Wetter/Herdecke. Luca-App, QR-Code, Testergebnisse per Mail: Die digitale Pandemie-Welt scheint die Senioren ohne Handy zu vergessen. Aber es gibt Alternativen.
Nachdem der Inzidenzwert konstant unter der 150er-Marke ist, dürfen die Geschäfte in Wetter und Herdecke wieder öffnen. Zugangsvoraussetzung ist ein negativer Schnelltest, genau wie beispielsweise bei den Friseuren. Also schnell einen Test machen, das Ergebnis aufs Handy schicken lassen und shoppen gehen. Klingt simpel und einfach. Doch was ist eigentlich mit denjenigen, die kein Smartphone besitzen? Sind diejenigen nun ausgeschlossen oder gibt es Alternativen?
Gerda Spieß lebt mit ihrem Mann in Volmarstein. Die 85-Jährige ist fit. Sie und ihr Mann besitzen zwar ein Handy, aber eben kein Smartphone. Zum Telefonieren reicht es. Das ist die Hauptsache. Auch Fotos kann die rüstige Rentnerin in der Zwischenzeit machen. Doch E-Mails empfangen, einen QR-Code einlesen oder die Luca-App aufspielen? Dafür ist das Handy nicht gedacht, und Gerda Spieß ist darüber auch gar nicht böse. Im Gegenteil. „Dann müsste mir ja jemand das Smartphone genau erklären und immer wieder dabei sein, damit ich nicht aus Versehen die falschen Tasten drücke. Das will ich nicht“, sagt sie. Obwohl: „Wir haben einen Strickkreis, der sich zwar Corona-bedingt momentan nicht treffen kann, aber da sind ein paar Frauen, die Fotos machen und verschicken können. Da habe ich mir schon oft gedacht, das wäre vielleicht ganz schön, das auch zu können“, gibt Spieß zu. Ausgegrenzt ohne Handy fühlt sie sich aber bisher nicht. „Ich hatte glücklicherweise noch einen Friseurtermin, bevor man einen Schnelltest dafür brauchte“, sagt sie erleichtert und lacht. Zur Not, müssen die Haare halt wachsen.
Ausdruck der Testergebnisse
Trotzdem: Gerda Spieß ist nur eine von ganz vielen Menschen, die kein Smartphone oder Internet haben. Das ist inzwischen auch bei den Schnelltest-Anbietern angekommen. Bei der Evangelischen Stiftung Volmarstein beispielsweise bekommen alle Menschen, die einen Schnelltest an den angebotenen Stellen machen, einen Ausdruck über das negative Ergebnis – sowohl an den mobilen Stationen als auch an der Hartmannstraße. Mit diesem Ausdruck können die Menschen dann trotzdem an gleichen Tag, beziehungsweise innerhalb von 24 Stunden in den Geschäften einkaufen und zum Friseur gehen.
Auch in den beiden Schnelltestzentren in Wetter und Herdecke an der Elbschehalle und am Bleichstein gibt es etwa 20 Minuten nach der Testung einen Ausdruck. Die Nachfrage dort ist hoch, wie eine Mitarbeiterin erklärt. Viele Getestete wollen ihr Ergebnis lieber als Ausdruck haben. Einige haben zwar auch ein Smartphone, oftmals scheint aber die Bedienung zu kompliziert. Das gute alte Papier ist da einfacher zu handhaben.
Ist erst einmal die Hürde Schnelltest überwunden, könnte es zum fröhlichen Shoppen gehen – oder bald vielleicht auch wieder in die Restaurants. Doch halt, da war doch noch was. Richtig. Die viel gelobte Luca-App. Wieder ein Werkzeug, das nur auf dem Smartphone funktioniert. Heißt das, dass Senioren selbst mit ausgedruckten Schnelltestergebnis nicht in die Geschäfte kommen? Nein, das ist nicht richtig. In den Geschäften gibt es auch weiterhin die Möglichkeit, mit Papier und Stift seine Kontaktdaten zur Nachverfolgung zu hinterlegen. Ein Smartphone ist also nicht nötig.
Geimpfte brauchen keinen Test
Für Gerda Spieß ist die Lage sogar noch einfacher. Dank der Neuregelung des Landes NRW sind Geimpfte nämlich mit negativ Getesteten gleich gestellt. Und geimpft ist sie inzwischen. Den Termin hat ihre Schwiegertochter vereinbart. Daher ist ihr Impfpass ihre Eintrittskarte in Läden und Friseursalons.