Herdecke. Zwei Ausbildungen, die letzte mit einer Eins: Warum Azubi Sükrü Dal Dörken in Herdecke so dankbar ist
Den unbefristeten Arbeitsvertrag hat Sükrü Dal schon länger in der Tasche. Ab Dezember wird er an der Linie A im Vorhaller Dörken-Werk der begleitende Schichthandwerker sein. Dann ist er vielleicht immer noch ein wenig erstaunt über seinen erstklassigen Abschluss als Industriemechaniker für Instandhaltung. Die Zeugnisnoten am Ende der Realschule waren jedenfalls kein Hinweis, dass Dal als Auszubildender durchstarten und von der SIHK geehrt werde würde. Dass er es geschafft hat, habe viel mit Dörken zu tun, sagt der 23-Jährige. Er kann den Dank begründen.
Eigentlich sei er ein schüchterner Typ, sagt er über sich selbst, der erst im Nachhinein offener werde. Das Gespräch mit der Zeitung scheint das zu belegen. Zunächst wartet er ab, gibt knappe Antworten auf die ihm gestellten Fragen. Doch dann taut er auf und bringt unter, was ihm wichtig ist und was er sich im Vorfeld überlegt hat. Die Ausbildung gerade bei Dörken habe ihm zu dieser Sicherheit verholfen, sagt Sükrü Dal. Dörken hat eine eigene Ausbildungswerkstatt. Sofort ging es los mit Theorie und Praxis aus einem Guss. Auch im Betrieb gab es Chancen zur Vorbereitung auf die Berufsschule und zur Vorbereitung auf die Arbeiten. Besonders habe ihm geholfen, dass sein Ausbilder stets an ihn geglaubt habe. „Er hat mein Potenzial gesehen und mich immer wieder motiviert.“
Das war 2019 der Fall, als Sükrü Dal mit 91 Prozent die Prüfung zum Maschinenbediener schaffte. Ein Prozentpunkt mehr, und das wäre ein Einser-Abschluss gewesen. Dal folgte dem Rat seines Ausbilders und hängte eine zweite, verkürzte Ausbildung dran. Und diesmal war es mit 92 Prozent eine Punktlandung. Gerne denkt der Doppelazubi zurück an die Feier zum Abschluss, an die schöne Tasche mit Produkten von Dörken, an den als Eins geformten Ballon – und an die Prämie. Nun ist noch einmal die Feier der Industrie- und Handelskammer hinterher gekommen.
Kammer-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat hat gratuliert: „Mit ihren Abschlüssen haben sie das Fundament für ihre eigene Zukunft gelegt“, rief er den Absolventinnen und Absolventen bei der Urkundenübergabe zu. „Sie machen damit beste Werbung für die duale Ausbildung in Industrie, Handel und Dienstleistungen“, bekräftigte er. Und dann hatte Geruschkat noch einen Wunsch: „Bleiben Sie bitte Ihrer Heimat treu. Die Unternehmen, die in Ausbildung investieren, brauchen junge, ehrgeizige Menschen wie Sie!“
Sükrü Dal muss man das nicht zwei Mal sagen. Fortgehen ist für ihn derzeit keine Option. Der Hagener mit türkischen Wurzeln und deutschem Pass ist angekommen bei dem Branchenprimus in Herdecke. Seine Herkunft habe nie eine Bedeutung gehabt, sagt Dal – höchstens der schwierige Vorname sei ein Problem. Immerhin: Manche kennen aus dem Fernsehen die „Trödeltruppe“ und wissen daher, wie man Sükrü ausspricht. Bei den anderen hat er Verständnis.
Sprecher der Azubis
Zweimal für zwei Jahre war Sükrü Dal in der Jugendausbildungsvertretung, einer Art Betriebsrat für Jugendliche. „Ich kenne alle Azubis, die kennen mich alle“, sagt er als scheidender Vorsitzender. Eigentlich dürfte er sich vom Alter her noch einmal wählen lassen. Aber die vier Jahre sind ihm genug. Stattdessen liebäugelt er mit dem Betriebsrat. Im jetzigen Amt hat er an den Sitzungen schon teilnehmen dürfen und viele Seiten des Betriebs kennen gelernt, die den meisten Beschäftigten verborgen bleiben.
Mit der ersten Prüfung ist ihm trotz der verpassten eins klar geworden, „dass er doch etwas drauf hat, die Dinge begreift, Sachverhalte durchdringt.“ Von der Schule und dem anschließenden Berufskolleg her hatte er das nicht erwartet. „Ich unterschätze mich oft,“, sagt Dal.
Anreiz zum Meister
Jetzt freut er sich auf die Arbeit als Schichtschlosser. Bei einer Störung wird er als erster gerufen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn die Produktion weiter laufen kann, weil er wie kürzlich eine Bremse gängig gemacht hat, die nicht mehr richtig funktionieren wollte. Weiß er doch: „Wenn die Anlage steht, fühlt sich keiner der Mitarbeiter gut.“
In der Freizeit macht der 23-Jährige gerne Fitnesstraining oder geht Schwimmen im Westfalenbad. Und weil die Frage, was er sich denn für die Zukunft so vorgenommen hat, immer noch nicht gestellt ist, wirft er sie selbst auf. Klar will er höher kommen, womöglich Vorarbeiter werden. „Vielleicht“, sagt er, „mache ich sogar den Meister.“ Die Industrie- und Handelskammer jedenfalls hat ihm mit einem Stipendium einen großen Anreiz für weitere Selbstentdeckungen gegeben.
Einser-Azubis aus Wetter und Herdecke
WetterWiktoria Bratek, Kauffrau im Einzelhandel, Deichmann SEMarisa Krüger, Bauzeichnerin, Erich-Max Heymer Ingenieurbüro für BautechnikDawid Lenartowicz, Industriemechaniker, EZM Metallbearbeitung und Service GmbHGiuliano Maier,Industriekaufmann, Bleistahl Produktions-GmbH & Co. KGKristin Rozandsky, Industriekauffrau, Zeschky Galvanik GmbH & Co. KGMax Siebeck, Kaufmann im Groß- und Außenhandel, EB.S. Erodierbedarf GmbHLukas von Barnekow, Werkstoffprüfer, Demag Cranes & Components GmbHHerdeckeSükrü Dal, Industriemechaniker, Dörken Service GmbHSarah Rethemeier, Kauffrau im Einzelhandel, Stefan Grubendorfer e.K