Volmarstein. Weil Burgherren im Kampf um Krone auf der falschen Seite standen: Gerade mal 200 Jahre war Burg Volmarstein alt, da kam schon das Ende.
Kinder spielen, wo sich spielen lässt. Ohne geschichtliches Interesse. Der Ort muss stimmen. Die Burgruine Volmarstein ist so ein Ort. Ein wunderbarer Treff für Freunde war sie, als Hans Alfred Voeste mit nicht einmal zehn Jahren von Witten in die Heilkenstraße zog. Das historische Interesse kam später. Heute weiß der Senior: An einem letzten Sonntag im Juli wurde die Burg zerstört. Genau 700 Jahre ist das her. Zahlreiche Schätze in seinem Sammeluniversum erinnern den 88-Jährigen daran.
Vom Sammelfieber gepackt
„Stadtarchiv Gevelsberg“ ist quer über ein kleines Blatt gestempelt. Sorgfältig ist es ausgeschnitten und auf graues Trägerpapier geklebt, das trifft auch auf die beiden Folgeseiten zu. Das Schwelmer Tageblatt ist mit Bleistift neben der Überschrift als Quelle notiert, die Ausgabe 176 von 1911. „Volmarstein - zerstört im Jahre 1324“ steht über dem kleinen Versepos von Liebe und Leid und dem Ende der Burg. Hier reimt sich Krone auf Throne, Begleiter auf Streiter, Macht auf Gefangenschaft.
In den achtziger Jahren hat Hans Alfred Voeste den Zeitungsausschnitt von einer älteren Dame in Gevelsberg gekauft. „Wenn man einmal vom Sammelfieber gepackt wird, ist das schlimm“, sagt der Senior. Mit Münzen und Banknoten hat er angefangen, um dann sein wahres Hobby zu finden: die Jagd nach Ansichtskarten, vornehmlich mit Motiven der Stadt, die ihm 1944 Obdach gegeben hat, als seine Geburtsstadt Witten den Luftangriffen der Alliierten ausgesetzt war.
Schränke voller Schätze
Ein Vierteljahrhundert lebte Voeste in Volmarstein. Über 50 Jahre sind jetzt schon wieder an der Beethovenstraße in Volmarstein zusammen gekommen. Im Wohnzimmer ist ein Arbeitsbereich abgetrennt. Hier steht der PC. Auch über das Netz wird heute nach Sammlerstücken gesucht. Viel Platz hat der Senior allerdings nicht mehr hinter den Türen der lang gezogenen Schrankwand. Zielstrebig holt er einen kleinen Schuber hervor. Wetter a.d. Ruhr ist eingeprägt. Unter den vielen Postkarten noch aus dem vorvorigen Jahrhundert ist der Wehrturm der Burg Volmarstein zu sehen, auch heute noch ein Wahrzeichen.
Einst zählte die Burg Volmarstein zu den stattlichsten Burganlagen in Westfalen. Erbaut wurde sie um das Jahr 1100. Schon 1324 kam das Ende. Die Volmarsteiner standen in den Kämpfen Friedrichs des Schönen von Oesterreich und Ludwigs von Bayern um die deutsche Kaiserkrone auf der falschen Seite. Im Mai wurde die Burg von einer starken Streitmacht umschlossen, drei Monate später gaben die Verteidiger auf. Die Übermacht war erdrückend, „Wassermangel mag der Besatzung den Rest gegeben haben“, heißt es im Buch „Alte Schätze - neu entdeckt“ zum Fall und Verfall der Burg Volmarstein.
Postkarten zeigen die Burg gezeichnet, nachkoloriert oder als Fotografie. Dazu hat Hans Alfred Voeste den Zeitungsbericht aus einer Schutzfolie gezogen. Der Bestand ist kaum zu übersehen. Bis zu 20.000 Karten hat er besessen. Und dann in Teilen wieder verkauft. So generierte er Geld für neue Käufe. Bei aller Sammelleidenschaft: „Ich wollte nicht, dass die Familie leidet“, sagt der Mann, der sein Geld als angestellter Maler verdient hat.
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Mit den Postkarten aus Wengern, Volmarstein oder Alt-Wetter ist das Interesse an der Historie gewachsen. Die schließt sein eigenes Geburtsdatum ein: Eine Ausgabe der Wetterschen Zeitung von 1936 zeigt, wie sehr das öffentliche Leben schon im Bann der Nationalsozialisten stand. Burg Volmarstein ist für Hans Alfred Voeste aber auch ein Stück Gegenwart. Gerade hat ein Enkel groß gefeiert - im Burghotel Volmarstein.