Herdecke/Wetter. Treue Leser bekommen als Dankeschön eine besondere Stadtführung. Auch das Rätsel des Torfkuchens im Café Wenning wird nebenbei gelöst.

Gourmet-Touren durch Herdecke hat Christian Münch vom Heimatverein schon oft geführt. Mit Fahnenträgern war er allerdings noch nie unterwegs. Ein großer Wimpel mit dem Logo „Westfalenpost“, ein weiterer mit den Farben der „Westfälischen Rundschau“: 25 treue Leser aus Wetter und Herdecke waren zu diesem kulinarischen Spaziergang eingeladen und ließen es sich satte drei Stunden gut gehen.

Der Heimatverein will die Stadt liebenswert erhalten. Dazu zählt, auch die leicht verborgenen Pflanzen ins Blickfeld zu rücken. Der Cake Dekoration Shop an der Hauptstraße zählt dazu. An der Nebenseite der leer stehenden Blumenhandlung Risse geht‘s rein, einmal die Treppe hoch – und großes Staunen bei den Leserinnen und Lesern: Am Eingang stehen Inhaberin Alicia Hausmann und Mitarbeiterin Julia Kömpel mit einem Tablett Mini-Küchlein. Nach Äpfeln duften sie und nach Zimt.

Herdecke hat klein angefangen

Als „rosa Paradies“ hat Christian Münch das Geschäft mit Backzubehör aller Art vorgestellt. Zu recht. Backen und dekorieren: Eine ganze Welt aus Zutaten, Hilfsmitteln und Ideen tut sich auf in den drei geduckten Räumen. Die Herdecker Innenstadt ist eben eine Fachwerkstadt. Aktuell lockt dosierter Horror für Halloween. „Es gibt immer was zu feiern“, sagt Alicia Hausmann. Vorherrschende Farbe bei Schleifchen und Tüten und Figuren: zartes Pink.

Das Wetter ist den Lesern und den Fahnenträgern wohl gesonnen. Christian Münch nimmt sie mit in die Kampstraße in schmale Gässchen und schmucke Höfe. Von den Anfänger der Stadt mit gerade mal 80 Einwohnern berichtet er, von der Bedeutung der Ruhr und vor allem der Furt für den Kornhandel in der Stadt sowie den Bemühungen vor einem halben Jahrhundert, durch zahlreiche Neubaugebiete die Stadtrechte nicht wieder zu verlieren und von Dortmund oder Hagen eingemeindet zu werden.

Verwunschene Plätze: Christian Münch vom Heimatverein führt Leserinnen und Leser durch die enge Funkengasse.
Verwunschene Plätze: Christian Münch vom Heimatverein führt Leserinnen und Leser durch die enge Funkengasse. © WP | Klaus Görzel

Nächste Station: Café Wenning. Gerade erst hat in der Zeitung gestanden, dass die Zukunft des Traditionscafés gesichert ist. Inhaber Guido Behrens ist die Erleichterung anzumerken. Während seine Frau Claudia mit Barcelona-Schnittchen die Runde macht, beantwortet er die Frage einer Leserin nach seinem typischen Tagesablauf. Aufstehen um fünf, gibt Behrens zur Antwort, an Samstagen schon um vier Uhr in der Frühe. Ein schönes Gefühl sei es, durch die noch menschenleere Stadt zu gehen und in der Backstube den ersten Kaffee zu trinken.

Torfkuchen bleibt quietschesüß

Neugierig ist auch Rita Becker. Seit sechs Jahren wohnt sie in Herdecke. Immer schon wollte sie wissen, woher der Torfkuchen im Café Wenning seinen Namen hat. Von seinem Vorgänger, sagt Guido Behrens. Er hat die Rezeptur übernommen, wenn auch mit weniger Zucker. Der Torfkuchen sei aber immer noch „quietschesüß“, weiß der Konditor. Die Fragestellerin ist Stammkundin. Leckerer Kuchen sei „Seelenfutter“, sagt sie, „das brauche ich.“

Brigitte Kuprak schwelgt beim Betreten des Shakespeare Pub in Erinnerungen. Heute wohnt sie mit ihrem Mann Wolfgang in Wetter, früher ging‘s zu Tante Alma, der Vorgänger-Gaststätte, Mettbrötchen Essen. Nathaniel Stott („Man nennt mich den Engländer“) teilt seine Gäste in drei Gruppen auf. Ein Tisch kann Bier erwarten, einer Bier ohne Alkohol und der dritte Getränke ohne Bier. Die Tour-Teilnehmer genießen.

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Mit einer guten Nachricht geht‘s weiter. Roland Voermann hat nach längerer Krankheit seinen Käseladen wieder geöffnet. Wolfgang Kuprat hat dessen freundliche Art und den guten Käse schon vermisst. Dafür kommt er zum Käsekauf gerne rüber von Wetter. Essen noch bei der Nudelmanufaktur Pasta Passion und abschließend Genuss im Weinhandel Vino y mas in der oberen Fußgängerzone – die Treue zur Zeitung hat sich gelohnt. So freundlich und vielseitig haben viele Herdecker ihre Stadt noch nicht gesehen und geschmeckt. Und die Wetteraner wissen noch besser, warum sie so gerne in die Nachbarstadt kommen.