Herdecke. Lange war das Betreiber-Ehepaar Behrens auf der Suche nach einer Nachfolge. Jetzt steht fest, wie es mit dem Herdecker Traditionscafé weitergeht.

Café Wenning in Herdecke. Ein Ehepaar bleibt vor dem Eingang stehen. Seit rund zwanzig Jahren sei sie nicht mehr in der Stadt gewesen, erzählt die Frau. Sie lächelt: „Dass es sie noch gibt“, sagt die ehemalige Herdeckerin zu Betreiberin Claudia Behrens. Sie weiß nicht, dass sie nur wenige Monate später auch ein leeres Café hätte antreffen können. Die Türen verschlossen, die Tische verwaist. Ein Szenario, das in letzter Zeit viele Herdecker beschäftigte. Seit bekannt wurde, dass Guido und Claudia Behrens, Betreiber des Traditionscafés, Ende Dezember aufhören werden (wir berichteten), war die Sorge groß: Wird es das Café in Herdeckes Mitte dann noch geben? Seit Freitagmorgen ist es offiziell: Café Wenning bleibt, die Nachfolge ist geregelt.

Lösung kurz vor entscheidendem Stichtag

Guido Behrens strahlt. Der Konditormeister kommt gut gelaunt aus der Backstube. Die Erleichterung ist ihm anzusehen. Lange hatte Behrens gemeinsam mit seiner Frau nach einem Nachfolger gesucht. Lange war nicht klar, ob sich eine Lösung finden würde. Was aber feststand, war ein Stichtag: „Bis zum 31. August musste klar sein, wie und ob es weitergeht“, sagt Behrens und Frau Claudia nickt zustimmend. Das hatte das Betreiber-Ehepaar dem Team versprochen. Vier Monate Zeit, um im Fall der Fälle noch eine andere Stelle zu finden. Kurz vor knapp steht nun fest: Das wird nicht nötig sein. „Donnerstagabend haben wir erfahren, dass jetzt auch mit den Vermietern alles fix ist“, so Behrens.

Gerüchteküche brodelt

Er weiß, dass „die Gerüchteküche gebrodelt hat“, sagt der Konditormeister. Tagtäglich hätten Kunden sich nach dem Stand der Dinge erkundigt, ergänzt Claudia Behrens. „Aber es war eben noch nichts unterschrieben.“ Mit Vermietern, Verkäufern und Käufer gebe es eben „drei Komponenten, die man unter einen Hut bekommen muss“. Doch jetzt, nach vielen Wochen und Gesprächen, ist das Ehepaar froh, dass es den Erhalt vom Café Wenning bekanntgeben kann. „Das ist eine tolle Nachricht fürs Café, fürs Team und für Herdecke sowieso“, ist Guido Behrens überzeugt, der sich gemeinsam mit seiner Frau auch beim Team bedankt: „Die Mitarbeitenden haben die Situation mitgetragen.“

Claudia und Guido Behrens führen das Traditionscafé Wenning seit 2005. Ende Dezember ist nach 20 Jahren Schluss.
Claudia und Guido Behrens führen das Traditionscafé Wenning seit 2005. Ende Dezember ist nach 20 Jahren Schluss. © WP | Café Wenning

Wenn Claudia und Guido Behrens ihr Café zum neuen Jahr aus der Hand geben, wird eine junge Frau übernehmen: Nina Strangfeld heißt die Konditormeisterin, die aus Hagen nach Herdecke kommen wird – in für sie bekanntes Terrain. „Bei uns hat sie ihre Karriere gestartet“, berichtet Guido Behrens. Vor zehn Jahren habe die heute 29-Jährige ihre Ausbildung im Café Wenning gemacht. „Damit schließt sich der Kreis.“ Claudia und Guido Behrens lächeln.

„Das ist eine tolle Nachricht für das Café, für das Team und für Herdecke sowieso.“

Guido Behrens
Konditormeister und Inhaber Café Wenning

Sicherlich werde es von dem ein oder anderen Kunden Fragen oder Bedenken geben: „Die gab es auch, als wir an den Start gegangen sind“, blickt Claudia Behrens zurück. „Können Sie das denn?“, sei sie oft gefragt worden. Dass die frühere Auszubildende und baldige Nachfolgerin Nina Strangfeld „das kann“ – davon sind Behrens überzeugt. „Sie ist jung genug, um das lange zu stemmen und so alt, dass sie genug Erfahrungen sammeln konnte“, sagt Guido Behrens und Claudia Behrens ergänzt: Die künftige Konditormeisterin in der Backstube kenne „den Betrieb, die Umgebung und die Produkte.“ Gute Voraussetzungen, damit die Kunden und Gäste „ihr“ Café Wenning auch weiterhin wiedererkennen. Gleichzeitig hofft Guido Behrens auch darauf, dass Nina Strangfeld „neue Ideen mitbringt.“ Natürlich sei das Café in einem „alten Gebäude. Aber der Rest muss jung bleiben.“

Das neue Gesicht des Traditionscafés

Ab Oktober können die Herdecker das neue Gesicht des Traditionscafés kennenlernen. Dann steigt Nina Strangfeld zunächst als Angestellte in den Betrieb ein, der ab Januar 2025 dann ihr eigener werden soll. „Die Übergangszeit gestalten wir zusammen“, erklären die aktuellen Inhaber, die ihrem Abschied vom Café Ende Dezember gelassen entgegensehen. „Uns geht es sehr gut damit“, betont Guido Behrens. Wenn kein Nachfolger gefunden worden wäre – „dann wären wir anders gegangen“, so der Café-Chef. Dann wäre das Café Wenning gestorben. „Und das war genau das, was wir nicht wollten“, sind sich Claudia und Guido Behrens einig.

So wird das Café Wenning auch im nächsten Jahr noch seine Türen öffnen. Auch dann werden die Tische besetzt sein, die Gäste Kaffee und Torten genießen – und Erinnerungen sammeln. So wie die Frau, die nach zwei Jahrzehnten wieder zu ihrem früheren Lieblingscafé zurückgekehrt ist. „Café Wenning: Das ist immer die schönste Erinnerung an Herdecke“, sagt sie noch, bevor sie mit ihrem Mann weitergeht.