Herdecke. In Herdecke tätowiert Annika Ranft Fans der US-Sängerin, die in zwölf Tagen ihr erstes Konzert in Deutschland gibt. Songtitel sind als Motiv sehr beliebt.

Donnerstags ist im Tattoostudio Zum Buntspecht Ruhetag. Eigentlich. Denn ruhig geht es an diesem Donnerstag Anfang Juli nicht zu. In den Räumlichkeiten an der Goethestraße in Herdecke läuft Musik. Immer wieder geht die Türklingel. Taylor-Swift-Fans geben sich die Klinke in die Hand. Es ist der erste von zwei besonderen Tattoo-Tagen, die Tätowiererin Annika Ranft pünktlich zur Deutschland-Tour des US-Stars ins Leben gerufen hat (wir berichteten). Sie sorgt dafür, dass ihren Kundinnen Textzeilen und Symbole der weltweit erfolgreichen Popsängerin unter die Haut gehen.

„Ich finde Taylor Swift sehr inspirierend.“

Annika Schulz
Taylor-Swift-Fan

„Wir machen heute die Herzhände“, sagt Annika Ranft und öffnet eine Datei auf ihrem Tablet. Zwei zart gezeichnete Hände erscheinen. Sie formen ein Herz. Darunter stehen die Intialen „TS“. Taylor Swift. Die Sängerin ist das Idol von Maike Gebhardt. Aus Arnsberg ist die 26-Jährige nach Herdecke gekommen, um sich dieses Wunschmotiv stechen zu lassen. Die Herzhände - eine Geste, die Taylor Swift häufig auf ihren Konzerten macht - sollen in Kürze ihren Rippenbogen schmücken.

Auch Tätowiererin Annika Ranft trägt passend zum Taylor-Swift-Tattootag einen Look, der von der Sängerin inspiriert wurde.
Auch Tätowiererin Annika Ranft trägt passend zum Taylor-Swift-Tattootag einen Look, der von der Sängerin inspiriert wurde. © WP | Corinna Ludwig

„Ich mag Taylor Swift einfach als Persönlichkeit“, erzählt die gebürtige Herdeckerin. „Mich macht ihre Musik glücklich. Zu jeder Stimmung, die man hat, gibt es einen Song oder ein Album“, fügt sie hinzu. Melanie Gebhardt wirft einen Blick in den Spiegel. Das graue Taylor-Swift-Shirt, das sie trägt, ist hochgekrempelt. Annika Ranft, die ein von der Sängerin inspiriertes Outfit und eine rote Herzchenbrille in den Haaren trägt, legt die Motiv-Vorlage an die Stelle, an der die typische Geste der Sängerin verewigt werden soll. Maike Gebhardt nickt und lächelt. Derweil klingt Taylor Swifts Song „You‘re not sorry“ aus den Boxen. „Das Gute für mich ist, dass ich den ganzen Tag Taylor Swift hören kann“, scherzt Annika Ranft.

Die Idee zu den Tattoo-Tagen hatte sie spontan, die Nachfrage war größer als geahnt. Neun „Swifties“ wird sie an diesem Tag tätowieren, zwölf am zweiten. Pünktlich zu den Deutschlandkonzerten der Eras-Tour. Für die hat Maike Gebhardt Karten ergattert. In Gelsenkirchen. München. Wien. Bei Kartenpreisen, die bei 100 Euro gestartet sind und in der teuersten Kategorie auch mehr als 600 Euro kosten konnten, schon eine Investition. Das weiß auch Maike Gebhardt. „Ich gehe viel auf Konzerte und gebe da sehr gerne Geld für aus.“

Herzhände und die Initialen „TS“ für Taylor Swift lässt sich Maike Gebhardt von Tätowiererin Annika Ranft unter die Haut stechen.
Herzhände und die Initialen „TS“ für Taylor Swift lässt sich Maike Gebhardt von Tätowiererin Annika Ranft unter die Haut stechen. © WP | Corinna Ludwig

Mittlerweile liegt sie auf der Liege, und Annika Ranft zieht die feinen Linien mit der Tattowiermaschine nach. Das sanfte Surren mischt sich mit Taylor Swifts Stimme. „How you get the girl“ klingt durch den Raum. Kurz darauf einer ihrer größten Hits: „Shake it of“. – „Du hast es geschafft“, sagt die Tätowiererin wenig später. Ihre Kundin stellt sich vor den Spiegel, betrachtet ihr neues Tattoo. In dem Moment geht die Türklingel. Der nächste Taylor-Swift-Fan ist da. „Das war auf den Punkt“: Annika Ranft klebt eine medizinische Folie auf die frisch gestochenen Herzhände. Fertig. Die Termine an diesem Tag sind eng getaktet. Eine Mittagspause ist geplant, um „den Kopf auszuruhen“, wie sie sagt. „Aber zur Not ist das ein Puffer.“

Wo soll das Tattoo wie sitzen? Annika Schulz aus Bochum bespricht sich mit Tätowiererin Annika Ranft.
Wo soll das Tattoo wie sitzen? Annika Schulz aus Bochum bespricht sich mit Tätowiererin Annika Ranft. © WP | Corinna Ludwig

Doch alles läuft nach (Zeit-)Plan. Maike Gebhardt verlässt das Studio mit Wunschtattoo und zwei neuen Freundschaftsbändern am Arm. 60 bis 70 dieser selbstgemachten Schmuckstücke hat sie zu Hause. Zwei neue Exemplare hat sie im Tattoo-Studio eingetauscht – ein Brauch unter Taylor-Swift-Fans. Auch die nächste Kundin trägt die feinen Bänder am Arm, die oft Song- oder Albumtitel tragen. Mit „Karma is a cat“ und „Me!“ lässt Annika Schulz aus Bochum sich Textzeile und Songtitel auf ihrer Haut verewigen. „Ich finde Taylor Swift insprierend“, sagt sie, ehe sich Annika Ranft an die Arbeit macht. Am Knöchel fasst sie das Herz um den Schriftzug mit pinken Farben ein. „Das wird ein Glitzertattoo“, erklärt die Tätowiererin. Die feinen, farbigen Punkte setzt sie so, dass das Motiv zu glitzern scheint. „Mega“, kommentiert Annika Schulz begeistert. Sie lacht zufrieden.

Aus der Songzeile „Make the friendship bracelets, take the moment and taste it“ (Macht Freundschaftsarmbänder, nutzt den Moment und kostet ihn aus) löste Taylor Swift unter ihren Fans einen Trend aus, der mittlerweile auch zu einem Markenzeichen der so genannten „Swifties“ geworden ist.
Aus der Songzeile „Make the friendship bracelets, take the moment and taste it“ (Macht Freundschaftsarmbänder, nutzt den Moment und kostet ihn aus) löste Taylor Swift unter ihren Fans einen Trend aus, der mittlerweile auch zu einem Markenzeichen der so genannten „Swifties“ geworden ist. © WP | Corinna Ludwig

Es klingelt an der Tür. Denise Ladiere ist aus Wiblingwerde angereist. Die 31-Jährige bekommt ihr erstes Tattoo – und setzt auf ein Taylor-Swift-Motiv. Schließlich hört sie die Songs des Popstars „in Dauerschleife“, wie sie erklärt. Annika Ranft setzt sich zu ihrer Kundin. Greift zum Tablet und öffnet eine Datei: „Wir machen heute die Herzhände.“ Sie lächelt. Und Taylor Swift singt im Hintergrund.