Wetter. Stress statt Spaß: Der Schulstart ist mit vielen Erwartungen verbunden. Mütter von ehemaligen i-Männchen erzählen, was sie anders machen würden.

In der kommenden Woche beginnt die Schule. Für viele Mädchen und Jungen, die eingeschult werden, startet dann auch der sogenannte „Ernst des Lebens“. Ernst wird es für manche Eltern schon lange vor dem ersten Schultag der Kinder. Noch während der letzten Monaten der Kindergartenzeit kommen die ersten Fragen auf: Welche Schule ist die richtige? Welcher Tornister? Welche Schultüte? Und wie groß soll gefeiert werden? Mit dem Start ins Schulleben sind oft viele Erwartungen, Hoffnungen und auch Sorgen verbunden. Da kann die Einschulung schnell zum Stressfaktor werden. Doch muss das sein? Die Redaktion hat mit zwei Müttern gesprochen, deren Kinder im vergangenen Sommer zu den i-Männchen gehörten.

Nicht stressen lassen

Es ist knapp eine Woche vor Schulbeginn. Yasemin Dörr und Sabrina Hilbt sitzen auf einem Balkon in Wengern, blicken entspannt über das Elbschetal. Die beiden Frauen sind Nachbarinnen. Beide haben zwei Töchter. Beide steckten vor einem Jahr um diese Zeit noch mitten in den Vorbereitungen für die Einschulung ihrer ältesten Kinder. Wie ist heute ihr Blick auf das für viele Familien bestimmende Thema Einschulung? Was hätten sie gerne vorher gewusst? Was würden sie anders machen?

„Ich hatte immer das Gefühl, man verpasst etwas und ist nicht auf dem Laufenden“, sagt Yasemin Dörr. Vor der Einschulung habe sie den Eindruck gehabt, zu wenig Informationen von der Schule zu bekommen. Heute weiß sie: „Die Infos kommen, wenn es an der Zeit ist“. Sie lacht. „Es ist wichtig, cool zu bleiben und sich nicht stressen zu lassen.“ Denn dass das Thema Schulstart schnell bestimmend werden kann, weiß auch die Mutter aus Wetter. „Das geht ja fast schon los, sobald die Kinder Vorschulkinder sind“, erinnert sie sich. Infoabende von Schulen reihen sich aneinander, es gibt Termine für Tornister-Messen oder zum Schultütenbasteln. „Und natürlich guckt man dann auch rechts und links und schaut, was machen die anderen“, erinnert sich Yasemin Dörr. Man höre sich um, bekommt mit, welche Kinder zu welcher Schule gehen.

Vor einem Jahr war die Einschulung ein wichtiges Thema für Yasemin Dörr (rechts) und Sabrina Hilbt. Die ältesten Töchter der beiden Nachbarinnen kamen in die Schule. Rückblickend hätten sie Kleinigkeiten anders, aber vieles genauso gemacht.
Vor einem Jahr war die Einschulung ein wichtiges Thema für Yasemin Dörr (rechts) und Sabrina Hilbt. Die ältesten Töchter der beiden Nachbarinnen kamen in die Schule. Rückblickend hätten sie Kleinigkeiten anders, aber vieles genauso gemacht. © WP | Corinna Ludwig

Aus der Ruhe bringen lassen, haben sich Yasemin Dörr und Sabrina Hilbt davon allerdings nicht. „Mein persönliches Fazit ist: Beim Thema Schule gibt es kein richtig oder falsch“, ist Yasemin Dörr überzeugt. „Wichtig ist, dass es zum Kind und zur Familie passt.“ Entscheidend sei, sich immer wieder auch zu fragen: Was wollen wir? Sabrina Hilbt nickt zustimmend. „Außerdem bin ich jemand, der sich wenig stresst“, sagt sie und lacht. „Mir war es wichtig, nicht so hohe Erwartungen zu haben.“ Eine „wilde Einschulungsparty“ habe es bei ihrer Familie nicht gegeben, dafür eine Eistorte. Die hatte sich ihre Tochter gewünscht. Sabrina Hilbt ist der Meinung „perfektionierte Kindergeburtstage“ oder den „Hype“ um beispielsweise die Einschulung „einfach mal zurückzufahren.“

Kein Elterntaxi

Auch beim Thema Schulweg haben beide Mütter mit einem gemeinsamen Lauftreff der Kinder aus der Nachbarschaft eine gute Lösung gefunden. „Elterntaxi bis zur Schule haben wir nie gespielt“, erzählen beide. Stattdessen hätten sie die Kinder anfangs zu einem Treffpunkt im Ortskern gebracht, von dem die Erstklässler dann gemeinsam zum Wengeraner Standort der Grundschule Elbschebach gelaufen sind. Mittlerweile gebe es auch einen Walking-Bus der Schule. „Das hätten wir uns schon vorher gewünscht“, sind sich die Mütter einig. Die Schulwegbroschüre, die Stadt und Polizei jedes Jahr an die Eltern schulpflichtiger Kinder herausgeben (wir berichteten), haben sie zum Schulstart ihrer Töchter nicht erhalten. „Mittlerweile kennen unsere Kinder den sicheren Weg zur Schule ja auch so“, sagt Sabrina Hilbt und lächelt.

Das Thema Einschulung ist für die beiden Nachbarinnen nur vorübergehend abgeschlossen. In zwei bis drei Jahren kommen auch ihre jüngeren Kinder in die Schule. Gehen sie an das Ereignis dann noch entspannter ran als bei der „Premiere“? Die beiden Frauen zucken mit den Schultern. „Wie der Schulstart läuft, hängt ja immer auch ein bisschen davon ab, wie entspannt das Kind ist“, findet Sabrina Hilbt. Und auch Yasemin Dörr lässt die nächste Einschulung einfach auf sich zukommen. Ob sie zum Beispiel den Tornister wie bei Tochter Josefin auf einer Tornister-Messe kaufen wird, kann sie jetzt noch nicht sagen. „Für viele Kinder ist es da toll, für Erwachsene oft sehr trubelig“, sagt sie rückblickend. „Ich glaube, wir machen das einfach von der Situation abhängig.“