Herdecke. Der Herdecker Heimatverein und die Lokalredaktion wollten wissen, welche Gebäude, Symbole oder Einrichtungen hervorstechen. Hier sechs Meinungen.

Das Motto zum Tag des offenen Denkmals jetzt am 8. September hat sich auch als Anlass für einen Aufruf geeignet, den der hiesige Heimat- und Verkehrsverein gemeinsam mit der Lokalredaktion an alle Menschen in Herdecke adressiert hat. „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ steht als Titel über den Veranstaltungen, die an diesem Sonntag Gäste in Denkmäler wie etwas das heimische Koepchenwerk locken sollen.

Suche nach heimischen und persönlichen Besonderheiten

Dieses griffige Thema hat auch den Vorsitzenden des Herdecker Heimatvereins inspiriert. Vor einigen Wochen ist Christian Münch auf die Redaktion zugegangen, um in einer gemeinsamen Aktion zu fragen: „Was ist für Sie das Wahrzeichen Herdeckes?“ Nach dem entsprechenden Aufruf mit einigen Vorschlägen Mitte Juli liegen nun einige Einsendungen vor. Mal ein kurzer Hinweis, mal ausführliche Begründungen.

Preise werden am Sonntag überreicht

Der Verein hat dazu Preise ausgelobt und die Gewinner von drei Stadtgutscheinen bereits benachrichtigt. Wer mit Münch und Co. in dieser Hinsicht nochmal ins Gespräch kommen möchte, kann sich am Sonntag zum Heimatpunkt in der Fußgängerzone begeben. Von 11 bis 13 Uhr ist dieser an der Hauptstraße 58 am 8. September geöffnet. Vorab hier die Meinungen von sechs Bürgerinnen und Bürgern aus der Stadt an den Ruhrseen zum besagten Thema.

Der Frederuna-Brunnen befindet sich in Herdeckes Fußgängerzone.
Der Frederuna-Brunnen befindet sich in Herdeckes Fußgängerzone. © Ingrid Breker

Für Lars Friese ist der Frederuna-Brunnen das Wahrzeichen Herdeckes. Das liege auch an der dazugehörigen Geschichte, wonach die reisende Stiftsdame bei der Eiche („her de Icke“) Rast und Ruhe gesucht und gefunden hat, wie er schreibt.

Lockerer als auf diesem Bild geht es am Sonntag im Koepchenwerk zu, am Tag des offenen Denkmals ist die Maschinenhalle von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Lockerer als auf diesem Bild geht es am Sonntag im Koepchenwerk zu, am Tag des offenen Denkmals ist die Maschinenhalle von 11 bis 17 Uhr geöffnet. © WP | Michael Kleinrensing

Passend zum Denkmal-Tag und der Öffnung der historischen Anlage hat Christopher Merry das Koepchenwerk als sein Herdecker Wahrzeichen genannt. Eine Begründung hat er nicht mitgeliefert, daher noch ein Hinweis der Eigentümerin der alten Pumpspeicheranlage: Neben der Arbeitsgemeinschaft informiert auch eine Mitarbeiterin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur am 8. September in der Maschinenhalle über die Aufgaben sowie Entwicklungen des Denkmals am Hengsteysee (Im Schiffwinkel 43).

Der Cuno-Schornstein am Harkortsee schrumpft Stück für Stück, Wasservögel scheint das nicht zu interessieren und wenden sich ab.
Der Cuno-Schornstein am Harkortsee schrumpft Stück für Stück, Wasservögel scheint das nicht zu interessieren und wenden sich ab. © WP | Steffen Gerber

Andrea Uschmann schreibt wiederum über den Schornstein an der Wetterstraße, den die Mark-E seit Monaten abreißt: „Mein Wahrzeichen war jahrzehntelang der Cuno. Ich habe oben auf dem Berg in Kirchende gewohnt, da hat man morgens immer geguckt, ob er noch da ist.“

Die Regatta des Herdecker Kanu-Clubs gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen in der Stadt an den Ruhrseen.
Die Regatta des Herdecker Kanu-Clubs gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen in der Stadt an den Ruhrseen. © Valentin Dornis | Valentin Dornis

Ralf Behle hat eine andere Meinung. Als ehemaliger Wassersportler erwähnt er ein besonderes Wahrzeichen: „Herdecke, die Stadt zwischen den Ruhrseen“. Diese herausragende Lage am Gewässer haben ihm auch manche von teilnehmenden Vereinen der Herdecker Kanu-Regatta bestätigt, schreibt er.

