Wetter/Herdecke. Passantenströme sind ein Indikator für Gastronomie und Handel. Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen hat sie gemessen.

Die kleinen Zählgeräte in Herdecke und Wetter werden den Besuchern nicht aufgefallen sein, doch seit November misst die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) in beiden Städten die Besucherströme in der Innenstadt. Der Grund: Die Daten sollen Einzelhandel und Gastronomie gezielt unterstützen.

Moderne Sensorik

„Die Messungen werden durch modernste Sensorik durchgeführt, die anonymisierte Daten über die Anzahl und Bewegungen der Passanten erfasst. Diese Technologie gewährleistet den Datenschutz der Bürger und stellt sicher, dass keine persönlichen Informationen gesammelt werden. Die erhobenen Daten werden regelmäßig analysiert und ausgewertet, um Trends und Muster zu identifizieren“, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung. Einziges Manko: Die Sensoren wissen zwar, wie viele Besucher durch die Stadt gehen, können aber keine Angaben über die Kaufkraft machen.

Und dennoch: „Die Passantenfrequenz ist ein entscheidender Indikator für die Attraktivität und Vitalität einer Innenstadt. Mit den neuen Messungen erhalten wir wertvolle Einblicke in das Verhalten und die Bedürfnisse der Besucher. Diese Daten sind nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für Stadtplaner und Investoren von großer Bedeutung“, erklärt Kirsten Deggim, SIHK-Branchenkoordinatorin für Handel und Dienstleistungen.

Anhaltspunkte für Händler und Gastronomen

Erste Ergebnisse der Messungen zeigen bereits eine deutliche Zunahme der Passantenfrequenz in der Vorweihnachtszeit sowie an den Wochenenden. Diese Informationen bieten den Einzelhändlern und Gastronomen wertvolle Anhaltspunkte zur Optimierung ihrer Öffnungszeiten und Marketingstrategien. Zudem können städtische Maßnahmen, wie beispielsweise die Verkehrsführung oder die Gestaltung von öffentlichen Plätzen, zielgerichteter geplant und umgesetzt werden.

Stichproben Herdecke

Doch stimmt das auch? Die Redaktion nimmt sich zunächst die Zahlen für die Stadt Herdecke vor. Hier gibt es gleich zwei Messpunkte. Einer an der Hauptstraße 29, der andere an der Hauptstraße 10. Die Ergebnisse sind wenig überraschend. Donnerstags zeigt sich an beiden Stellen ein deutlicher Ausschlag. Herdecker wissen bereits: Da ist Wochenmarkt. Die Hauptbesucherströme sind daher auch wenig verwunderlich zwischen 10 und 14 Uhr, mit einem Peak um 12 Uhr zu sehen. Ebenfalls gut frequentiert ist der Samstag. Die meisten Wochenendeinkäufe werden demnach zur Mittagszeit, zwischen 12 und 13 Uhr getätigt. Auffällig ist aber ein weiterer Ausschlag, den die Messstelle an der Hauptstraße 10 zeigt. Sonntags gegen 2 Uhr in der Nacht scheinen sich viele Menschen von irgendwoher auf den Heimweg zu machen. Wenig überraschend sind auch die Ausschläge im April und Mai, an denen besonders viele Menschen in der Stadt unterwegs waren. Die Daten stimmen mit den Terminen des Frühlingsfestes und der Maiwoche überein.

„Die Passantenfrequenz ist hier nicht nur im unmittelbaren Veranstaltungsbereich deutlich erhöht, sondern auch im gesamten Innenstadtbereich. Das verdeutlicht, dass auch Geschäfte und Einzelhändler in Randlagen von Festen und Veranstaltungen profitieren.“

Katharina Biermann
Leiterin des Amts für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing & Tourismus der Stadt Herdecke

„Aus Sicht der Stadtverwaltung ist es sehr interessant zu sehen, wie sich die Passantenfrequenz an einzelnen Wochentagen, Tageszeiten oder bei Veranstaltungen verändert und über einen längeren Zeitraum entwickelt“, so Katharina Biermann, Leiterin des Amts für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing & Tourismus der Stadt Herdecke. „Beispielhaft ist hier der Wochenmarkt in der Fußgängerzone zu nennen. Die Passantenfrequenz ist hier nicht nur im unmittelbaren Veranstaltungsbereich deutlich erhöht, sondern auch im gesamten Innenstadtbereich. Das verdeutlicht, dass auch Geschäfte und Einzelhändler in Randlagen von Festen und Veranstaltungen profitieren“, so Biermann weiter.

Erstaunliche Zahlen in Wetter

Und wie sieht es in Wetter aus? Trägt auch hier der Wochenmarkt zur Belebung bei? Hier muss ein klares „Nein“ stehen, wenn man nach den Zahlen geht, die die SIHK an der Apotheke im Ruhrtalcenter misst. Sowohl mittwochs als auch samstags finden sich die wenigsten Passanten an den beiden Tagen wieder im Vergleich mit der gesamten Woche. Die größten Besucherströme gibt es donnerstags und freitags. Aber am Samstag gibt es zumindest einen Peak in der Mittagszeit, ähnlich wie in Herdecke. „Durch detaillierte Einblicke in die Passantenströme wird die Bedeutung des Ruhrtal Centers für Alt-Wetter erneut verdeutlicht und auch die Relevanz des Wochenmarktes am Samstag auf dem Bahnhofsvorplatz betont“, meint Sarah Schölling vom Stadtmarketing für Wetter e.V..

Regelmäßige Präsentation der Ergebnisse

Die SIHK zu Hagen plant, die Ergebnisse der Messungen in regelmäßigen Abständen zu veröffentlichen und den Dialog mit den lokalen Akteuren zu intensivieren. „Unsere Aufgabe als SIHK ist es, die Wirtschaft in der Region zu stärken und nachhaltige Entwicklung zu fördern“, betont Kirsten Deggim. „Mit den Passantenfrequenzmessungen leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die Innenstädte in der Region attraktiv und lebendig zu halten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und darauf, gemeinsam positive Impulse für die Stadtentwicklung zu setzen.“

Unternehmen, die Interesse an den detaillierten Daten oder weitere Fragen zu den Messungen haben, können sich direkt an die SIHK wenden. Weitere Infos: Kirsten Deggim, SIHK-Branchenexpertin, Telefon 02331 390-277 oder kirsten.deggim@hagen.ihk.de.