Wetter. EN|Wohnen hat in Wetter im Schöntal mehr als ein Dutzend Wohnungen modernisiert. Dass die Mieten deshalb nicht gleich steigen, hat einen Grund.
Thomas Erdmann greift zum Pinsel und trägt weiße Farbe aufs Balkongeländer auf. Die Außenarbeiten gehen dem Ende zu. 19 Wohnungen hat EN|Wohnen an der Steinstraße und der Heinrich-Kamp-Straße im Schöntal in Alt-Wetter. Treppenhäuser, Flurtüren, Außenanstrich – alles ist gemacht. Dass noch ein paar der Wohnungen nicht aufgefrischt sind, liegt am Entgegenkommen der Wohnungsgesellschaft: Die Modernisierung hat im Bestand stattgefunden. Über sieben Jahre hinweg. Bei jedem Auszug kamen die Handwerker für ein paar Wochen vorbei. Bei manchen Wohnungen im Schöntal müssen sie sich weiter gedulden.
Mieter von EN|Wohnen auch an anderen Stellen im Stadtgebiet von Wetter kennen das: „Bevor es richtig schön wird, wird‘s laut und dreckig“, zeigt Alexander Dyck Verständnis für Mieter, die sich das in den eigenen Räumen nicht antun wollen. Dyck ist Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft mit Sitz in Schwelm. Wesentlicher Anteilseigner ist der Ennepe-Ruhr-Kreis. Aber auch verschiedenen Städten im Kreis gehören Anteile von EN|Wohnen. 3180 Menschen gibt sie ein Dach über dem Kopf. Millionen hat sie in den letzten Jahren investiert. Die Begleiterscheinung dabei prangt als lockerer Spruch am Baugerüst im Schöntal: „Aus Pfui wird Hui“.
Soziale Verpflichtung
Die 19 Häuser an der Steinstraße und der Heinrich-Kamp-Straße stammen aus dem Jahr 1961. Mehr als 500.000 Euro hat EN|Wohnen in die Modernisierung der beiden Gebäudekomplexe gesteckt. Die aktuelle Durchschnittsmiete liegt bei 5,82 Euro pro Quadratmeter. Dabei wird es dieses Jahr noch bleiben. Für 2025 rechnet Alexander Dyck mit einem Anstieg auf durchschnittlich 6,30 Euro. Mit der aktuellen Modernisierung habe die Erhöhung nichts zu tun, betont der Geschäftsführer. Sie sei stattdessen der Teuerung und dem Markt geschuldet. Der Markt gebe sogar Mietforderungen von 7 bis 7,50 Euro pro Quadratmeter her. So viel Geld will EN|Wohnen aber nicht nehmen.
Marcel Gießwein, Vorstand der Wohnungsgesellschaft, verrät den Grund für diese Zurückhaltung: „Vorrangiger Zweck von EN|Wohnen ist eine sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung breiter Schichten der Bevölkerung.“ Deshalb würden die Mietpreise nicht ausgereizt, auch nicht nach einer so aufwendigen Modernisierung wie im Schöntal. Wie aber lässt sich das bei Aufwendungen für schönere Zuwege, Treppenhäuser, Haustüranlage, Fassaden und Balkone durchhalten? Bei der Antwort hilft ein Blick nach oben.
Neue Technik hilft bei Lichtausbeute
Die Dächer aller Gebäudeflügel sind mit Solaranlagen bedeckt. Aufgestellt hat sie die BürgerEnergieGenossenschaft 58. Auch wenn drei Prozent des Umsatzes beim gewonnenen Strom an EN|Wohnen fließen, macht das die Wohnungsgesellschaft nicht wirklich reicher. Entscheidender ist ein anderer Effekt: Das Wohnen bei EN|Wohnen soll sozial sein, bezahlbar – und klimaschonend, fasst Alexander Dyck die Ausrichtung des Großvermieters zusammen. Und da hilft es, wenn nicht der Vermieter für die Photovoltaik-Technik aufkommen muss, sondern ein starker Partner: Rund 70.000 Euro hat die BEG 58 für die 273 Module aufgewandt. „Das entlastet uns enorm“, stellt Alexander Dyck fest. Jedes Modul größer als ein Quadratmeter. Zusammen kommen sie auf einen Spitzenwert von 100 Kilowatt.
Die Zusammenarbeit von Wohnungsgesellschaft und Energiegenossenschaft ist nicht neu. Seit 2011 gibt es die Kooperation. Aktuell sind 32 Wohngebäude mit Anlagen zur Solarstrom-Erzeugung versehen, viele davon in Wetter wie an der Schmiedestraße oder der Breslauer Straße oder in Grundschöttel. An fünf von zehn Standorten ist die Photovoltaik mittlerweile eingezogen. Marcel Gießwein stimmt das stolz: „Wir sind somit zum Kreismeister der Wohnungswirtschaft bei den EN-Solaranlage aufgestiegen“, sagt er, EN|Wohnen führe die Spitze deutlich an.
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In den letzten Jahren ist die Energietechnik immer effektiver geworden. „Wir haben ein besseres Diffuslichtverhalten“, sagt Stefan Neumann von der BürgerEnergieGenossenschaft. Er hat die Solarstromanlage fürs Schöntal geplant und hebt eine Besonderheit hervor: Erstmals sind für die BEG nicht nur die Sonnenseiten der Dächer mit Solarmodulen belegt worden. „Das ist unsere erste Nordseite“, sagt er mit Blick von der Heinrich-Kamp-Straße auf das ihm zugeneigte Dach und gerät beinahe ins Schwärmen: „Die Nordseite läuft fast am besten.“
Alexander Dyck spricht von einem Technologie-Sprung. Ein solcher soll bei EN|Wohnen bald auch beim Heizen spürbar werden. Ein erster Versuch mit Wärmepumpen soll bald gestartet werden.