Wetter. Die heimische Wirtschaft hat es dieser Tage nicht leicht: Corona, Hochwasser und jetzt auch die Hauptverkehrsachse gen Süden dicht.
2019 hat die Firma AOS Stahl ihr Zentrallogistikzentrum in Olpe eröffnet. Täglich fährt seitdem ein LKW zum Aufsatteln aus dem heimischen Wetter nach Olpe und wieder zurück. Durch die gesperrte Rahmetalbrücke kostet das nun jede Menge Zeit.
„Unsere Lieferzeiten haben sich dadurch natürlich verlängert“, erklärt der kaufmännische Leiter bei AOS Stahl, Benjamin Wiemann. Er selbst sei auch mindestens einmal in der Woche in Olpe und stehe auf den Landstraßen der Umleitung oft im Stau. Hinzu kommen die Mitarbeiter, die an der Strecke wohnen. „Wir haben uns mit den Mitarbeitern beispielsweise aus Olpe schon geeinigt, dass sie zweimal in der Woche Homeoffice machen, damit sie nicht täglich die Strecke fahren müssen“, erklärt Wiemann. Denn: „Sie müssen sich das überlegen. Wenn jemand um 7 Uhr anfängt, muss der ja schon um 5 Uhr losfahren“, so der kaufmännische Leiter.
Neben dem täglichen Pendelverkehr sind aber insbesondere auch Zulieferer und Spediteure betroffen, die Waren für AOS Stahl in Olpe liefern oder abholen. „Einige unserer Waren gehen auch direkt von Olpe aus raus. Und die Spediteure, die uns beliefern, haben ebenfalls ein großes Problem. Sie haben zwar dieselbe Warenkapazität, müssen aber wesentlich mehr Zeit einplanen oder auch mit mehr LKW fahren“, erläutert Wiemann.
Zeitverlust beklagt
In der Wirtschaft bedeutet ein höherer Zeitaufwand auch immer höhere Kosten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass AOS Stahl hofft, dass die Rahmetalbrücke schnellstmöglich neu gebaut wird. Für die Forderungen vom BUND NRW, der einen Ersatzneubau der Brücke ohne Umweltverträglichkeitsprüfung ablehnt, hat Wiemann indes kein Verständnis.
„Es nervt“, meint er. „Ich könnte es ja verstehen, wenn da vorher keine Brücke gestanden hätte, aber so?“, sagt Wiemann. Seiner Auffassung nach sollte lieber heute als morgen mit dem Neubau begonnen werden. „Durch den ganzen Umleitungsverkehr entsteht eine viel höhere Umweltbelastung“, vermutet er. Auch für die Anwohner an dem betroffenen Gebiet sei dies kein Zustand.
Zur Erinnerung: Der BUND hatte erklärt, dass „der reflexhafte Ruf nach einem Verzicht auf eine vernünftige Bürgerbeteiligung oder auf gesetzlich vorgeschriebene Umweltstandards“ bei dem Neubau der Talbrücke fehl gehe. Es sei schlichtweg falsch, dass diese zu Verzögerungen bei der Realisierung führen. Das Gegenteil sei der Fall. Eine transparente Planung unter Berücksichtigung der Umweltbelange führe zu rechtssicheren Vorhaben und mehr Akzeptanz, so der BUND.
Diese Umweltverträglichkeitsprüfung könne zügig und parallel zu anderen Planungsschritten erfolgen und sorge nicht für Verzögerungen. Planungs- und Realisierungsverzögerungen seien eher auf fehlende Planungskapazitäten zum Beispiel bei der Autobahn GmbH zurückzuführen, lägen aber nicht an Umweltprüfungen. „Dass Ministerpräsident Wüst das geltende Planungsrecht aushebeln will, wenn er fordert, darauf zu verzichten, ist ein Affront gegen den Umweltschutz. Anders als es manche aktuellen Presseberichte fälschlicherweise transportieren, plant der BUND keineswegs, gegen einen Ersatzbau für die A45 zu klagen“, so der BUND. Die Wirtschaft hingegen fordert so schnell wie nur möglich einen Wiederaufbau. „Der Ersatz eines bestehenden Bauwerks darf nicht unter das übliche Genehmigungs- und Planungsregime inkl. Beschaffungsvorgaben, Umweltverträglichkeitsprüfungen und Planfeststellung fallen. Es muss ein neuer Rechts-, Genehmigungs- und Planungsrahmen in Kraft gesetzt werden, der einen schnellen Neubau der Rahmede-Brücke sicherstellt“, heißt es in einem Forderungspapier, dass die Unternehmer- und Arbeitgeberverbände der Region erstellt haben. Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer hatte eine Forderung nach einem Neubau binnen zwei Jahren in den Raum gestellt. Die Autobahn GmbH Westfalen strebt hingegen eine Bauzeit von fünf Jahren an.
Doch was bedeutet das für AOS Stahl in Wetter? Das Unternehmen plant im neuen Gewerbegebiet an der Schwelmer Straße auf 25.000 Quadratmetern einen Neubau. Hat die Sperrung Auswirkungen auf die Planungen? „Nein. Wir werden dort größer bauen als an unserem jetzigen Standort, aber das hat nichts mit der A 45 zu tun“, erklärt Wiemann. Zumal die Planungen dafür schon abgeschlossen seien. „Ab Ende März rollen dort die Bagger an“, verrät der kaufmännische Leiter.