Herdecke. Herdecke braucht Flächen für Gewerbe. Andernfalls fürchtet Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster Schlimmes.
Mehrere Hebel sollen angesetzt werden, um in Herdecke den Druck bei Gewerbeflächen zu mindern: Ein digitales Kataster soll derzeitige Gewerbebrachen erfassen. Die Verwaltung soll Vorbereitungen treffen, Bonsmanns Wiese an der Wittbräucker Straße in ein Gewerbegebiet zu verwandeln. Mögliche Ausgleichsflächen sind dabei noch zu klären. Und mit Mark E soll über die Nutzung der Brachflächen auf dem Cuno-Gelände gesprochen werden. Das hat der Hauptausschuss als verkleinerter Rat bei zwei Enthaltungen gegen die Stimmen der SPD beschlossen.
Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster hatte in der Diskussion angesichts der Ausweitungsprobleme Herdecker Unternehmen von „blanker Not“ gesprochen. Früher hätten drei Firmen aus der Stadt beinahe wöchentlich bei ihr angerufen, jetzt vielleicht alle zwei Monate, und wegen möglicher Erweiterungsflächen gefragt. Aus Sicht der Stadt drohe ein „nicht unwesentlicher Verlust von Gewerbesteuereinnahmen und Arbeitsplätzen.“
„Wir werden immer mehr zu einer Schlafstadt“, stellte die Bürgermeisterin fest. Gewerbeansiedlung in Herdecke sei angesichts der Preise ohnehin „ein teures Vergnügen“ – wenn es denn überhaupt mal eine Fläche dafür gebe. Firmen berichteten ihr auch von Offerten aus Nachbarstädten. Sie jedenfalls mache sich Sorgen, für die Stadt wichtige Firmen zu verlieren: „Wir müssen was tun, wenn wir wenigstens unseren Stand halten wollen“, so Katja Strauss-Köster.
CDU, Grüne und FDP hatten gemeinsam den Antrag eingebracht, der zu einer besseren Nutzung von Brachflächen und womöglich zu einem neuen Gewerbegebiet auf Bonsmanns Wiese führen soll. Für die Grünen ist dabei in den weiteren Gesprächen wichtig, wo Ausgleichsflächen für Bonsmanns Wiese gefunden werden können – womöglich andere Flächen, die bisher für Gewerbe reserviert waren.
Schlagabtausch von Rot und Grün
Die SPD hatte wie auch die CDU schon vor zwei Jahren die Wiese an der Wittbräucker Straße mit in den Blick genommen. Aus ihrer Sicht ist es nicht nötig, wie in dem Antrag von CDU, Grünen und FDP vermerkt, noch einmal die Aufnahme in den Regionalplan zu fordern. Diesen Beschluss gebe es bereits, so Ratsherr Prof. Ulrich Schwellenberg. Sein Fraktionskollege Klaus Klostermann kommentierte den Positionswechsel der Grünen mit der Bemerkung: „Wir haben mittlerweile eine schwarz angestrichene Grünen-Fraktion in Herdecke.“ Grünen-Fraktionschef Andreas Disselnkötter hielt gegen, die SPD solle angesichts von Flächenfraß in anderen Zusammenhängen „vor der eigenen Haustüre kehren.“
Im Zuschauerraum verfolgten aufmerksam Anwohner von Bonsmanns Wiese die Diskussion. Sie haben bereits angekündigt, sich zur Wehr setzen zu wollen, wenn Politik und Verwaltung an Gewerbe auf der Wiese festhalten sollten.
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„Arbeitsplätze schaffen, Unternehmern Gestaltungsraum bieten und Gewerbesteuereinnahmen für Herdecke ermöglichen“, so sieht Dr. Georg Torwesten, Mitglied des Herdecker Ausschusses für Bauen, Planen und Verkehr und Mitglied der Mittelstands- & Wirtschaftsunion (MIT), die Ziele, die mit dem Gewerbegebiet Bonsmanns Wiese umgesetzt werden könnten. „Diese Fläche im Stadtgebiet liegt unmittelbar an der Bundesstraße 54 und bietet vielfältige Möglichkeiten für die Ansiedlung von verträglichem Gewerbe. Durch die nahe Autobahn ist eine gute Anbindung gegeben, ohne dass die Innenstadt zusätzlich belastet wird.“
Marc Schulte, ebenfalls bei der Wirtschaftsvereinigung der CDU aktiv, ergänzt: „Für die Anwohner kann man durch optisch ansprechende Bepflanzungen eine Trennung zum Gewerbegebiet schaffen. Wichtigste Ziele bleiben für die MIT Herdecke-Wetter zusätzliche Flächen, auf denen sich mittelständisches Gewerbe und Handwerk ansiedeln können, Arbeitsplätze in Herdecke zu erhalten oder zu schaffen und dass Herdecke ein attraktiver Standort für alle Bereiche des Lebens bleibt. Hierzu gehören neben ökonomischen Aspekten auch ökologische Ansprüche. Dies ist für uns kein Widerspruch, denn nur beides im Einklang miteinander bedeutet echte Nachhaltigkeit.“
Das sei in Wetter mit dem Gewerbepark Schwelmer Straße schon gut gelungen, so Schulte weiter. „Jetzt kann Herdecke nachziehen und den Unternehmen auch zukünftig ein attraktives Angebot machen.“