Die Stiftskirche in besonderer Ausleuchtung anlässlich eines Konzerts mit Musicalmelodien.
Die Stiftskirche in besonderer Ausleuchtung anlässlich eines Konzerts mit Musicalmelodien. © WP | Privat

Für Doris Frohne hingegen ist die Stiftskirche St. Marien das Wahrzeichen der Stadt. Besonders in Erinnerung blieb ihr die Einweihung der neuen Glocken im Jahre 2004, worüber sie einen Bericht im Gemeindebrief veröffentlicht hat. Vor vielen Jahren wohnte die Herdeckerin am Haus Stiftsplatz 4, der Weg zu diesem evangelischen Gotteshaus war sehr nah. „1955 wurde ich in der Stiftskirche von Pastor Meienborn konfirmiert und bin bis heute mit der Kirche durch einige Aktivitäten verbunden“, schreibt sie.

Glocken selbst geläutet

Ihr Aufsatz trägt den Titel „12 Uhr mittags“. In dem Text schildert Doris Frohne, wie sie 1950 in der Stiftskirche mit einem Begleiter die Wendeltreppe hinauf bis zur Etage stieg, in der die Glockenseile hingen. „Hier begann die erste Anstrengung für Küster Sundermann. Er musste kräftig an dem Seil ziehen, damit die Glocke zum Schwingen kam. Danach durfte ich, damals ein kleines Mädchen im Alter von neun oder zehn Jahren, das Seil betätigen. Kräftiges regelmäßiges Ziehen brachte die Glocke zum Läuten.“

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Exakt 12.05 Uhr musste damals das Seil festgehalten werden, damit die Glocke zum Stillstand kam. „Ich hatte nicht die Kraft dazu und so schaltete sich Herr Sundermann wieder ein“, so Frohne. Meistens wurde das Läuten auch korrekt beendet, doch zuweilen - wenn sie zuviel Schwung gegeben hatte - hallte die Glocke erst mit einigen langen Tönen aus. An Feiertagen wurden mit zwei oder drei Glocken eingeläutet, dabei begleiteten den Küster - außer Frau Sundermann - meistens noch einige Kinder. Die drei Glocken hatten verschiedene Klänge und unterschiedlich dicke Seile, an deren Ende ein großer Knoten saß. „Wenn der Küster die schweren Seile mit den Glocken zum Schwingen gebracht hatte, begann für uns Kinder ein großer Spaß. Wir setzten uns auf die Seilknoten und schaukelten feste durch den Raum. Dabei kam es auch vor, dass Herr Sundermann den Zeigefinger hob, weil eine Glocke nicht mehr läutete. Hoffentlich hatte es in der Gemeinde niemand bemerkt“, so ihre Erinnerung, in der auch Fledermäuse auftauchen.

Hans-Georg Kollotzek verkörperte 30 Jahre lang Herdeckes Symbolfigur und nennt daher den Sackträger-Brunnen als Wahrzeichen der Stadt an den Ruhrseen.
Hans-Georg Kollotzek verkörperte 30 Jahre lang Herdeckes Symbolfigur und nennt daher den Sackträger-Brunnen als Wahrzeichen der Stadt an den Ruhrseen. © WP | Elisabeth Semme

Bleibt noch Hans-Georg Kollotzek, der einzige lizensierte Herdecker Sackträger. Natürlich ist der entsprechende Brunnen an der Hauptstraße das persönliche Lieblings-Wahrzeichen des Mannes, der bis 2010 stolze 30 Jahre lang die Symbolfigur Herdeckes darstellte. „Das war eine tolle und erlebnisreiche Zeit“, lässt er über seinen gleichnamigen Sohn ausrichten. 

Sockel-Abbau und lebendige Figur

Weiter heißt es: „Im September 1984, also vor 40 Jahren, als auch der Herdecker Heimat- und Verkehrsverein gegründet wurde, hatte ich die Aufgabe, den Sockel des Sackträger-Brunnens abzubauen. Die Wasserzufuhr erfolgte bis dahin durch Bleirohre, die zersetzt und porös waren, und so wurde nach dem Abbau des Sockels die Leitung durch Kupfer ersetzt. Im Anschluss mauerte ich den Sockel wieder mit neuem Herdecker Ruhrsandstein auf, da das alte Mauerwerk verwittert und rissig war“, so Kollotzek senior. Der Herdecker dachte sich: „Wie wäre es, wenn ich mich selbst mal als lebender Sackträger auf den Sockel stelle?“ Gesagt, getan. Es war „ein erhabenes Gefühl, dort oben zu stehen und runterzuschauen – erst recht als tatsächlich amtierender Herdecker Sackträger. Bis heute bin ich stolz, ein historisches Bauwerk restauriert zu haben.“ 

Schon vor 40 Jahren wurde der Sackträger-Brunnen als hiesiges Wahrzeichen bezeichnet. „Es wäre mir eine große Freude, wenn er auch zukünftig in der Herdecker Liste stünde“, meint Hans-Georg Kollotzek und hofft, dass diese Anekdote dazu beiträgt.