Herdecke. Die Schulen bleiben geöffnet, aber Corona stellt Leitungen, Lehrer, Kinder und Eltern vor Herausforderungen. Wie es derzeit zugeht in Herdecke
Die größten Erwartungen für den Start nach den Weihnachtsferien hatte Sabine Jessinghaus ohnehin nicht gehabt. Was dann aber kam mit Testungen und plötzlicher Abkehr von den Einzelproben bei den Schüler-PCR-Tests, „das hat uns einfach überrollt“, sagt die Leiterin der Schrabergschule. Und Matthias Wittler, Leiter der Werner-Richard-Grundschule, machte jetzt im Schulausschuss deutlich: Es könnte noch schlimmer kommen.
Die SPD hatte das Thema Schulstart an den Schulen auf die Tagesordnung setzten lassen. Gustav Müller war der Hinweis wichtig, dass die Neugierde seiner Partei „nicht als Kritik an den bedauernswerten Damen und Herren zu verstehen ist, die hier in der Stadt die Schulen managen müssen.“ Hätte er allerdings gewusst, was noch so alles in der NRW-Schulpolitik der letzten Tage geschehen sei, so hätte er die Anfrage drastischer formuliert.
An allen vier Herdecker Grundschulen habe es aktuell positive Pooltests gegeben, berichtete Sabine Jessinghaus. Bei den Pooltests kommen alle Tests einer Klasse zusammen ins Labor. Für den Fall, dass mindestens ein Test positiv ist, hatte jeder Schüler bis vor kurzem zudem einen individuellen Test mitgegeben. Weil die Labors unter der Last der Proben aber zusammen brechen, gibt es jetzt stattdessen vor dem Unterricht einen Schnelltest für die Schüler betroffener Klassen.
Die Selbsttests stellen die Grundschulkinder vor große Herausforderungen. Sabine Jessinghaus flüchtet sich in Sarkasmus: „Die Kinder niesen beim Test fast alle – eine wunderbare Gelegenheit, Vieren zu verbreiten.“ Ihr Fazit: Was derzeit an den Schulen laufe, „das ist der absolute Wahnsinn.“
Oftmals sei ein Pooltest positiv, berichtet Matthias Wittler. Der folgende Schnelltest für alle falle dann aber schon mal komplett negativ aus. Wobei einige Schüler fehlen würden – die, bei denen es dann ein zwei Tage später von den Eltern heißen würde, sie seien erkrankt. Für die Familien, die ihre Kinder mit Angst zur Schule schicken würden oder schnell reagieren müssen, wenn sich bei Schulbeginn herausstellt, ein Schnelltest war positiv, führe das zu totaler Unsicherheit. Wittler selbst sieht sich mittlerweile als „Virologe, Schnelltestzentrum und Psychologe.“ Auf Dauer sei das nicht aus auszuhalten. Wobei er damit rechne, dass künftig auch Kollegen wegen Corona ausfallen könnten. Ausfälle zu kompensieren aber werde schwierig.
Einen etwas anderen Blick vor allem auf den Vorstoß der SPD hat Enric Tange, Ratsmitglied und Landtagskandidat der FDP. In einer Stellungnahme nach der Sitzung scheibt er, sicher sei die Situation an den Schulen eine Herausforderung für Schulleitungen, Lehrer und Eltern. Tange weiter: „Trotzdem dürfen wir das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren. Der Schulbetrieb muss sicher gestellt werden!“ Den Mangel an PCR-Tests habe Schulministerin Gebauer (FDP) nicht zu verantworten, aktuell müssten Schnelltests in fast allen Lebensbereichen ausreichen, weist er die Kritik der SPD zurück.
Schulausschuss fragt
Seit dem Ausbruch der Pandemie ist die Lage an den Schulen immer wieder Thema im Schulausschuss gewesen.Dieses Mal wollte die SPD wissen, wie der Start nach den Weihnachtsferien geklappt hat.