Herdecke. Was nun im Sommer starten und im Jahr 2025 enden sollte, verzögert sich erheblich. Laut Deutsche Bahn braucht es für Herdecke einen neuen Anlauf.

Im April hatte die Lokalredaktion darüber berichtet, dass die Modernisierung des hiesigen Bahnhofs nach langem Vorlauf in diesem Jahr erfolgen solle. Die Arbeiten würden mehrere Monate dauern und im Verlauf des Sommers beginnen, teilten der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und die Deutsche Bahn damals mit. Absehbar war, dass der Baustellen-Startschuss inklusive Streckensperrung nicht vor der Fußball-Europameisterschaft fallen würde. Schließlich hält die Regionalbahn 52, wenn sie aus Lüdenscheid und Hagen kommt, sowohl in Herdecke als auch am Dortmunder EM-Stadion.

Umdenken und Steuergeld

Doch nun stellt sich die Lage ganz anders dar. Die Bauarbeiten beginnen nicht in einigen Tagen, sondern erst in einigen Jahren. Das erfuhr die Redaktion jetzt von einem Sprecher der Deutschen Bahn (DB). Der berichtete, dass das nun beendete Ausschreibungsverfahren enttäuschend verlief. „Wir haben nur unwirtschaftliche Angebote erhalten, die deutlich über den eingeplanten Mitteln lagen. Da wir bei der Verwendung von Steuergeldern verantwortungsbewusst vorgehen wollen, haben wir entschieden: Die Maßnahme am Herdecker Bahnhof wird verschoben und dann neu geplant.“

Streckensperrung für RB 52

Eigentlich hatten die DB-Verantwortlichen mit dem VRR einen klaren Fahrplan erarbeitet. Aus dem Programm Modernisierungsoffensive, kurz MOF 3, stehen Fördermittel bereit. Mit diesen sollte im Sommer der Umbau des Bahnsteigs beginnen, dafür bräuchte es auch eine Sperrung der Strecke für die Volmetalbahn. Die Arbeiten würden rund sieben Monate dauern und hätten sich somit bis ins Jahr 2025 hineingezogen.

Neu ausschreiben

Nun wandern die Unterlagen wieder in die Schublade. Denn ein neuer Anlauf, so erklärte es der Bahn-Sprecher, brauche erneut eine lange Vorausplanung. „Da innerhalb dieses Projekts auch Arbeiten in Gleisnähe stattfinden, benötigen wir Sperrpausen. Und die lassen sich nicht mal eben einrichten, die Abstimmung nimmt eine längere Zeit in Anspruch, wir reden da über mindestens zwei oder drei Jahre Vorlauf“, heißt es aus der DB-Pressestelle in Düsseldorf. „Dabei müssen wir auch weitere regionale Baumaßnahmen berücksichtigen und bestmöglich in Einklang bringen. Schließlich spielen in dieser Hinsicht auch andere Verkehrsbetriebe eine Rolle.“

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Auf Nachfrage teilt der Sprecher mit, dass eine Modernisierung des hiesigen Bahnhofs nicht vor 2027 beginne. „Sobald wir Klarheit bezüglich der Sperrpausen haben, nehmen wir die Pläne für Herdecke wieder auf und schreiben die Maßnahme aus. Dann hoffen wir auf mehr Erfolg und wollen das dann auch wieder in den regionalen Kontext eintakten.“ All das war den Angaben zufolge bereits für die kommenden Monate geplant.

Das Vorhaben

Der Ein- und Ausstieg am Herdecker Bahnhof fällt Passagieren schwerer als andernorts. Das liegt am vergleichsweise großen Absand zwischen Bahnsteig und Trittstufe an den Türen der Volmetalbahn (RB 52). Daher planen die Verantwortliche eine sogenannte Aufhöhung um satte 76 Zentimeter neben beiden Gleisen ein.

Neben der Erhöhung des Bahnsteigs soll dieser auch länger werden und durch die Arbeiten auf 120 Metern anwachsen. Auch hinsichtlich der Ausstattung und des Wegeleitsystems soll es Verbesserungen geben, etwa für sehbeeinträchtigte Fahrgäste. Die Modernisierung kostet laut VRR insgesamt rund drei Millionen Euro.

Auch das Geld aus der dreistufigen Modernisierungsoffensive stehe für einen späteren Baubeginn zur Verfügung, heißt es. Das Programm MOF 3 startete bereits 2016, bis 2027 sollten insgesamt 52 Bahnhöfe in Westfalen-​Lippe und im Verkehrsverbund Rhein-​Ruhr eigentlich ein neues Antlitz erhalten. Die Maßnahme für Herdecke beschreibt der DB-Sprecher als vergleichsweise „überschaubar“. Der Umfang der Arbeiten habe sich nun auch nicht als relevant erwiesen, die abgegebenen Firmenangebote seien schlicht unbefriedigend gewesen.

Baustellen abstimmen

Dass sich ein Bauprojekt bei der DB verzögert, sei kein Einzelfall. Dem Pressevertreter fiel ad-hoc der Hauptbahnhof Duisburg ein. Zweimal mussten die Verantwortlichen dort die sehr komplexen Arbeiten verschieben, auch in dem Zusammenhang lief die Ausschreibung nicht wie gewünscht. „Wir haben bekanntlich viele Baustellen im Land, die sich auch über die einzelne Örtlichkeit hinaus auswirken. Im Zuge von Kapazitätsfragen müssen wir daher sauber planen“, so der Sprecher. „Das gilt nun auch ein weiteres Mal für Herdecke.“