Wetter. Im AWO-Familienzentrum in Wengern hat der junge Mann „einen Beruf fürs Leben“ gefunden und positive Reaktionen auf seine Berufswahl bekommen.

Das neue Kindergartenjahr läuft. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Mädchen und Jungen in ihren Tagesstätten auch von einem Mann betreut werden, hat sich binnen zehn Jahren in Deutschland fast verdoppelt. Tendenz steigend. Laut „Fachkräftebarometer Frühe Bildung“ lag der Männeranteil in Kindertageseinrichtungen 2012 bei 4,1 %. 2022 waren es 7,9 %. Und ein weiteres Jahr später arbeiteten 61.448 männliche Fachkräfte (8,15 %) in der Kindertagesbetreuung. Einer von ihnen ist Yannic Laberenz Patas. Der Wetteraner absolviert am AWO-Familienzentrum in Wengern eine Ausbildung zum Erzieher.

Positives Feedback

Abwertende Sprüche zur Berufswahl? Ironische Kommentare oder zurückhaltende Reaktionen? Yannic Laberenz Patas schüttelt den Kopf. „Bisher habe ich nur positives Feedback bekommen“, sagt der 22-Jährige. Mit dem Klischee vom Mann in einer Frauendomäne wurde er während seiner Ausbildung weder an seinem Arbeitsplatz noch in seinem Umfeld konfrontiert. Vielleicht auch, weil die Entwicklung in vielen Kindertagesstätten für sich spricht: „Die Zahl an Männern, die die Ausbildung absolvieren und als Erzieher arbeiten, nimmt zu“, bestätigt auch Inge Grob, Leiterin des AWO-Familienzentrums am Brasberg. 75 Männer und sechs Auszubildende arbeiteten aktuell an Kindertagesstätten und Offenen Ganztagsschulen (OGS) der Arbeiterwohlfahrt im Ennepe-Ruhr-Kreis.

„Nichts Besonderes mehr“

Auch Yannic Laberenz Patas ist in seiner Berufsschulklasse nicht die Ausnahme: Zusammen mit ihm möchten sieben Männer und zwölf Frauen den Erzieherberuf erlernen. „Ich erlebe es gar nicht mehr so, dass das als Mann etwas Besonderes ist“, erklärt er. Für ihn ist die Arbeit mit Kindern vor allem das, was zu ihm passt, was er gerne macht. Auch, wenn ihm das zu Schulzeiten noch gar nicht so bewusst war. „Bis zum Abitur hatte ich keine Ahnung, was ich beruflich machen soll“, erklärt Laberenz Patas. Inspiration bekommt er aus der eigenen Familie: Die ältere Schwester ist Erzieherin, die Mutter begann während der Corona-Zeit als Alltagshelferin mit Kindern zu arbeiten. „Beide haben immer begeistert von ihrer Arbeit erzählt“, sagt er.

Während seine Freunde nach dem Abitur zur Uni gehen, entscheidet er sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Wengeraner Familienzentrum. Anschließend für die Ausbildung. Jetzt ist Yannic Laberenz Patas im dritten Ausbildungsjahr und sagt: „Ich finde es schön, Kinder beim Lernen zu unterstützen, sie bei ihrer Entwicklung zu begleiten.“ Er lächelt, während er mit zwei Mädchen aus „seiner“ Schmetterlingsgruppe Autos aus einem Minitatur-Parkhaus fahren lässt. „Ich glaube, dass ich in diesem Beruf bleiben werde.“

Yannic Laberenz Patas ist im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Erzieher.

„Es kommt im Endeffekt doch mehr auf die Person an als auf das Geschlecht.“

Yannic Laberenz Patas

Eine Aussage, über die Inge Grob sich freut. Die Leiterin versucht immer, auch männliche Mitarbeitende im Team zu haben. Neben Yannic Laberenz Patas unterstützt aktuell noch ein Jahrespraktikant den ansonsten vornehmlich weiblichen Mitarbeiterstamm. „So können sich die Kinder den ein oder anderen Part aussuchen“, sagt Grob. Schließlich sei jedes Kind anders. So wie jede Familienkonstellation auch. Entscheidend sei, dass es weibliche und männliche Bezugspersonen gebe, sind sich die Leiterin und der Auszubildende einig.

Der stellt immer wieder fest, dass Kinder – egal ob Jungen oder Mädchen – ihn unter anderem verstärkt ansprechen, wenn es um Aktivitäten auf dem „Bauteppich“ geht. „Beim Lego spielen bin ich dann öfter gefragt“, erklärt der angehende Erzieher. Nur wenig später sitzt er mit einem hellblonden Jungen vor den Kisten mit den bunten Plastiksteinen, um aus diesen ein Flugzeug entstehen zu lassen. Doch egal ob Lego oder Puppenecke, ob Windeln wechseln oder Bildungsdokumentationen erstellen: Yannic Laberenz Patas wird in alle Abläufe der Kindertagesstätte eingebunden.

Der Teamgeist zählt

Einmal in der Woche geht er zudem mit den Schulanfängern zur Ballschule in die Sporthalle, vor einiger Zeit hat er ein eigenes Angebot ins Leben gerufen und mit den Kindern mit Holz gearbeitet. „Ich mag es, wenn ich den Kindern etwas zeigen kann, was sie vielleicht noch nicht kennen“, sagt der Wetteraner, der sich auch in dem Team der Einrichtung sehr wohlfühlt. Dass die anderen Mitarbeitenden in erster Linie Frauen sind, tut für ihn nichts zur Sache. Der Zusammenhalt zähle, der Teamgeist sei wichtig, sagt er: „Es kommt im Endeffekt doch mehr auf die Person an als auf das Geschlecht.“