, meint auch Dennis Osberg.

„In all den Jahren gab es vereinzelt Maßnahmen, aber nie eine umfassende Instandsetzung“, so der Beigeordnete und Kämmerer der Stadt. Mit dem Umzug des Bürgerbüros, das seit Dienstag im Ratssaal geöffnet ist, fiel der Startschuss für die umfangreichen Arbeiten. Die ziehen sich bis ins Jahr 2023, kosten nach derzeitigem Stand 2,9 Millionen und somit 800.000 Euro mehr als 2020 prognostiziert. „Das liegt unter anderem an Preissteigerungen beim Material, zum Beispiel für Kupfer.“ Bei der Rathaussanierung liegt der Fokus auf dem Brandschutz, der Elektrotechnik und energetischen Fragen. Auch damit lasse sich Geld einsparen.

Bürgerbüro im Ratssaal

Reibungslos verlief der Umzug des Bürgerbüros aus dem Rathaus in den Ratssaal gegenüber. Dort befinden sich für das Team von Leiter Ingo Richardt übergangsweise sechs Arbeitsplätze plus Empfang. Voraussichtlich bis zum Jahresende – Anfang 2022 soll die zentrale Anlaufstelle der Stadtverwaltung wieder ins Erdgeschoss neben der Stiftskirche zurückkehren. Über all die Pläne und Änderungen will Beigeordneter Dennis Osberg übrigens in der nächsten Sitzung des Bauausschusses öffentlich informieren.

Rathaussanierung: Im leergezogenen Bürgerbüro haben die Handwerker das Kommando übernommen.
Rathaussanierung: Im leergezogenen Bürgerbüro haben die Handwerker das Kommando übernommen. © Unbekannt | Steffen Gerber

Zurück zur Gegenwart. Während die Atmosphäre im umgerüsteten Ratssaal an vorige Zeiten erinnert, fehlt dort der Kassenautomat für Bargeldeinzahlungen. Bürger sollten daher möglichst EC-Karten bereit halten. Sonst seien aber nach der vorübergehenden Schließung in den Herbstferien alle Dienste seit Dienstag ohne Einschränkung wieder möglich.

Somit ist auch klar: Bis voraussichtlich Anfang 2022 steht der Ratssaal nicht wie gewohnt für politische Sitzungen oder Veranstaltungen zur Verfügung. Als Ausweichorte setzt die Stadtverwaltung auf den Ruhrfestsaal im Hotel Zweibrücker Hof, die Aula des Friedrich-Harkort-Gymnasiums und für kleinere Versammlungen auf den Anbau an der Robert-Bonnermann-Schule.

Erdgeschoss Rathaus

Im leergezogenen Bürgerbüro haben Handwerker begonnen, den Estrich zu entfernen und Trockenbaumaßnahmen (unter anderem Durchbrüche) anzugehen. Dort sowie in anderen Teilen des Erdgeschosses kommt es im Rathaus demnächst zu Veränderungen. Direkt neben das Bürgerbüro mit zehn Mitarbeitenden ziehen bald die vier Kollegen vom Amt für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus, das sich derzeit am anderen Ende des Flures befindet und künftig einen eigenen Eingang zum Stiftplatz erhält. „Das sind die beiden Anlaufstellen mit dem meisten Publikumsverkehr“, erklärt Stadtsprecherin Lena Siegel. Im besagten Flur befinden sich während der nun laufenden Umbauarbeiten die Beratungsbüros von DEW21 und Mark-E sowie die Versicherungsstelle.

Ebenerdig liegt bekanntlich auch die Polizei-Dienststelle. Laut Dennis Osberg zieht die wohl 2022 übergangsweise in ein benachbartes Gebäude um.

Aufzüge

Das Thema Barrierefreiheit kann die Stadtverwaltung bei der Rathaussanierung zusätzlich angehen. Da wäre einerseits eine kurzfristige Lösung: Wer zum Bürgerbüro möchte und es nicht über die Treppen am Seitenaufgang an der Rückfront der Gaststätte Blue Jay hinauf schafft, kann den Aufzug zum Ratssaal nutzen. Das erfordert jedoch eine kurze Meldung zur Anforderung, sei es über die Klingel am Einstieg an den Parkplätzen oder per Anruf (02330/6110).

Als barrierefreier Zugang dient derzeit dieser Aufzug vom Parkplatz ins Bürgerbüro im Ratsaal.
Als barrierefreier Zugang dient derzeit dieser Aufzug vom Parkplatz ins Bürgerbüro im Ratsaal. © Unbekannt | Steffen Gerber

Bei den Umbauarbeiten im Rathaus wiederum zieht die Stadtverwaltung andererseits eine erst für das Jahr 2024 oder 2025 geplante Maßnahme vor, teilt Beigeordneter Osberg mit. An zentraler Stelle entsteht dort in den nächsten Monaten schon nahe des Haupteingangs ein neuer Fahrstuhl, der die darüber liegenden Etagen anbindet. Überlegt wurde, den Aufzug an den Außenfassade zu installieren. Das geschieht aber 2022 im Inneren. „Dadurch verlieren wir zwar auf jeder Ebene ein Büro, die Nutzung im Haus ist aber viel angenehmer. Jedoch steigen somit die Kosten für die Arbeiten bis 2023.“

Kulturhaus

Derzeit laufen Vorbereitungen im städtischen Gebäude an der Goethestraße, damit dort ab Anfang 2022 die Mitarbeitenden aus den ersten beiden Etagen des Rathauses übergangsweise während der Sanierungsarbeiten unterkommen. Und dann natürlich auch Bürger in den jeweiligen Ämtern empfangen. Auch das Amtszimmer der Bürgermeisterin befindet sich dann für einige Monate im Kulturhaus. In der Zwischenzeit können die Modernisierungsarbeiten im Rathaus voranschreiten, die Claudia Schulte und Sylvia Schöne vom Gebäudemanagement planen.

Sozialamt

Nach dem Ende der Sanierungsarbeiten unter dem markanten Zwiebelturm im Jahr 2023 ziehen die Sozialamt-Mitarbeitenden aus dem städtischen Gebäude Bahnhofstraße (das steht womöglich zum Verkauf) ins Rathaus. „Dort entstehen auch neue Büroplätze“, erklärt Beigeordneter Osberg. Durch die Digitalisierung benötigen Ämter kaum noch Schränke, zudem lassen sich einige Räume effizienter gestalten.