Herdecke. 1971 gegründet, steht der Ruhrgalerie Herdecke 50 Jahre später für eine längere Zeit kein Raum zur Verfügung. Auch Schlüsselposition unbesetzt.

Heutzutage in der kurzlebigen Zeit wollen Einrichtungen schon ihren zehnten Geburtstag als Jubiläum feiern. Ein solches steht aber nach christlicher Denkweise erst nach 25 Jahren an. Erst recht nach 50. So lange besteht nun schon die Ruhrgalerie in Herdecke. Das klingt nach einem festlichen Anlass. Die Gegenwart allerdings bietet keinen Grund zum Jubeln. Denn aktuell fehlt ein Raum für Kunstausstellungen. Auch personell gibt es offene Fragen.

Wer in der bekanntesten Suchmaschine des Internets die zwei Wörter Ruhrgalerie Herdecke eingibt, erhält den Hinweis: vorübergehend geschlossen. Dieser Status wird auch über das 50. Jubiläumsjahr hinaus anhalten. Das bestätigte kürzlich Dennis Osberg als Beigeordneter der Stadt auf Anfrage der SPD in einem Fachausschuss. Wie lange Kulturfreunde auf Ausstellungen oder ähnliches in der Goethestraße 14 verzichten müssen, lasse sich derzeit aber nicht abschätzen.

Galerist fehlt

Recherchen ergaben, dass die aktuelle (Zwangs)Pause ein vorübergehender Zustand sei. Alle Gesprächspartner bestätigten der Redaktion, dass die Ruhrgalerie zu gegebener Zeit wiederbelebt werden soll. Diese wurde 1971 gegründet und war zunächst in der Hauptschule am Sonnenstein beheimatet.

Konkret lässt sich das traurige Jubiläum an zwei Aspekten festmachen. Erstens: Bekanntlich hat Werner Karmiol als langjähriger Galerist sein Amt 2020 aufgegeben. Mit der Nachbesetzung wollen sich die Beteiligten aufgrund der Raumfrage Zeit lassen, hieß es bei der jüngsten Versammlung des verantwortlichen Kulturvereins vor einigen Monaten. Zu dieser 1972 gegründete Einrichtung gehören zahlreiche Mitglieder, darunter viele Kulturschaffende aus Herdecke. An der Spitze steht ein Vorstand, die Geschäftsführung liegt beim Kulturamt der Stadtverwaltung.

Damit zum zweiten Grund, weshalb diesbezüglich in Sachen Kunst für längere Zeit nichts passieren wird. Die Ruhrgalerie befindet sich bekanntlich in der Goethestraße 14, dem Kulturhaus der Stadt Herdecke. Die wiederum hat – wie berichtet – erste Schritte zur Rathaussanierung unternommen und teilte dazu kürzlich mit: „In der Goethestraße 14 finden derzeit ebenfalls Vorbereitungen für den Umzug des Rathauses statt, dies sind im Wesentlichen Brandschutzertüchtigungen und Instandsetzungen (Holzfenster, Regenentwässerung, Rauchschütz-Türen Flurzonen, historische Türen zu dichtschließenden Türen, etc.).“

Übergangsbüros im Kulturhaus

Handwerker richten also im Kulturhaus Räume für Übergangsbüros der kommunalen Mitarbeiter her, dazu zählt auch das Zimmer der Ruhrgalerie im Erdgeschoss. Auf Nachfrage von Sylke Gröne (SPD) erklärte Dennis Osberg kürzlich, dass die Herdecker Stadtverwaltung die besagten Räumlichkeiten an der Goethestraße 14 vorübergehend benötige und dass die Sanierung des Rathauses ungefähr eineinhalb Jahre dauern wird.

Die Geschichte der Ruhrgalerie

Nach der Gründung 1971 leitete die Künstlerin Heydrun Reymann-Bürger mit diversen Helferinnen und Helfern die Ruhrgalerie bis 1990.Es folgten für einige Jahre die Herdecker Künstlerinnen Rosi Reiß und Ulla Demtröder, die dann Kontakt zu Helga König knüpften.Die ehemalige Leiterin des Fachwerkhofes Witten, Helga König, erweckte im Mai 2003 als künstlerische Leiterin die Ruhrgalerie wieder zum Leben. Nach 23 Ausstellungen gab Helga König die Leitung 2011 auf.Von November 2012 bis ins Jahr 2020 hat Werner Karmiol den Aufgabenbereich von Helga König übernommen, ehe er sich im vergangenen Jahr zurückzog.Die letzte Ausstellung im Kulturhaus fand vom 16. Februar bis 8. März 2020 statt, es handelte sich um eine Hommage an Peter Reuter (alle Daten stammen von der Stadt Herdecke).

Der Beigeordnete schlug vor, dass die Ruhrgalerie eventuell in dieser Zwischenzeit in anderen Räumlichkeiten unterkommen könnte. Ob das zum Tragen kommt? Derzeit sieht es nicht danach aus.