Wetter/Herdecke. Ab Januar kostet das Deutschlandticket 58 Euro. Nutzer aus Wetter und Herdecke sprechen über die Auswirkungen und ziehen Konsequenzen.
Das Deutschlandticket wird teurer. Ab Januar wird es mehr kosten: Für 58 Euro im Monat können Ticket-Inhaber dann in Deutschland mit Bussen und Bahnen des Regional- und Nahverkehrs fahren. Darauf haben sich die Verkehrsminister der Länder geeinigt. Doch wie sehen Kunden in Wetter und Herdecke die Preiserhöhung? Ein Meinungsbild von den Bahnhöfen und Bushaltestellen vor Ort.
An der Bushaltestelle Herdecke Mitte sind die Sitze im Wartehäuschen voll besetzt. Einige Fahrgäste stehen. Sie alle warten auf den Bus mit der Nummer 376. Auf die Frage der Redakteurin, wer von den Wartenden mit dem Deutschlandticket unterwegs ist, nickt die Mehrzahl. Einige greifen direkt zu der Plastikkarte, die ihnen seit Mai 2023 für 49 Euro Fahrten mit Bussen und Bahnen durch ganz Deutschland ermöglicht. Im kommenden Jahr müssen sie dafür neun Euro mehr zahlen. „Das ist noch ok“, sagt eine Herdeckerin, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte. Sie ist auf dem Weg nach Witten, das Deutschlandticket nutzt sie vor allem, um zum Einkaufen zu fahren. Mehr dürfe das monatliche Abo allerdings nicht kosten, betont sie, während der Bus ankommt und hält. Die Türen öffnen sich: „Mehr ist nicht machbar“, sagt die Rentnerin noch, bevor sie einsteigt.
Obergrenze erreicht
„Das ist die Grenze“, findet auch eine weitere Deutschlandticket-Nutzerin. Sie bringt der Fahrschein in Kreditkartenformat zum Einkaufen oder ins Fitnessstudio. 58 Euro seien noch bezahlbar, macht die 67-Jährige deutlich. Für sie ist mit der aktuellen Erhöhung die Obergrenze erreicht. „Mehr ist nicht“, erklärt sie, bevor auch ihr Bus abfährt.
„Fünf Euro mehr hätten auch gereicht“, sagt eine Seniorin, die in der Fußgängerzone unterwegs ist. Ihren Namen möchte auch sie nicht nennen, aber sie spricht über ihre Erfahrungen mit der Bahn. Jeden Tag sei sie nicht mit dem Zug unterwegs, erklärt die 72-Jährige. Darum sei sie auch nur in Besitz der Bahncard 25. „Ein Deutschlandticket habe ich selbst gar nicht“, sagt sie. Die Preiserhöhung findet sie dennoch zu hoch. „Für die, die es sich jetzt schon problemlos leisten können, macht das vielleicht keinen großen Unterschied“, vermutet sie. „Für andere aber sicherlich.“
Für alle, die wenig Geld zur Verfügung hätten, gebe es das Deutschlandticket Sozial, weiß Petra Lueg und verweist auf die kostengünstigere Variante, die es unter anderem für Empfänger von Bürgergeld II, Sozialhilfe oder auch Wohngeld gibt. In diesen Fällen fallen monatliche Kosten von 39 Euro an. Doch auch den regulären Preis findet die Wetteranerin, die am Busbahnhof in Wetter wartet, „immer noch billig.“ Selbst nach der Erhöhung sei diese Variante günstiger als das Monatsticket Preisstufe A, das Petra Lueg vor der Einführung des Deutschlandtickets genutzt hat. „Fahren Sie doch mal nach Hagen“, sagt sie. „Oder nach Düsseldorf.“ Da komme ganz schön was zusammen. Die 67-Jährige besitzt kein Auto, ist viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Sie ist von dem Konzept Deutschlandticket überzeugt – auch nach der Preiserhöhung. „Darüber rege ich mich überhaupt nicht auf“.
Mehrkosten machen sich bemerkbar
Auch ein Ehepaar, das ein paar Meter weiter auf seinen Bus nach Hagen wartet, setzt weiter auf das Deutschlandticket, das beide in ihren Portemonnaies haben. „Natürlich ist es immer zu viel“, sagt die Frau zur Preiserhöhung. Aber das Ticket sei gut. Zeit mehr zu erzählen, bleibt ihr und ihrem Mann nicht. Aber bevor sich die Bustüren schließen, dreht sich die Wetteranerin noch kurz um und erklärt: „Wir behalten das Deutschlandticket.“
Ihr Deutschlandticket wird auch Marina Schnellenbach behalten. Die 19-Jährige fährt regelmäßig mit dem Zug von Wetter nach Dortmund. Die Erhöhung macht sich für die Studentin aber dennoch bemerkbar. Denn auch das Deutschlandsemesterticket wird teurer: Statt wie bisher 29,60 Euro sollen ab dem Wintersemester 2025/26 34,80 Euro anfallen. Wählen, ob sie das Ticket nehme, „könne sie nicht“, erklärt Marina Schnellenbach. Das sei im Semesterbeitrag enthalten. Die Mehrkosten werde sie aber spüren. „Das macht einen Unterschied“, so die junge Wetteranerin. „Ich persönlich finde die Erhöhung nicht gut.“