Herdecke. Der bekannte Schauspieler hat nach 2014 wieder einen öffentlichen Auftritt in „seinem“ Herdecke. Die Lesung aus seinem Buch sorgt für Jubelstürme

Am Ende hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Nach zweieinhalb Stunden stand das Publikum im ausverkauften Ruhrfestsaal auf, um einen aus seinen Reihen zu beklatschen. Zumal sich der deutschlandweit bekannte Schauspieler Jörg Hartmann in seiner Heimatstadt volksnah gab, mit vielen plauderte, für Fotos bereitstand und mit langem Atem vorgelegte Bücher signierte. Die Vorstellung seines Debütromans „Der Lärm des Lebens“ bot den Anlass für diesen umjubelten Auftritt und eine Rückkehr in den Zweibrücker Hof, wo er 2014 die Jubiläumsfeier zu 275 Jahren Stadt Herdecke moderiert hatte.

Abitur 1988 an der FHS auch Thema

Wobei Christian Münch als Moderator an diesem Sonntag noch tiefer in die Vergangenheit eintauchte. Der Vorsitzende des Herdecker Heimat- und Verkehrsvereins als Veranstalter las Passagen aus der Abi-Rede Hartmanns vor. Die Zeitreise ins Jahr 1988 am hiesigen Friedrich-Harkort-Gymnasium komplettierten sein damaliger Kunstlehrer „Siggi“ Hiltmann mit einem Saxofon-Solo und mehr als ein Dutzend Klassenkameraden, die sich nach entsprechender Frage per Handzeichen als einstige Schulkollegen zu erkennen gaben. Grüße gingen von der Bühne auch an Willi Creutzenberg, der die Idee zur Einladung und Lesung in Herdecke hatte. Und an andere („Hallo Lothar“), die der Darsteller im Saal erkannte.

Ein besonderer Abend

Somit zeigte sich gleich zu Beginn, dass dieser 9. Juni 2024 etwas Besonderes für alle Beteiligten werden würde. „So nervös wie heute war ich noch vor keiner anderen Lesung. Es ist rührend, dass so viele hier sind und der Abend so schnell ausverkauft war“, bekannte Jörg Hartmann im Einstiegsgespräch, obwohl der frisch gebackene Autor sein erstes Buch mit zahlreichen Herdecke-Inhalten schon seit Monaten in ganz Deutschland vorstellt. Hier in seiner Heimat könne er ja niemandem etwas vormachen, daher war auch kurz sein fortschreitendes Alter und 55. Geburtstag am Tag zuvor („Wir werden alle nicht jünger“) ein Thema. Hier brauche niemand eine Gebrauchsanweisung, um seine Witze zu verstehen. Als Münch von den 350 Zuschauern wissen wollte, wer den Schauspieler persönlich kennt, schnellten zahlreiche Hände im Publikum nach oben.

Lokalkolorit und Lustiges

Kurzweilig, unterhaltsam, vergnüglich. Dieser oft auch selbstironische Ton hielt sich auch in den insgesamt vier Lese-Passagen. Allein der Auftakt bot viel Lokalkolorit. Hartmann erzählte von seiner Teilnahme am Sackträgerlauf, als ihm im Alter von sieben oder acht Jahren beim Rennen während der Herdecker Maiwoche die Hose herunterrutschte und er sich bei diesen „olympischen Spielen Westfalens“ ziemlich blamierte. Die Zuschauerinnen und Zuschauer lachten, als er von demütigenden Überholungen der Stubenhocker und Wabbelbäuche berichtete. Als Jugendlicher sollte er als mäßig begabter Handballer aber eine Sternstunde in Stuttgart erleben, als er bei einem Turnier seine „Fackel“ in mehrere Tore ummünzen konnte und sein Vater wie ein Honigkuchenpferd grinste.

Ruhrfestsaal: Fotos zur Lesung von Jörg Hartmann in Herdecke

Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
Lesung aus
Lesung aus "Der Lärm des Lebens" als Heimspiel für Jörg Hartmann: Der Herdecker Schauspieler genießt wie das Publikum seinen Auftritt im Zweibrücker Hof, den Christian Münch moderiert und Siegfried Hiltmann mit einem Saxofon-Solo ergänzt © WP | Steffen Gerber
1/20

Dadurch hatte er auch Papa „Hubsi“ Hartmann ins Spiel gebracht. Dessen Tod 2018 war ein Anlass zum Schreiben des Buches, die Trauerfeier stand dann im Zentrum des zweiten Vorlese-Kapitels. Und entpuppte sich – so seltsam es sich anhört – als ein Höhepunkt des Abends. Denn als Jörg Hartmann das Herdecke-Lied aus dem Kapitel vortrug, stimmten fast alle im Ruhrfestsaal ein und sangen fröhlich mit. „Das funktioniert auch nur hier“, meinte Münch anerkennend und applaudierte dem Schauspieler, als dieser die Gebärdensprache seiner taubstummen Großeltern nachahmte.

>>> hier gibt es weitere Artikel aus Wetter und Herdecke

Das Besondere an Hartmanns Buch und seinen Lesungen: Trauer, Tod, Krieg oder Nazis stehen fast unmittelbar neben humorvollen Passagen, die nach ehrfürchtigem Lauschen dann wieder für gute Laune bei den Zuhörern sorgen. Im Saal saßen auch seine Schwester und sein Patenonkel. Auch der tauchte im zweiten Teil der Veranstaltung in einer Geschichte auf, als es um die Eigenarten von Herdeckern ging, etwa sprachlich um das berühmte „Hömma“. Nach der Pause amüsierte sich das Publikum köstlich, als der Schauspieler auf seine beruflichen Anfänge zurückblickte und den herzhaften Biss in ein Mettbrötchen mit erotischen Bildern von Brigitte Bardot umschrieb.

Ein Dank gen Himmel

Bei der Lesung erinnerten Münch und Hartmann oft an dessen Vater „Hubsi“, der in Herdecke unter anderem durch seine Handball-Aktivitäten oder als Hausmeister in der Bleichsteinhalle bekannt wie ein bunter Hund war.

Für seine Enkelin als Jörgs erstgeborene Tochter sammelte Hartmann senior den Angaben zufolge über viele Jahre rund 80.000 Euro, damit diese ihre Krankheit Mukoviszidose behandeln lassen konnte. „Sie wird bald 21, ihr geht es blendend, ein Hoch auf die moderne Medizin“, so der Schauspieler, der dann auch einen Gruß gen Himmel an seinen Vater richtete.

Weitere Fotos von der Lesung gibt es im Internet (www.wp.de/herdecke).

Moderator Münch sprach dann noch Hartmanns Rolle als Dortmunder Tatort-Kommissar an, zumal er ja ein Drehbuch mit einigen Herdecker Bezügen geschrieben habe. In der vergangenen Woche standen Dreharbeiten für die TV-Krimiserie an. Etwa an der Hohensyburg, also an der hiesigen Stadtgrenze. „Wir kommen quasi wieder näher, vielleicht fällt uns mal eine Herdecker Folge ein“, sagte der 55-Jährige und merkte direkt, dass nun Erwartungen ins Kraut schießen. Zurückhaltung wäre aber angebrachter, meinte Jörg Hartmann und genossen den finalen Applaus. Ehe er mit einer geschenkten Tasche und einem Cuno-Bruchstein von der Bühne ging, rief er laut ins klatschende Publikum: „Herdecke, Herdecke...“