Wetter/Herdecke. Die Umwandung der Turnhalle am See zur Flüchtlingsunterkunft ist vorerst vom Tisch. Hier stehen Wetter und Herdecke aktuell bei der Unterbringung

Gespannt wird in Wetter und Herdecke auf den Flüchtlingsgipfel bei Innenministerin Nancy Faeser am Donnerstag geblickt. Im Vorfeld hat der Städte- und Gemeindebund deutlich gemacht, wo der Schuh drückt. Wetter und Herdecke sind Mitglied und sehen die Kommunen ebenso an den Grenzen ihrer Möglichkeiten.

Es geht um Platz für Flüchtlinge, die schon nach Deutschland gekommen sind oder noch kommen könnten. Es geht aber auch ums Geld, das für die Unterbringung und Betreuung gebraucht wird. Zum Wochenbeginn hatte Eckhard Ruthemeyer, Präsident des Städte- und Gemeindebundes NRW, noch einmal mehr Unterstützung von Bund und Land eingefordert. Insbesondere wünscht er mehr Landeseinrichtungen, die zunächst einmal Flüchtlinge aufnehmen und so die Städte entlasten. Eine gute Idee, wie auch Herdeckes Pressesprecherin Lena Siegel findet. Da auch die von der Stadt bereit gestellten Unterbringungskapazitäten endlich seien, „besteht ein großes Interesse an höheren Kapazitäten in Landeseinrichtungen.“ Auch Wetter teilt die Forderung nach mehr Übergangsplätzen beim Land.

Der Druck ist massiv. Schon jetzt seien mehr Flüchtlinge untergebracht, als beim großen Flüchtlingszuzug vor gut einem halben Jahrzehnt. Und ein Ende weiterer Zuweisungen sei nicht absehbar, heißt es in Herdecke. In Wetter werden aktuell 525 Menschen betreut, die vor Krieg oder Verfolgung oder Armut geflüchtet sind. Herdecke schlüsselt auf. Hier sind 160 Asylsuchende erfasst, 80 aus humanitären Gründen aufgenommene Geflüchtete aus Krisengebieten und 235 Menschen aus der Ukraine.

Die Städte bekommen längst nicht so viel Geld wieder, wie die Versorgung der Geflüchteten kostet. Wetter rechnet vor: Im Haushaltsplan sind Aufwendungen in Höhe von 1,7 Millionen Euro geplant, erstattet werden rund 860 Euro. Die Deckungslücke beträgt 840.000 Euro, in nur einem Jahr.

Auch die Probleme bei der Unterbringung lassen sich genauer beschreiben. Noch reichen die Ressourcen, heißt es in Wetter. Allerdings nähmen die Kapazitäten ständig ab. Herdecke sieht noch Platz in den Containeranlagen am Oberen Ahlenbergweg und am Kalkheck. Wie lange dieser Puffer reiche, hänge von den Zuweisungen ab, die Herdecke verkraften müsse. Die Zuweisungsquote werde vom Bund allerdings ständig angepasst und lasse sich nicht als feste Größe einplanen.

Viele Hilfen sind nötig

Zur Unterbringung kommen Hilfen in der psychosozialen Betreuung hinzu. Viele der Ankömmlinge haben in der Heimat oder auf der Flucht schreckliche Erfahrungen gemacht. Diese müssen verarbeitet werden. Auch bei Behördengängen gibt es Helfer über die ehrenamtlich engagierten Bürger hinaus. Soziale Betreuung gibt es in Herdecke durch eine volle Sozialarbeiterstelle bei der Stadt sowie eine 50-Prozent-Stelle beim Verein zur Förderung christlicher Sozialarbeit, kurz VCS. Die Personalkosten werden von einer Pauschale nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz und durch Integrationspauschalen beglichen, aber nicht vollständig. Für den Einsatz von Mittlern für arabische Sprachen und für Russisch haben sich zwei Förderer gefunden: Von der Dörken-Stiftung und aus dem Spendentopf HerdeckeHilft ließt Geld, damit es mit der gegenseitigen Verständigung besser klappt.

Einen Zuweisungs-Stopp fordert der Städte- und Gemeindebunde speziell für Alleinreisende, die sich auf die Flucht gemacht haben, aber ohne Bleibeperspektive sind. Wetter mache da keine Ausnahme beim Problemempfinden, heißt es bei Pressesprecher Jens Holsteg. In Herdecke scheinen die Dinge etwas anders zu liegen: Alleinreisende Geflüchtete bereiteten nicht mehr Probleme als Familien. Nur die Versorgung mit privatem Wohnraum gestalte sich schwieriger.

Zauleck-Haus statt Turnhalle am See

In Wetter ist von der Stadt eine Umwandlung der Turnhalle am See zur Flüchtlingsunterkunft überlegt worden. Das soll aber nur im äußersten Fall zum Tragen kommen.Auf der Suche nach anderen Lösungen hat Bürgermeister Frank Hasenberg vor einiger Zeit mit den Verantwortlichen der Diakonie Kontakt aufgenommen, um eine Unterbringung im leerstehenden Zauleck-Haus zu erfragen. Die Verhandlungen laufen. Laut Stadt wird es in absehbarer Zeit zu einer Lösung kommen. Bürgermeister Frank Hasenberg zeigt sich erfreut über die Perspektive einer menschenwürdigen Unterbringung im Zauleck-Haus: „So können wir die Turnhalle am See auch weiter den Schulen und Vereinen für die sportliche Nutzung zur Verfügung stellen.“